
„Rücksichtslos“, so schimpfen Anwohner der Silberstraße in der City von Dortmund, werde von Autofahrern alles zugeparkt. Auch auf den Rillen, die als Orientierungshilfe für Sehbehinderte dienen, würden die Fahrzeuge regelmäßig abgestellt. © Peter Wulle
Abschlepp-Ärger an der Silberstraße: „Viele sind unbelehrbar. Das ist heute so!“
Abschleppfalle in der City
Anders als viele Citybesucher sehen die Anwohner die Silberstraße nicht als Abschleppfalle. Sie schildern unschöne Erlebnisse mit Falschparkern – und werfen der Stadt Planungsfehler vor. Vor dem teuren Umbau sei es besser gewesen.
Die junge Mutter aus Freiburg ist bei Verwandten in Dortmund zu Besuch und möchte mit dem Töchterchen nur einige Besorgungen in der City machen. In ein fremdes Parkhaus fährt sie nicht so gerne. Über den vermeintlichen Parkplatz am Katholischen Centrum in der Silberstraße freut sie sich daher. Dort stehen schließlich schon mehrere Autos und ein Parkverbotsschild ist auch nicht zu sehen.
Ihr Glück, dass sie einen ortskundigen Passanten fragt, ob man hier in der City wirklich kostenlos parken kann. Kann man natürlich nicht!
Die Besucherin aus Freiburg wird darauf hingewiesen, dass die Silberstraße eine Spielstraße ist, in der nicht geparkt werden dürfe. Außerdem stehe sie mit ihrem Auto auch auf einer Orientierungslinie für Sehbehinderte. Das Verkehrsschild „Verkehrsberuhigte Zone“ hatte sie bei der Einfahrt aus dem Kreisverkehr übersehen. Und auch die Rillen im Boden, die Sehbehinderten Orientierung bieten, hatte die junge Mutter nicht wahrgenommen. Umgehend fuhr sie wieder von dannen.
„Wer ein Auto fährt, muss doch die Verkehrsregeln kennen!“, empören sich viele Anwohner der Silberstraße über die Falschparker. „Ich bin glücklich und selig, dass abgeschleppt wird“, sagt beispielsweise Priester Liudger Gottschlich, der im Propsteihof wohnt.
Klage über „ahnungslose und dreiste Autofahrer“
Einer seiner Nachbarn ist Tobias Ebert. Er sagt das Gleiche: „Ich bin froh, dass hier abgeschleppt wird. Als Anwohner habe ich schon aus Notwehr regelmäßig die Verkehrsüberwachung informiert. Es ist leider so, dass in unserer Stadt nur sehr rigorose Maßnahmen dazu führen, die Okkupation auch noch des letzten Winkels durch Blechkisten auf vier Rädern einzudämmen.“

Dieses Schild an der Einfahrt vom Kreisverkehr in die Silberstraße zeigt an, dass es sich um eine Zone handelt, in der Schrittgeschwindigkeit gefahren werden muss. Außerdem bedeutet das Schild, dass das Parken nur auf extra ausgewiesenen Flächen erlaubt ist - ansonsten ist es verboten. © Peter Wulle
Selbst hat Tobias Ebert schon etliche schlechte Erfahrungen mit den Falschparkern gemacht. „Viele ahnungslose und dreiste Autofahrer lassen sich nicht durch freundliche Hinweise auf die Abschleppgefahr zu einem Standortwechsel bewegen“, sagt er und ergänzt: „Sogar die Zufahrt zum Parkplatz der Propsteigemeinde, durch eine Schranke eigentlich klar zu erkennen, wird immer wieder zugeparkt.“

Das regelmäßige Abschleppen von falsch geparkten Autos in der Silberstraße wird von vielen Anwohnern begrüßt. Die Silberstraße ist eine verkehrsberuhigte Zone, in der das Parken verboten ist. © Stephan Schuetze
Auch der Geistliche Liudger Gottschlich empört sich über die Dreistigkeit vieler Autofahrer. „Die Leute blockieren die Tiefgarage, parken die Einfahrt mit der Schranke zum Propsteihof zu und auch das Parkverbotsschild über dem Aufzug an der Hansaklinik interessiert überhaupt nicht. Ich beobachte die totale Rücksichtslosigkeit“, sagt er.
Verkehrsberuhigte Zone: „Schrittgeschwindigkeit fährt niemand“
Elmar Hoffmann, Geschäftsführer im Jugendgästehaus von Kolping, stimmt ihm da absolut zu. „Man wird auch noch beschimpft“, sagt er, „wenn man die Leute auf das Parkverbot aufmerksam macht. Viele sind unbelehrbar. Das ist heute so!“
Und er verweist auf das benachbarte Christinenstift für Senioren. „Gerade für die älteren Menschen“, sagt Elmar Hoffmann, „ist die Verkehrsberuhigung in der Silberstraße wichtig. Aber glauben Sie nicht, dass hier jemand Schrittgeschwindigkeit fährt.“
Paradoxerweise, und darauf weist Tobias Ebert hin, war die Situation für die Anwohner vor dem teuren Umbau der Silberstraße 2018/19 viel besser. Damals habe es einen Gehweg gegeben, auf dem nicht geparkt wurde. Und es seien auch einige Parkflächen ausgewiesen gewesen. Das habe funktioniert.
Anwohner-Kritik an einer „Naivität der Planer“
„Die Naivität der Planer ist schon ärgerlich“ sagt Tobias Ebert. Und er erklärt, was er damit meint: „Eine solch einladende Fläche lediglich mit einem einzigen blauweißen Schild an einer Ausfahrt eines Kreisverkehres als verkehrsberuhigten Bereich auszuweisen und dann davon auszugehen, dass das Ganze funktioniert, ist meinen Augen naiv.“
Nachdem auch in der ersten Hälfte dieses Jahres wieder Hunderte Fahrzeuge abgeschleppt wurden, ist man offensichtlich jetzt auch in der Stadtverwaltung ins Grübeln gekommen. Stadtsprecher Maximilian Löchter kündigte auf Anfrage unserer Redaktion an, dass demnächst unter anderem durch Bänke, Mülltonnen und Fahrradbügel gewisse Bereiche der Silberstraße vor falsch parkenden Fahrzeugen geschützt werden sollen.
Zusätzliche, freundliche Hinweise auf eine Abschleppgefahr, die verunsicherte City-Besucherinnen wie die eingangs erwähnte Mutter aus Freiburg vor einer bösen und teuren Überraschung schützen, wird es wohl nicht geben. Dazu heißt es seitens der Stadt Dortmund lediglich: „Die Beschilderung von Parkverboten innerhalb eines verkehrsberuhigten Bereichs ist gemäß der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung nicht zulässig.“
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
