
© Beate Dönnewald
Apotheke schließt Testzelt: Aufregende Monate mit „einigen Stinkstiefeln“
Coronavirus
Nach sechs Monaten kommt das Corona-Testzelt in den Keller. Das Dortmunder Apotheker-Paar blickt mit gemischten Gefühlen zurück – und kann kuriose Geschichten erzählen.
Am Ende überwiegt die Erleichterung: Das Dortmunder Apotheker-Ehepaar ist froh, dass es sein Corona-Testzelt endlich einmotten kann. Rund ein halbes Jahr stand es vor der Apotheke in Dortmund-Marten. „Es ist gut, dass es vorbei ist. Es war ein nicht zu unterschätzender Arbeitsaufwand“, sagt Apotheker Frank Grote im Gespräch mit dieser Redaktion.
Das ist der eine Teil seines Fazits. Der andere klingt so: „Im Nachhinein können wir über alles lachen“, sagt der Inhaber der Apotheke „An der Wasserburg“.
„Alles“ – das sind vor allem Situationen mit etwas komplizierten Kunden, Frank Grote nennt sie einfach mal „Stinkstiefel“. Doch bevor er weitererzählt, betonen er und seine Frau Monika: „Die meisten unserer Kunden waren sehr dankbar, dass wir ihnen diesen Service vor Ort angeboten haben.“
Doch so seien eben nicht alle gewesen, einige Testwillige hätten schon viel Nerven gekostet, sagt Frank Grote. Zu den „Stinkstiefeln“ gehörten zum Beispiel Kunden, für die er oder sein Personal die Formulare handschriftlich in der Apotheke ausgefüllt haben. „Das war nicht nur zeitlich aufwendig, hinterher gab es dann auch noch Ärger, weil wir manche Namen falsch geschrieben haben.“
Freche Kundin: „Wird das heute nochmal was?“
Auch an andere Beschimpfungen erinnert sich der Apotheker. Erst kürzlich sei eine „Dame zwischen 30 und 50“ ohne Termin richtig frech geworden, weil sie warten musste. Franke Grote hat den Wortlaut der ungeduldigen Kundin noch im Kopf: „Wird das heute nochmal was? Da sollte man mal jemand ins Zelt setzen, der kompetenter ist.“
Seine Mitarbeiterin habe sie dann höflich gebeten, sich schon mal per QR-Code online anzumelden, weil sie dann schneller getestet werden könnte. „Sie hat dann geantwortet, dass sie kein Datenvolumen mehr habe. Das war die Krönung“, so Frank Grote.
Ein Vergnügen sei es auch nicht gewesen, bei Wind und Wetter das Testzelt auf- und abzubauen. Bis zum Schluss habe man dabei immer wieder dumme Bemerkungen von Passanten geerntet. „Ob wir gleich Bratwürstchen verkaufen würden, wurden wir zum Beispiel gefragt“, so Grote.
Viel lieber erinnert sich der Martener Apotheker da an das Abschiedsessen mit den Mitarbeitern, die er für das Testangebot zusätzlich eingestellt hatte und nun wieder entlassen musste. Mit von der Partie sei auch die „liebgewonnene Kiste“ gewesen, in die nach jedem Test alle Handschuhe gelandet seien. „Die war unverwüstlich. Sie hat im Restaurant einen eigenen Stuhl bekommen“, erzählt Frank Grote schmunzelnd. Was ihn besonders freue: „Wir sind in dieser Zeit alle zu einer großen Gemeinschaft zusammengewachsen.“

Frank Grote (hier mit einer Mitarbeiterin) ist froh, dass er das Testangebot einstellt. © Apotheke An der Wasserburg
Grund für das Ende des Testzelts an der Straße „An der Wasserburg“ ist die neue Gesetzgebung. Ab dem 11. Oktober sind die Corona-Tests in der Regel kostenpflichtig. „Die Vorschriften sind zu schwammig. Wer muss zahlen, wer nicht? Diesen Diskussionen wollen wir aus dem Weg gehen“, erklärt Monika Grote. Außerdem verlange das Finanzamt für die Abrechnung der kostenpflichtigen Tests eine eigene elektronische Kassenführung. „Also könnten wir dafür unsere Apotheken-Kasse gar nicht nutzen.“
Kein wirtschaftlicher Erfolg
Ein wirtschaftlicher Erfolg sei das Testzelt für sie nicht gewesen, so die beiden Apotheker. „Unterm Strich liegen wir bei plus minus null“, so Frank Grote. Gewonnen habe man mit dem Angebot aber auf jeden Fall bei vielen Kunden. „Sie sind uns wohl gesonnen und frequentieren lieber uns als das Internet“, sagt Monika Grote.
Insgesamt hat das Team der Apotheke „An der Wasserburg“ rund 4500 Coronatests durchgeführt. „Der stärkste Monat war der Mai mit über 1100 Tests“, so Frank Grote. Anfangs seien 80 bis 85 Testwillige pro Öffnungstag gekommen, gegen Ende nur noch zehn. „Auch deshalb lohnt es sich nicht, den Aufwand weiter zu betreiben.“ Insgesamt habe man 20 „echte“ Corona-Positive „rausgefischt“.
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
