Detlef Lotte, der unter anderem das Bistro „Schönes Leben“ im Kreuzviertel betreibt, berichtet von einer positiven Resonanz.

© Oliver Schaper (Archiv)

Ansturm auf Dortmunds Gastronomie – doch es drohen Probleme

rnÖffnung der Außengastronomie

Mit Begeisterung haben die Dortmunder am Wochenende Restaurants und Biergärten gestürmt - sehr zur Freude der Gastronomen. Im Vorfeld hatte es eine große Sorge gegeben.

Dortmund

, 01.06.2021, 15:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Aufgrund des fabelhaften Wetters am vergangenen Wochenende (29./30.5.) haben viele Dortmunder wieder eine Pizza beim Lieblingsitaliener essen können oder einen Kaffee bestellt, der ausdrücklich nicht To-Go war. Die Öffnung der Außengastronomie sorgte für Begeisterung.

„Man muss schon sagen: Das war ein Ansturm!“, bilanziert Jan Möller, Geschäftsführer der Muto Heimatgastronomie. Vor dem Neustart war er sich nicht sicher, wie die Leute reagieren würden.

Jetzt lesen

Ob auch jeder gelassen bleibt, wo doch nur ein negatives Testergebnis die Teilnahme an der allgemeinen Heiterkeit ermöglicht? „Das war eigentlich unsere größte Sorge“, erklärt Möller. „Was passiert, wenn die Regeln nicht sofort beachtet werden?“

Doch die Sorgenfalten auf der Stirn des Gastronomen waren unbegründet. Auch sein Kollege Detlef Lotte, der unter anderem das Bistro „Schönes Leben“ im Kreuzviertel betreibt, berichtet von einer positiven Resonanz der Gäste.

Gäste zeigen Verständnis für Regeln

Größere Vorkommnisse seien ausgeblieben. „Es kamen natürlich schon Leute, die nichts in der Hand hatten“, räumt Lotte ein, „aber wenn man mit denen vernünftig gesprochen hat, sind die los, haben sich testen lassen und sind dann wieder zurückgekommen.“

Jetzt lesen

Schlecht informierte Kunden auf die Testpflicht hinzuweisen, sei zwar arbeitsintensiv gewesen, aber nur wenn man da konsequent bleibe, fühle sich der Gast auch sicher. „Gleichbehandlung ist ein hohes Gut“, findet Lotte.

Deutlich weniger Stellen als im Vorjahr

Die größere Herausforderung bestand nach Monaten des Lockdowns ohnehin darin, mit der sprunghaft gestiegenen Nachfrage zurechtzukommen. Hat man dafür überhaupt noch genug Personal?

Fest steht, dass in der Gastronomie in diesem Frühjahr deutlich weniger Personen angestellt waren als im Jahr zuvor. Zu dieser Einschätzung kommt Sibylle Hünnemeyer, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit in Dortmund: „Wenn man das mit dem April 2020 vergleicht, sind im Gastgewerbe dieses Jahr 35 Prozent weniger Stellen angemeldet.“

Stammbelegschaft konnte bleiben

Die beiden Gastronomen Lotte und Möller suchen nach Personal, allerdings sei die Lage nicht dramatisch. „Wir haben das Glück, dass wir einen Großteil der Leute halten konnten“, erklärt Lotte.

Jetzt lesen

Auch Möller ist stolz, dass man niemandem hatte kündigen müssen. Geholfen habe dabei auch die Obdachlosenversorgung.

„Das machen wir jetzt seit einem halben, dreiviertel Jahr“, erklärt Lotte. Damit hätte sein Personal auch ein bisschen was zu tun gehabt, eine motivierende Tätigkeit noch dazu. „Auch deshalb sind die jetzt noch an Bord.“

Während des Lockdowns war Jan Möller (l.) noch mit der Renovierung des Freischütz in Schwerte beschäftigt.

Während des Lockdowns war Jan Möller (l.) noch mit der Renovierung des Freischütz in Schwerte beschäftigt. © Heiko Mühlbauer (Archiv)

Für die kommenden Monate reicht die Stammbelegschaft allein aber wohl nicht aus. Bereits am vergangenen Wochenende hätte man das gemerkt. Oder wie Möller sagt: „Wir waren schon am Anschlag, sind aber nicht untergegangen.“ Doch es geht nicht nur ums Personal.

Auch die Lieferketten sind bei weitem noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau angekommen. Die Frage ist, wie lange das dauert.

Das Risiko der frühen Bestellung

„Ich bin mir relativ sicher, dass es eher um Monate geht als um Wochen“, schätzt der Geschäftsführer der Muto Heimatgastronomie. Möller erzählt von Getränkehändlern, die nur die Hälfte ihrer Fahrer halten konnten. Die hätten jetzt wiederum ein ernsthaftes Personalproblem.

Selbst die Bierproduktion muss erst langsam wieder hochgefahren werden. Glück für Möller: Er hat schon im März Fassbier bestellt. Das hätte zwar auch schief gehen können. „Aber wir haben uns gesagt: Wenn es wieder losgeht und alle gleichzeitig bestellen, kriegen wir am Ende gar nichts“, so Möller.

Lesen Sie jetzt