Wer mit dem Auto in Dortmund unterwegs ist, hat es aktuell nicht leicht: Eine Baustelle jagt die nächste. Auch an der Kreuzung Funkenburg in der Innenstadt-Ost, wo Kaiserstraße, Klönnestraße und Franziskanerstraße aufeinandertreffen, wird aktuell gebaut. Die Stadt hat seit dem 15. Juli Vollsperrungen und Umleitungen eingerichtet.
Bis zu den Herbstferien soll der Bereich moderner und barrierefreier werden. Zusammen mit DEW21, DONETZ und DSW21 will die Stadt außerdem neue Versorgungs- und Fernwärmeleitungen verlegen.

Doch wie wirkt sich die Baustellensituation auf die Anwohnenden und Geschäfte aus? Wir haben uns umgehört – und unterschiedliche Stimmungen eingefangen.
„Erholung vom Straßenlärm“
Daniela Strießbaum (51) wohnt direkt an der Kreuzung Funkenburg. Für sie ist der Baustellenlärm eine Erholung vom Straßenlärm: „Der Verkehr hier ist sonst eine Katastrophe, da stört mich die Baustelle wirklich nicht. Außerdem haben die Leute Spaß an ihrer Arbeit, das sieht man!“
Von Erholung spricht ein weiterer Anwohner, der aber anonym bleiben möchte: „Ich bin so froh über die baustellenbedingte Verkehrsberuhigung, es ist wesentlich ruhiger.“ Endlich könne er nachts die Fenster öffnen, ohne vom Straßenlärm geweckt zu werden.
„Die Kaiserstraße und die Klönnestraße sind normalerweise sehr stark befahren“, stimmt der Vater der Familie Suse zu. Er möchte seinen Vornamen nicht veröffentlicht wissen. „Wir merken jetzt, wie schlecht die Luft normalerweise ist, jetzt ist sie viel besser!“ Der Unterschied sei so stark, dass er sogar überlege, mit der Familie irgendwann aufs Land zu ziehen. „Wir hören die Bauarbeiten zwar zwischendurch, aber das ist bei Baustellen nun mal so, alles hat Vor- und Nachteile.“
Markus Czernecki (61), der dreimal die Woche vor der Bäckerei Grobe im Kaiserquartier sitzt, sieht das ähnlich: „Wo Baustellen sind, ist auch Lärm. Der Straßenlärm war zu ertragen, zumindest für mich als Besucher. Als Anwohner sieht das wahrscheinlich anders aus.“
„Kunden finden uns nicht“
Ganz anders sieht die Stimmung bei den Händlern und Gastronomen an der Kreuzung Funkenburg aus. Mehrere berichten uns in Gesprächen, dass der Lärm kaum eine Rolle spielt. Viel mehr hätten ihre Kunden große Schwierigkeiten, zu ihren Geschäften zu gelangen.
Zum Beispiel zur Funkenburg Apotheke von Susanna Bettenworth (46): „Dadurch dass alles gesperrt und nicht vernünftig beschildert ist, wissen unsere Kunden nicht, dass sie bis zu uns fahren und parken dürfen.“ Die Vollsperrung sei viel zu früh ausgeschildert und verwirre ihre Kunden nur.

Die fehlende Kundschaft merke Bettenworth vor allem samstags, wenn normalerweise viel Laufkundschaft ihre Apotheke aufsucht: „Da bleibt der Parkplatz hier fast leer, das merkt der Rewe sicherlich auch.“ Dies bestätigte uns die Pressestelle von Rewe Dortmund auf Nachfrage: „Eine Baustelle direkt vor einem REWE-Markt hat Auswirkungen auf die Kundenzahl und den Umsatz.“

Besonders schwierig werde es laut Susanna Bettenworth jedoch, wenn die Funkenburg Apotheke Notdienst hat: „Unser Notdienst-Schalter liegt zur Kaiserstraße heraus, also direkt an der Baustelle. Da ist es schon passiert, dass die Leute einfach in die Baustelle gefahren sind.“
Auch das Zustellen von Paketen bereite aktuell Probleme. Ihre Sorgen bezüglich der Beschilderung habe sie deshalb der Stadt mitgeteilt: „Ich habe aber noch nichts gehört“, sagt sie, als wir sie treffen.
„Unglückliche Umleitung“
Den Ärger über die aktuelle Umleitung teilt auch Daniel Strehlau (39), ihm gehört das „KaffeeLoft“ im Kaiserquartier: „Die gewählte Umleitung der Stadt geht so weit zurück, teilweise bis hinter die B236. Sie hätte deutlich kürzer sein können, zum Beispiel durch die Manteuffelstraße.“ Die Stadt habe hier seiner Meinung nach nicht im Sinne der anliegenden Unternehmen gehandelt. Die meisten Kunden fänden glücklicherweise trotzdem zum KaffeeLoft.
Seine Mitarbeiterin Celine Göring (21) hat ebenfalls Probleme mit der Anfahrt: „Ich brauche jetzt viel länger zur Arbeit, weil ich die Bahn nehmen und umsteigen muss. Der Bus ist sonst immer durchgefahren.“

„Fußgängerbeschilderung fehlt“
Nicht nur die Schilder für Autofahrer sorgen für Unmut unter den anliegenden Unternehmern. Laut Jenny Göksenin (36), Inhaberin eines Beautysalons an der Kaiserstraße, fehlten ebenso Schilder für Fußgänger: „Ich war gerade zum ersten Mal beim Rewe und hatte Schwierigkeiten, den richtigen Weg zu finden.“
Während der Arbeit schließe sie außerdem regelmäßig die Tür: „Der Baustellenlärm ist teilweise lauter als der Straßenlärm und manchmal erschrecke ich mich, wenn es knallt. Bei meiner Arbeit ist das ungünstig.“ Da sie ausschließlich auf Termin arbeite und keine Laufkundschaft habe, habe sie nicht weniger Kundinnen und Kunden als sonst. Dennoch hätten viele mit der Anfahrt zu kämpfen.

Umleitungen
Für Autos, die in Richtung Innenstadt unterwegs sind, ist eine offizielle Umleitung über die Berliner Straße, Hannöversche Straße, Klönnestraße, Brackeler Straße, B236, B1 und Märkische Straße eingerichtet.
Nach Beendigung der Arbeiten auf der Nordseite geht es dann auf der südlichen Seite (Einmündungsbereich Franziskanerstraße) mit dem zweiten Bauabschnitt weiter. Dann wird die Sperrung den Verkehr stadtauswärts betreffen.
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