Design Director Fabiane Unger steht in einem der Studentenzimmer im "Basecamp".

Design Director Fabiane Unger steht in einem der Studentenzimmer im "Basecamp". © Joscha F. Westerkamp

Riesen-Neubau in Dortmunds City: So sieht es im „Studentenwohnheim der Zukunft“ aus

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Das Studentenwohnheim „Basecamp“ in der Dortmunder City ist mittlerweile bewohnt. Dort gibt es unter anderem ein Kino – dafür aber kein echtes Bett. Wir zeigen, wie es innen aussieht.

Dortmund

, 27.08.2022, 04:30 Uhr

Steht in der Dortmunder City das Studentenwohnheim der Zukunft? Das behauptet zumindest die Frau, die es entwickelt hat. Sie heißt Fabiane Unger und ist „Design Director“ beim „Basecamp“.

„Wir überlegen uns konstant, was die Studenten brauchen. Wir haben auch ein Forschungsprojekt gestartet mit einer Universität, um zu überlegen, wie es 2025 aussieht. Die Generation Z ist unheimlich digital unterwegs, schnell, aber sie haben auch ein wahnsinniges Bedürfnis nach Rückzugsorten“, so Unger.

Der sogenannten Generation Z werden überwiegend diejenigen zugerechnet, die in den Jahren 1997 bis 2012 zur Welt gekommen sind.

„Die jungen Menschen brauchen einen Ort, an dem sie sich wohlfühlen, aber an dem sie auch Connections erhalten und eine Community gründen können,“ sagt Unger.

All das sei bei der Entwicklung des Basecamps bedacht worden. Nun ist das Wohnheim an der Kreuzung zwischen Kampstraße und Brückstraße seit einigen Monaten fertig gebaut und bewohnt.

Basecamp Manager Jelle Greijn

Basecamp-Manager Jelle Greijn © Joscha F. Westerkamp

Basecamp-Manager Jelle Greijn sagt ähnliches wie Unger; spricht davon, dass die Studierenden, die aus der ganzen Welt kämen, durch die umfangreiche Ausstattung des Basecamps nun in einem geschützten Raum leben könnten, in ihrer eigene „Bubble“.

Fabiane Unger: „Neben dem Rückzugsort, seinem Zimmer, hat man die Möglichkeit, sich auf den Gemeinschaftsflächen zu treffen.“

So habe das Basecamp beispielsweise ein eigenes Kino, das die Bewohner kostenfrei mieten können, um einen Film oder auch eine Online-Vorlesung zu gucken.

Zwei von solchen kleinen Sitzecken gibt es im Kino.

Zwei von solchen kleinen Sitzecken gibt es im Kino. © Joscha F. Westerkamp

Coworking-Spaces, Gyms und Laundry

Des Weiteren gibt es riesige Gemeinschaftsküchen mit „Community Tables“ (also großen Tischen) zum gemeinsamen Essen und Kochen. Zudem gibt es mehrere Lernräume, „Coworking-Spaces“, wie sie es nennen.

Daneben hat das Basecamp auch noch drei kleine Fitnessstudios (aufgeteilt nach unterschiedlichen Trainingsbereichen), die 24 Stunden am Tag nutzbar sind, und die die Betreiber natürlich „Gym“ nennen.

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Doch selbst die „Laundry“ (der Waschraum) beinhaltet einiges, was die „Community“ stärken soll. „Wir wollen wirklich Orte schaffen, wo die Studenten sich miteinander beschäftigen können.“

So hängt direkt neben dem Bügelbrett eine Schaukel von der Decke. Und während in der einen Ecke die Waschmaschinen stehen, steht auf der anderen ein Tischkicker.

Im Waschraum befindet sich direkt neben dem Bügelbrett eine Schaukel, und weiter hinten auch noch ein Tischkicker und eine Spielwand.

Im Waschraum befindet sich direkt neben dem Bügelbrett eine Schaukel, und weiter hinten auch noch ein Tischkicker und eine Spielwand. © Joscha F. Westerkamp

Auffällig ist auch das Design des Basecamps. Wohlwollend könnte man von modernem „Industry Look“ sprechen.

Es erinnert ein bisschen an ein Parkhaus, das aber – zumindest außerhalb der Treppen – mit teils wilden Farbkombinationen und Grafiken bemalt worden ist.

So sieht es in den Gängen aus.

So sieht es in den Gängen aus. © Joscha F. Westerkamp

Auch in den Zimmern geht es bunt weiter. Ansonsten setzt man hier viel auf Holz-, Beton- und ein bisschen Metall-Optik. Generell ist das Zimmer interessant gestaltet.

„Wir haben eine Back Wall und ein Rail am Bett“, sagt Unger. Meint: Es gibt eine Wand mit Löchern, in die man dazu passende Stäbe stecken kann, um etwas daran aufzuhängen, und einige Stangen am Bett, um noch mehr aufzuhängen.

So sieht das „Bett“ in den Zimmern aus.

So sieht das „Bett“ in den Zimmern aus. © Joscha F. Westerkamp

Man schläft auf einer Holzschublade

Wobei „Bett“ eigentlich ein falscher Ausdruck ist. Man schläft auf einer Matratze, die auf einer Art langgezogener Holzschublade liegt. Die aber Löcher hat, um die Belüftung von unten zu gewährleisten. Angesprochen darauf sagt Fabiane Unger:„Die Balance zwischen Qualität und Invest ist eine Challenge.“

Aber: Die Matratze sei extra für sie angefertigt worden, das sei nicht unbequem. Das Holz gebe dem ganzen einen jungen „Look“, außerdem müsse man den „Waste“ (Abfall) runterhalten.

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Nur gut einen Meter vom Bett entfernt befindet sich dann die Küchenzeile, die sie „Kitchennette“ nennen. Einen abgetrennten Raum gibt es dafür nicht. Abzüge, damit der Kochgeruch nicht direkt in die Matratze übergeht, auch nicht.

Manche der Zimmer haben auch so eine Küchenzeile.

Manche der Zimmer haben auch so eine Küchenzeile. © Joscha F. Westerkamp

„Wir entwickeln die Basecamps immer weiter. Beim nächsten, das wir bauen, werden wir Abzüge einbauen“, sagt Unger. Aber: Man könne ja auch mit den großen Fenstern lüften. Außerdem gebe es ja zum Ausweichen für alle Gemeinschaftsküchen.

Wer keine Küche hat, kann in diesen Gemeinschaftsküchen kochen.

Wer keine Küche hat, kann in diesen Gemeinschaftsküchen kochen. © Joscha F. Westerkamp

Einen eigenen Esstisch hat keines der Zimmer. Der Schreibtisch (die Betreiber nennen ihn „Study desk“) kann dafür zur Hilfe gezogen werden. Oder man sitzt einfach noch auf der multifunktionalen Holzschublade, die auch als Bett dient – die geht neben der Matratze nämlich noch weiter und bietet dort Fläche.

331 Zimmer hat das Basecamp insgesamt, etwa ein Drittel davon mit eigener eigene Küchenzeile. Fitnessstudio, Lernräume und Kinos sind alle im Preis inbegriffen, auch eine 24-stündige Rezeption.

„Außerdem haben wir ein paar Bewohner als Basebuddys eingestellt, die dann den neueren Bewohnern helfen“, sagt Basecamp-Manager Jelle Greijn.

Drei solcher kleinen Fitnessstudios hat das Basecamp.

Drei solcher kleinen Fitnessstudios hat das Basecamp. © Joscha F. Westerkamp

Billig ist all das nicht. Das kleinste Zimmer (etwa 20 Quadratmeter) kostet pro Monat 600 Euro warm, ohne Küche 20 Euro weniger. Abzuschrecken scheint das die Bewohner aber nicht: „Wir sind schon jetzt zu 80 bis 90 Prozent ausgelastet.“

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