Fahrradfahrer auf der B54, soweit das Auge reicht: Dieses ungewöhnliche Bild hat sich Betrachtern am Samstag bei der großen Fahrrad-Demonstration in Dortmund geboten. © Daniel Tiessen

2500 Teilnehmer

Dortmunder Fahrrad-Demo musste nach Riesen-Andrang umgeleitet werden

Kein einziges Auto - dafür Fahrräder soweit der Blick reicht. Eine große Fahrrad-Demo hat am Samstag für ungewöhnliche Situationen und Staus unter anderem auf B1 und B54 gesorgt.

Dortmund

, 06.06.2021 / Lesedauer: 4 min

Der Bau des Radschnellwegs RS1 im Dortmunder Stadtgebiet zieht sich in die Länge: Er soll erst 2030 fertig werden - was viele Radfahrer ärgert. Das hat die Initiativen „Aufbruch Fahrrad“ und „Fridays For Future“ auf den Plan gerufen, die die Dortmunder zu einer Groß-Demonstration für Samstag (5.6.) geladen haben. Es war ein Aufruf, dem sich unverhofft viele Teilnehmer angeschlossen haben.

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„Wir sind hier, weil die Stadt zugesagt hatte, bis 2024 den Radschnellweg zu bauen, jetzt ist die Rede von 2030 und einem Provisorium. Das ist uns zu langsam, wir wollen mehr Tempo für den Radschnellweg und den Radwegebau“, erklärte Organisator Peter Fricke von „Aufbruch Fahrrad“ vor Beginn der Demonstration auf dem Friedensplatz.

„Es muss eindeutig, damit wir eine klimagerechte Wende schaffen können, die Priorität weg vom Auto und dafür mehr Investitionen in Radverkehr und ÖPNV geben“, fügte Billy Brumshagen von „Fridays For Future“ hinzu.

Auf 500 bis 1000 Teilnehmer hatten die Veranstalter an diesem Samstag gehofft - das Ziel war schon vor dem Start auf dem Friedensplatz erreicht. Mit kurzer Verzögerung ging es um 16.18 Uhr los, vom Friedensplatz aus direkt auf den Wall.

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Die Polizei war mit einem großen Aufgebot an Einsatzkräften vor Ort. Ein Beamter im Bulli gab langsam das Tempo vor, ein Fahrrad-Polizist hinter ihm führte den Demonstrationszug an. Motorrad-Kräfte blockierten Straßen und Kreuzungen, damit es nicht zu gefährlichen Situationen kommen konnte.

Zeitgleich mit der Demonstration in Dortmund fanden ähnliche Aktionen in weiteren Städten in ganz Deutschland statt, darunter auch in Berlin, Hamburg, München und Düsseldorf. Organisiert wurde der Aktionstag vom „Bündnis Wald statt Asphalt“.

Über den Wall ging es in Richtung Ostentor

Auf dem Wall ging es auf der äußeren Spur in Richtung Ostentor. Das Tempo war langsam, die Stimmung unter den Demonstranten trotz bewölkten Himmels euphorisch. Aus Boxen wummerte laute Musik, ständig ertönten Klingeln.

Klare Ansage: Die Demonstranten fordern Politik und Verwaltung zum Handeln auf. © Hendrik Nachtigäller

Auf der Hamburger Straße in der Nähe des Ostentors stoppte die Polizei den Tross. Zu lang war der Demonstrationszug schon da - nach kurzer Pause zum Aufschließen ging es weiter. Über die Düsseldorfer Straße in Richtung B1.

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Mehrere Anwohner winkten den Demonstranten aus ihren Wohnungsfenstern und Hauseingängen zu, feuerten lautstark an. Doch nicht alle waren von der Aktion begeistert. „Das ist doch unnötig“, sagte ein Passant in Motorradjacke und fügte an: „Ich fahre doch auch Fahrrad.“

Es begann zu regnen, doch trotzdem stießen aus Seitenstraßen immer weitere Fahrradfahrer hinzu. Über die Straße Im Defdahl bewegte sich der Pulk auf die B1 zu. Die Polizei sperrte die große Kreuzung in Fahrtrichtung Bochum - hinter der Ampel bildete sich auf allen drei Spuren ein langer Stau.

In gemächlichem Tempo rollte der Tross auf der Bundesstraße unter der Märkischen Straße hindurch in Richtung Bochum, bog dann auf die B54 in Richtung Hagen ein. Doch schon nach kurzer Zeit hielt die Polizei die Demonstration erneut an.

Die Demonstranten radeln bei leichtem Regen auf der B1 unter der Märkischen Straße hindurch. © Hendrik Nachtigäller

Was war los? Die Antwort kam per Durchsage: Die Fahrrad-Schlange war zu lang. Während die Ersten auf der B54 standen, bogen die Letzten erst von der Hamburger auf die Düsseldorfer Straße ein, waren noch eine Weile davon entfernt, die B1 zu erreichen.

Demonstrationszug soll vier Kilometer lang gewesen sein

Rund vier Kilometer soll der Tross an dieser Stelle lang gewesen sein. Die Polizei teilte später mit, dass rund 2500 Demonstranten auf ihren Rädern saßen.

Nach einigen Minuten des Wartens ging es weiter in Richtung Süden, am Rombergpark vorbei. Die Route führte weiter über die Zillestraße, am Zoo vorbei, nach Barop. Das Tempo war mittlerweile merklich schneller.

Immer wieder mussten Autofahrer warten. Auf der Zillestraße, auf der Stockumer Straße, auch am Beilstück und am Krückenweg. Doch auch wenn einige genervt waren mögen - zu gefährlichen Aktionen kam es nicht.

Der Tross bewegte sich zurück in Richtung Innenstadt. Unter der B1-Brücke hindurch ging es in Richtung Kreuzviertel, über die Wittekind- und die Kreuzstraße auf die Hohe Straße.

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Eigentlich war der Hansaplatz das erklärte Ziel der Demonstration, hier sollte die Abschlusskundgebung stattfinden. Doch daraus wurde nichts: An der Kreuzung Hohe Straße / Hiltropwall, an der sich in Richtung Thier-Galerie ein langer Auto-Stau gebildet hatte, führte die Polizei die Demonstranten auf die innere Spur des Walls und stoppte den Tross.

Auf dem Hiltropwall hat sich wegen der Fahrrad-Demonstration ein langer Stau gebildet. © Hendrik Nachtigäller

Der Hansaplatz sei von der Stadt nur für eine Veranstaltung mit maximal 600 Teilnehmern freigegeben, hieß es von der Polizei. Für viel zu wenige also - stattdessen rollten viele Teilnehmer nach einigen Minuten auf den Friedensplatz, andere verließen die Demonstration und fuhren nach Hause.

„Ein Druck, den niemand mehr ignorieren kann“

Auf dem Friedensplatz angekommen, verkündeten die Organisatoren die Teilnehmerzahl: Lauter Jubel brandete auf, die Radfahrer betätigten einmal mehr ihre Klingeln. Danach löste sich die Veranstaltung auf.

„Das war natürlich eine klasse Sache“, resümierte Peter Fricke von „Aufbruch Fahrrad“. „Wir sind total happy, dass so viele Leute gekommen sind. Es sind sehr viel mehr, als wir jemals erwartet hätten - und ich denke, das ist jetzt ein Druck auf Politik und Verwaltung, den niemand mehr ignorieren kann. Die Leute in Dortmund wollen Rad fahren, das ist ganz klar. Die Leute wollen, dass sich endlich etwas ändert in Dortmund.“ Video von der Demo unter

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