
LED-Tafeln kündigen seit Wochen das neue Parkleitsystem an. © Christian Schön, Stadt Dortmund
Andere Städte schalten das Licht aus – Dortmund lässt es leuchten
Energiekrise
Duisburg, Essen, Oberhausen – viele Städte haben Energiespar-Pläne vorgelegt. Nicht so Dortmund. Stattdessen leuchten neue, noch im Grunde funktionslose Lichttafeln am Straßenrand. Wochenlang.
In Oberhausen bleibt künftig das städtische Wahrzeichen, der beleuchtete Gasometer, ab 23 Uhr dunkel. Duisburg will darauf verzichten, Rathaus, Theater und Stadtwerke-Turm nachts von außen anzustrahlen. Klassenräume werden dort nur noch auf 20 Grad geheizt, in Schwimmbädern wird die Wassertemperatur gesenkt. Hintergrund sei der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Energiekrise.
In Essen will man ab Montag (8.8.) das Licht in der Zeche Zollverein ausschalten, selbiges diskutiert Bochum für das Fördergerüst des Deutschen Bergbaumuseums. Wuppertal schränkt unter anderem die Öffnungszeiten der städtischen Saunen ein.
Beleuchtung aus, Temperaturen runter, weniger warmes Wasser – viele Kommunen in Nordrhein-Westfalen wie zum Beispiel auch Aachen, Witten, Hilden und Siegen haben bereits Maßnahmen beschlossen und öffentlich kundgetan, mit denen sie Strom und Gas sparen wollen.
Stadtsprecher: „Wir geben keine Wasserstandsmeldungen ab“
Von der Verwaltung in Dortmund hingegen gibt es dazu trotz wiederholter Anfragen keine Auskunft. Nur so viel: „Das Thema Energiesparen wird im Krisenstab aktuell in unterschiedlichen Szenarien (und mit Blick auf deren Auswirkungen und Wirkungen) besprochen. ‚Wasserstandsmeldungen‘ zu möglichen einzelnen Maßnahmen geben wir derzeit nicht ab“, teilt Stadtsprecher Frank Bußmann auf die Anfrage mit, ob in Dortmund städtische Gebäude weiter nachts angestrahlt werden.
Was die von Bußmann erwähnten Wirkungen betrifft: Die meisten Beleuchtungsanlagen verbrauchten zwar nur wenig Energie, hat Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW, gegenüber der Tagesschau festgestellt, „aber es ist auch ein weithin sichtbares Symbol dafür, dass wir alle etwas beitragen müssen.“
In Dortmund dagegen weisen die Zeichen eher in eine andere Richtung. Seit Wochen leuchten in der Innenstadt die 64 neu aufgestellten, großflächigen LED-Tafeln für das künftige Parkleitsystem – aber bisher nur, um es anzukündigen. Und das rund um die Uhr. Dazu kommentiert der Dortmunder Phil Career sarkastisch auf Facebook: „In Zeiten von ,jeder sollte Strom sparen‘ geht die Stadt Dortmund mit gutem Beispiel voran.“
Was ist mit dem Flutlicht auf Sportplätzen?
Dabei hatte die Stadt, als Robert Habeck am 23. Juni die zweite Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen hatte, laut Pressestelle eine „fachbereichs- und behördenübergreifende Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich vordringlich und kontinuierlich mit den Themen Energie und Gas beschäftigt.“ Ob die LED-Tafeln in diesem Kreis auch schon ein Thema waren, ist das Geheimnis der Stadt.
Auch Sportvereine haben die Sorge, am Ende mit den steigenden Energiekosten für die Sportanlagen alleingelassen zu werden – trotz anderslautender Beteuerungen der Verwaltung. Wer zahlt zum Beispiel im Herbst und Winter die Mehrkosten für das Flutlicht, und wie warm darf das Duschwasser noch sein? Wird das mit dem Betriebskostenzuschuss der Stadt voll aufgefangen?
Stadtweite Strategie beim Energiesparen gefordert
Bürgermeisterin Ute Mais und sportpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Rat hat sich von den Sportvereinen entsprechende Sorgen anhören müssen: „Dazu gibt es von der Stadt bisher kein Statement, kein Konzept und keine Strategie“, so Mais. Sie würde sich wünschen, dass nicht jeder Verein für sich Lösungen suchen müsse, sondern dass eine stadtweite Strategie mit städtischen Vorgaben den Weg weist. Damit sieht sich Mais selbst auf einer Linie mit den sportpolitischen Sprechern der anderen Ratsfraktionen.
Es sei nach Ansicht von Mais auch für die Vereinsführungen einfacher, wenn für alle Vereine dieselben Regeln gelten. Die Bürgermeisterin hält es angesichts der Krise ohnehin für sinnvoll, „ein bisschen vor der Welle zu schwimmen“.
Übrigens: Die Töchter der Stadt wie DSW21 und EDG haben im Gegensatz zur Stadt selbst bereits eine abgestufte Energiespar-Strategie – und sie auch kommuniziert.
Aktualisierung am 8.8., 16.40 Uhr:
Inzwischen hat Stadtsprecher Christian Schön erklärt, warum die LED-Tafeln für das Parkleitsystem seit Wochen leuchten, obwohl sie noch gar nicht wirklich im Einsatz sind.
Das System sei deutlich komplexer als das vorherige und biete viel mehr Möglichkeiten, Informationen anzuzeigen und Verkehre frühzeitig zu lenken, betont Schön: „Daher ist es wichtig, es ausreichend zu testen, bevor es in den Regelbetrieb geht.“ Dies geschehe im Hintergrund. „Aber dafür müssen die LED-Anzeigen eingeschaltet sein, was nach und nach geschieht“, so der Stadtsprecher.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
