16 Jahre lang war Anette Kochte-Tünte Schulleiterin an der Roncalli-Grundschule - ihrem zweiten Zuhause, wie sie sagt.

16 Jahre lang war Anette Kochte-Tünte Schulleiterin an der Roncalli-Grundschule - ihrem zweiten Zuhause, wie sie sagt. © Jähnichen

Anette Kochte-Tünte nimmt Abschied: „Der Adrenalin-Kick wird mir fehlen“

rnRoncalli-Schule

Seit 2006 war Anette Kochte-Tünte Leiterin der Roncalli-Grundschule. 16 Jahre später verabschiedet sie sich nun in den Vorruhestand. Mit uns blickt sie auf ihre Roncalli-Zeit zurück und über ihre neue Karriere

Husen

, 23.06.2022, 06:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Für Anette Kochte-Tünte ist die letzte Schulwoche vor den großen Ferien die letzte Schulwoche überhaupt. Mit 63 Jahren verabschiedet sich die Schulleiterin der Roncalli-Grundschule in Husen in den vorzeitigen Ruhestand.

Die Work-Life-Balance habe zuletzt nicht mehr im Gleichgewicht gelegen, weshalb sie sich dazu entschieden hat, ihre Lehrerinnen-Laufbahn zu beenden.

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Am Mittwoch, 22. Juni, haben die Schüler, Lehrerinnen und Mitarbeiter der Schule eine große Abschieds-Überraschungsfeier geschmissen. Es wird deutlich, welche Lücke Anette Kochte-Tünte in der katholischen Roncalli-Schule hinterlassen wird.

Im Interview mit unserer Redaktion blickt die Hobby-Musikerin auf ihre Zeit in Husen zurück und nach vorne auf die vor ihr liegende Pension.

Frau Kochte-Tünte, 16 Jahre Schulleitung an der Roncalli-Grundschule liegen hinter Ihnen. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?

Die Schule war immer wie mein zweites Zuhause. Ich habe hier sehr sehr gerne gearbeitet mit all den tollen Kindern, Kollegen und dem ganzen Umfeld der Gemeinde.

Es gab auch turbulente Zeiten, ja. Es war nicht immer leicht, aber ich wusste immer, dass es gut wird. Die Roncalli-Schule ist eine tolle Schule und es war mir immer eine Herzensangelegenheit, dass sie gut läuft und alle gerne hier arbeiten. Das ist doch mit das wichtigste, dass man dort wo man arbeitet, gerne hinkommt. Ich bin Gott wirklich dankbar für die Möglichkeit, dass ich hier an dieser Schule arbeiten konnte.

Welche schönen und vielleicht auch weniger schönen Erinnerungen nehmen Sie mit aus Ihrer Zeit als Schulleiterin?

Unschön war natürlich die Corona-Zeit. Unsere Schule war immer sehr lebendig mit vielen Festen und Projekten. Das alles wurde runtergefahren und die Zeit war sehr traurig und öde. Jetzt fängt es ja erst langsam wieder an spannend zu werden.

In einem Meer aus Blumen verfolgte Anette Kochte-Tünte die Überraschungsfeier, die zu ihrem Abschied veranstaltet wurde.

In einem Meer aus Blumen verfolgte Anette Kochte-Tünte die Überraschungsfeier, die zu ihrem Abschied veranstaltet wurde. © Jähnichen

Die eine schönste Erinnerung gibt es gar nicht. Jeder Tag hier war aufregend. Oft habe ich morgens versucht, die Schule mit meinem Haustürschlüssel aufzuschließen und gemerkt, ich komme nicht rein. Die Schule war gedanklich auch immer mein Zuhause.

Besonders schön war all die Jahre aber auch die Verbindung von Schule und meiner zweiten Leidenschaft der Musik. Wir haben viel gemeinsam mit der OGS aufbauen können, wie eine Gitarren-AG, den Schulchor und das Roncalli-Orchester.

Was war Ihnen im Umgang mit Ihren Schülern wichtig?

Dass man mit seinen Mitmenschen auf Augenhöhe agiert, auch mit Kindern. Da darf man nicht bevormundend sein. Ich sag mir immer, „behandle andere Menschen, so wie du selbst behandelt werden möchtest“. Dann fügt sich alles von selbst. Und wenn es dann nicht läuft, dann liegt‘s auch nicht an dir.

Aus welchem Grund haben Sie damals sich für die Lehramts-Laufbahn entschieden?

In meiner Familie und Verwandtschaft gibt es sehr viele Lehrer. Ich glaube, das liegt uns ein wenig im Blut. Und es macht mir einfach Spaß, Kindern etwas beizubringen und zu sehen, wie sie dazulernen und wachsen. Wie man selbst mit ihnen wächst.

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Das sieht man sehr gut im musischen Bereich, aber auch im sprachlichen. Mein weiteres Fach war ja immer Englisch.

Gibt es denn etwas, dass Sie selbst in all den Jahren Lehrerinnen-/Schulleiterinnen-Laufbahn für sich gelernt haben?

Zu delegieren. Als Anfänger denkt man immer, man muss alles alleine und toll machen und, dass man überall die Beste ist. Nein, andere Leute können manche Dinge besser.

Die Schüler hatten gemeinsam mit dem Kollegium, der OGS und den Eltern ein buntes Abschiedsprogramm auf die Beine gestellt.

Die Schüler hatten gemeinsam mit dem Kollegium, der OGS und den Eltern ein buntes Abschiedsprogramm auf die Beine gestellt. © Jähnichen

Delegieren heißt also auch, Aufgaben in Hände zu geben, von denen man weiß, dass es gut gemacht wird. Die Kontrolle hat man ja trotzdem noch, aber man kann darauf vertrauen, dass es gut geht. Und dieses Vertrauen hatte ich immer in meine Kolleginnen.

Frau Jütte-Schulten wird im nächsten Schuljahr Ihre Nachfolge antreten ..
Genau, sie war zuletzt stellvertretende Schulleiterin und macht den Job ganz toll. Von Anfang an brachte sie mit, was sie braucht. Man musste nie viel sagen, sie hat gesehen was zu tun ist. Ich hab überhaupt keine Bedenken, dass die Schule unter ihr nicht läuft. Jeder ist ersetzbar.

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Haben Sie denn eine Empfehlung, die Sie ihr mit auf den Weg geben wollen?

Man muss gucken, dass die Work-Life-Balance im Lot bleibt. Deswegen habe ich jetzt auch für mich gesagt, dass ich mit fast 63 vorzeitig in den Ruhestand gehe. Ich merke, man wird älter und hat nicht mehr dieselbe Energie, wie mit 30, 40 oder 50. Man muss lernen, wann man vielleicht auch auf seine Gesundheit achten muss.

Was werden Sie denn am meisten vermissen?

Am meisten die Kinder. Die sind noch so begeisterungsfähig. Gerade die Grundschüler sind noch offen für alles. Aber ich werde auch meine Kollegen und das ganze Team vermissen. Und den Trubel, der hier immer los war. Der Adrenalin-Kick wird fehlen.

Gibt‘s schon Pläne für die Zeit der Pension?

Ich bin ja auch Musikerin und Sängerin, schreibe Songs und trete gelegentlich auf. Da wird der Fokus jetzt wieder mehr drauf liegen.

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