
© Marc D. Wernicke
Wütende Anwohner fordern: „Lkw-Verbot für unsere Wohnstraße!“
Verkehr
Viele Pendler und Lkw-Fahrer nutzen die Schneiderstraße als schnelle Verbindung zwischen Löttringhausen und der Hagener Straße. Die Anwohner wehren sich bereits seit Jahren dagegen.
Anwohner der Schneiderstraße in Kleinholthausen ärgern sich. Regelmäßig fahren Pkw und große Lastwagen durch ihre Wohnstraße. Schon seit Jahren fordern sie die Stadt auf, etwas dagegen zu tun – bislang ohne Erfolg.
„Wir fühlen uns gegenüber verkehrstechnischen Belangen zurückgesetzt“, sagt der Anwohner Florian Weber im Namen von 70 Nachbarn, deren Unterschriften er gesammelt hat.
Er selbst wohnt mit seiner Familie seit März 2016 in Kleinholthausen, wo die Schneiderstraße an die stark befahrene Gotthelf- und Hagener Straße anschließt.
Anwohner kämpfen seit vier Jahren
Noch im selben Jahr startete Weber zusammen mit weiteren Anwohnern eine Bürger-Offensive, um den Durchgangsverkehr auf der von überörtlichen Pendlern und Lkw stark befahrenen Wohnstraße zu beruhigen.
2017 wurde ihre Forderung, die Schneiderstraße für Lastwagen mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen zu sperren, von der Hombrucher Bezirksvertretung an die Stadt Dortmund weitergegeben.
„Die Mobilitätsplanung führte daraufhin etwa ein Jahr später eine Zählung des Verkehrsaufkommens durch“, sagt Florian Weber.
Kritik an der Verkehrszählung
Das Ergebnis fiel für die Anwohner ernüchternd aus: Die hohen Fahrzeugzahlen seien „im normalen Rahmen für eine Verbindungsstraße“ und der Anteil schwerer Fahrzeuge „der Norm entsprechend“.
„Dabei wurden aber nur Fahrzeuge ab 10 Metern Gesamtlänge überhaupt als ‚große‘ Fahrzeuge erfasst“, kritisiert Weber.

Vom Kirchhörder Bach bis zum Bereich der Gotthelfstraße gilt an der Schneiderstraße Tempo 30. © Marc D. Wernicke
Zudem sei die Zählung im Jahr 2018 zu einer Zeit erfolgt, als auf der Hagener Straße eine Spurverengung eingerichtet war. Diese schränkte die Durchfahrt größerer Fahrzeuge vorübergehend ein und habe somit das Bild des Verkehrsaufkommens auf der Schneiderstraße verzerrt.
Die Forderung nach einer Beruhigung der Schneiderstraße sei laut Weber auch nach der Zählung ungehört geblieben. „Stattdessen wird die Straße sogar regelmäßig als Umleitung bei den Baumaßnahmen in der Umgebung genutzt“, kritisiert der Anwohner. Auch unangekündigte Halteverbote entlang einer ganzen Straßenseite hätten in der Nachbarschaft für Unmut gesorgt.
Schneiderstraße war früher eine Sackgasse
Neben Florian Weber spricht sich auch Reinhard Wegener für eine Verkehrsberuhigung aus. Er wohnt mit Unterbrechungen schon seit 1957 an der Schneiderstraße und weiß, wie sie sich im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.
„Nach dem Krieg war dies noch eine ruhige, dörfliche Umgebung. Die Schneiderstraße endete als Sackgasse im Bereich des Kirchhörder Bachs“, sagt Wegener.

Am heutigen Abzweig zur Mettestraße endete die Schneiderstraße bis Anfang der 1970er-Jahre in einer Sackgasse. © Marc D. Wernicke
Eine Kanalisation habe es dort damals noch nicht gegeben, dafür aber ein Postamt, ein Lebensmittelgeschäft und einen Schuhmacher. Die Schneiderstraße war somit das Zentrum von Kleinholthausen.
Verkehrsbelastung nahm stetig zu
Anfang der 1970er-Jahre wurde die Sackgasse geöffnet und die Straße bis nach Löttringhausen verlängert.
„Das erschien einerseits attraktiv, andererseits gab es aber auch die Angst, dass es mit dem dörflichen Charakter vorbei wäre“, sagt Wegener. Denn mit der Verlängerung der Straße nahm auch der Durchgangsverkehr deutlich zu.
In der Folge forderten die Anwohner die Schaffung einer Tempo-30-Zone, die zwischen dem Anschluss an die Gotthelfstraße und der Senke am Kirchhörder Bach bis heute gilt.
„Leider wird das trotz der beidseitigen Parkstreifen und Bepflanzungen von vielen Fahrern missachtet. Häufig wird dort noch nicht einmal Tempo 50 eingehalten“, kritisiert Reinhard Wegener.

Baumscheiben und Aufpflanzungen sollen das Geschwindigkeitsniveau an der Straße senken. Viele Anwohner wünschen sich mehr davon - und ein generelles Lkw-Verbot. © Marc D. Wernicke
Vier Jahre nach dem Start ihres Engagements wächst unter den Anwohnern der Schneiderstraße die Wut gegenüber den Ämtern.
„Wir verlangen, dass die Schneiderstraße für Pendler und durchfahrende Lkw über 3,5 Tonnen unbedingt unattraktiv gemacht wird“, fordert Florian Weber. Dies solle durch ein Durchfahrverbot für Lastwagen erfolgen, das auch durch bauliche Verengungsmaßnahmen gestützt werden soll.
1988 in Dortmund geboren. Lokaljournalist seit 2010. Schreibt für die Ruhr Nachrichten seit 2014 über Hombruch, Hörde und Aplerbeck.