Manchen Menschen, deren Bauch ein Gewölbe ist, das stets gut gefüllt sein will, ist der Ansatz von Timo Sievernich und Robin Wiebusch vielleicht ein wenig fremd – sie essen, was kommt und was geht. Die App der beiden Gründer des Schwerter-Start-ups Odacova hingegen will dabei helfen, den Grundstein für eine gesunde Lebensweise durch einen auf die Nutzer zugeschnittenen, KI-basierten Ernährungsplan zu legen. Das Ungewöhnliche dabei: Es passiert mittags auf der Arbeit. In Kantinen und Werksküchen.
Die 26-Jährigen sitzen in der Mensa der TU Dortmund, beide haben ihr Studium der Elektro- und Informationstechnik dort absolviert. Jeder hat einen Teller mit Kartoffeln und Hummus vor sich. Dass sie Kraftsportler sind, sieht man, und dass der Sport der Antrieb für ihre Geschäftsidee war, hört man.
„Wir haben beide eine Leidenschaft für Sport und gesunde Ernährung“, sagt Sievernich, „und wir haben eine intelligente Lösung gesucht, die – was die Ernährung anbelangt – allen hilft.“ Im Großen, im Alltag, auf der Arbeit. Und nicht nur Sportlern. Die Interessen von Menschen und Firmen zusammenzubringen, darum ging es.
„Weniger Krankheitstage“
Von Vorteil sei, dass Unternehmen inzwischen den Wert von betrieblichem Gesundheitsmanagement erkannt hätten. Obst stehe oft zur freien Verfügung, Rückenschulen würden angeboten. „Wir aber wollen beim Essen ansetzen, in den Kantinen. Dort, wo viele ihre tägliche Hauptmahlzeit einnehmen“, so Sievernich. Der Mehrwert für teilnehmende Unternehmen jedenfalls liege auf der Hand: „Denn fittere Mitarbeiter bedeuten weniger Krankheitstage.“
Beispiel: Eine Werksküche stellt Odacova ihre Lebensmittellisten zur Verfügung, auf deren Basis die Odacova-Software die Bandbreite der Inhaltsstoffe analysiert. Mithilfe Künstlicher Intelligenz werden Speisepläne zusammengestellt und Buffet-Empfehlungen gegeben. „Jedes Gericht bekommt einen personalisierten Gesundheitsscore zwischen 0 (weniger gesund) und 10 (gesund), so erhält jeder und jede eine transparente Übersicht, welches Gericht in welcher Zusammensetzung zu seiner Person passt“, fasst Wiebusch zusammen.

Man darf aber auch kleine Sünden begehen, „denn wir wollen niemandem vorschreiben, was er zu essen hat“. Jeder soll es nur wissen. Der Score sei wissenschaftsbasiert und beziehe sich auf die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Satt essen, aber anders
Zuvor werde mithilfe der von den Unternehmen in Lizenz gekauften Odacova-App für jeden Teilnehmer ein Ernährungsplan auf Basis des individuellen Nährstoffbedarfs zusammengestellt. Kohlenhydrate, Proteine, Fette, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente spielen genauso eine Rolle dabei, wie Alltagsaktivität, Krankheiten und Unverträglichkeiten.
„Auf Essensvorlieben nehmen wir ebenfalls Rücksicht“, sagt Wiebusch. Vegetarier, Veganer, Flexitarier, Pescetarier, all das fließe mit ein. Und zwar unter voller Berücksichtigung des Datenschutzes. Das von der Kantine erstellte Buffet können Nutzer dann in der App sehen und bekommen dort auch Empfehlungen, welches Gericht zu ihrer Ernährungsweise passt. Das ist schon außergewöhnlich: Man ist in der Kantine einer unter vielleicht Hunderten, trotzdem wirkt es, als werde für einen persönlich gekocht.

Das Interesse großer Unternehmen ist da. Wiebusch: „Wir sind derzeit in einer gemeinsamen Planung mit Betriebsgastronomen und suchen noch weitere Geschäftspartner.“ Beide sind von ihrer Idee überzeugt. „Wirtschaftlicher Erfolg durch gesündere Mitarbeiter ist messbar“, so Timo Sievernich, „und an gestiegener Leistungsfähigkeit ist jedes Unternehmen interessiert.“ Und die Teilnehmer bekämen eine App an die Hand, die die Aspekte lecker und gesund verbindet. Satt essen darf sich übrigens immer noch jeder – nur eben anders.
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