Aus für E-Rezept Dortmunder Ärztin ist enttäuscht - kennt aber das Problem

Ärztin Dr. Anna Malik enttäuscht über E-Rezept-Aus
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Rund zwei Monate ist es her, dass etwa 250 Arztpraxen im Gebiet der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) geschlossen damit begonnen haben, E-Rezepte auszustellen. Darunter auch die Praxis von Dr. Anna Maria Malik in Scharnhorst.

Weitere Praxen sollten folgen. Doch das scheint nun erstmal vorbei. Denn die KVWL hat das Projekt - den „Rollout“ des E-Rezeptes - zwangsweise ausgesetzt. Das teilte die Ärztevereinigung am Donnerstag (3.11.) mit.

Datenmissbrauch befürchtet

Ein wesentlicher Grund dafür: Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Keller (SPD) hatte Datenmissbrauch in Apotheken befürchtet und deshalb den Einsatz der elektronischen Gesundheitskarte bei der Übertragung des E-Rezeptes abgelehnt. Bislang war das E-Rezept nur per App oder Ausdruck abrufbar und nicht über die Gesundheitskarte.

Dafür sei zunächst eine technische Nachrüstung notwendig. Deshalb sieht die KVWL „eine eklatante zusätzliche Verzögerung bis Mitte 2023“ vorprogrammiert. Dr. Anna Maria Malik trifft diese Nachricht beim Telefonat mit dieser Redaktion am Donnerstagnachmittag unvorbereitet.

„Ich bin schon enttäuscht, dass es nicht weiter geht“, sagt Malik. Denn in ihrer Praxis habe sie zu großen Teilen E-Rezepte ausgestellt. Die klassischen rosafarbenen Zettel seien den Patientinnen und Patienten nur noch selten überreicht worden. Stattdessen gab es das Rezept dann als Ausdruck mit digitaler Unterzeichnung oder papierlos auf das Smartphone. Das Apothekenpersonal musste den abgebildeten Code dann nur noch einscannen.

Grade die digitale Signatur sei aus Maliks Sicht ein Vorteil des E-Rezeptes gewesen. „Dass ich nicht mehr händisch unterschreiben muss, hat mir schon viel Zeit eingespart“, sagt die Ärztin.

Mehr Menschen nutzen die App

Das habe Malik auch ihrem Personal geantwortet, als es gefragt habe, welches Benefit das E-Rezept mit sich bringe. Denn obwohl das E-Rezept auch über eine App abrufbar ist, sei in ihrer Praxis bisher meist noch immer ein Ausdruck notwendig gewesen.

„Wobei sich die Zahl der App-Nutzer erhöht hat“, sagt Malik. Genutzt werde diese Möglichkeit nicht nur von der jüngeren Generation. „Der erste Patient, der die App genutzt hat, war über 70 Jahre alt“, sagt die Ärztin. Patientinnen und Patienten zwischen 50 und 60 Jahren hätten die App ebenfalls genutzt.

Auf dem Ausdruck eines E-Rezeptes befindet sich ein QR-Code, der in Apotheken eingescannt wird.
Auf dem Ausdruck eines E-Rezeptes befindet sich ein QR-Code, der in Apotheken eingescannt wird. © picture alliance/dpa

Eine positive Entwicklung, wie Malik findet. Denn sie möchte den Gebrauch von Papier in ihrer Praxis weiter reduzieren. „Man kann sich kaum vorstellen, was wir noch alles drucken, kopieren und scannen“, sagt sie. Daher stimmt sie Thomas Müller, Vorstand der KVWL, zu. Dieser spricht in einer Pressemitteilung von einer „Bankrotterklärung für die Digitalisierung im Gesundheitswesen“.

Malik weiß allerdings auch, dass nicht alle Ärztinnen und Ärzte ihre Meinung teilen. In der Ärzteschaft scheint das E-Rezept umstritten. „Das könnte auch an den IT-Voraussetzungen in den Praxen liegen“, meint sie.

Ob nun das Experiment E-Rezept auch in der Scharnhorster Praxis eingestampft wird, bleibt fraglich. Denn auf freiwilliger Basis können in Deutschland alle Praxen das E-Rezept anbieten.

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