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Amazon und Materna – Wie Corona sogar Krisen-Gewinner herausfordert
Corona-Krise
Nicht überall ist Krise und Krisenmodus. Herausforderungen stellt die Corona-Pandemie allerdings auch an Unternehmen, denen es gut geht. Zwei Beispiele dafür sind Amazon und Materna.
Die Dortmunder Wirtschaft zeigt sich in dieser Corona-Krise gespalten. Während Gastronomie, Hotellerie, Reisebüros, Einzelhändler oder das Veranstaltungsgewerbe dringend auf Staatshilfen warten, gibt es auch viele stabil dastehende Unternehmen.
Eine RN-Umfrage zur Stimmungslage, an der bis Anfang Februar 271 Unternehmen aus Dortmund teilgenommen haben, hat unter anderem diese Zahlen hervorgebracht: 21,03 Prozent spüren gar keine Folgen der Pandemie und 10,7 Prozent verzeichnen sogar höhere Umsätze.
Zu Letzteren zählt mit Sicherheit der US-amerikanische Onlinehändler Amazon mit seinem riesigen Logistikzentrum auf der Westfalenhütte - auch wenn der sich zu konkreten Umsatz- und Volumenzahlen in Dortmund nicht äußert.
Amazon beschäftigt über 1900 Mitarbeiter in Dortmund
Gemeinhin zählt Amazon zu den großen Gewinnern der Krise. Diesen Stempel möchte der Konzern allerdings so nicht gelten lassen und verweist sofort darauf, dass man 2020 weltweit rund 11,5 Milliarden US-Dollar für Infektionsschutzmaßnahmen im Zusammenhang mit Covid-19 ausgegeben habe.
Und: „Mit dem andauernden Lockdown kommt vielen Einzelhändlern in Deutschland – einschließlich Amazon – die wichtige Rolle zu, Waren für Menschen im ganzen Land nach Hause zu liefern. Dabei unterstützen wir zehntausende kleine und mittlere Unternehmen und ermöglichen ihnen, ihre Produkte online über den Amazon Marketplace zu verkaufen“, sagt Sprecher Thorsten Schwindhammer.
Im Umverteilzentrum Dortmund, von dem Waren an Logistikzentren in ganz Deutschland weiterverteilt werden, wurden im vergangenen Jahr 100 neue Arbeitsplätze geschaffen. „Dort sind nun über 1900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt“, so Thorsten Schwindhammer.
Die Mehrheit, sagt der Dortmunder Betriebsratsvorsitzende Osman Oezkan, sei fest angestellt. „Im vergangenen Jahr haben wir 220 befristete Verträge in feste Verträge umgewandelt. Wir bieten auch weiterhin jedes Quartal Vertragsumwandlungen an. Das zeigt, dass der eingeschlagene Weg gut funktioniert“, so Osman Oezkan.
Mit der Geschäftsleitung von Amazon in Dortmund betont er, dass man auch weiterhin ausbilde. 2020 seien vier Ausbildungsstellen zum Mechatroniker geschaffen worden. „2021“, sagt Oezkan, „schaffen wir in Dortmund weitere drei Mechatronik-Ausbildungsstellen und zwei im Bereich Fachinformatik. Ein starker Fokus liegt darauf, den technischen Nachwuchs selbst auszubilden.“
50 neue Arbeitsplätze bei Materna
Firmenwechsel: Die Webseite des Robert Koch-Instituts bei plötzlich millionenfachen Aufrufen stabil zu halten, war mit Beginn der Corona-Pandemie eine der Herausforderungen für das Unternehmen Materna. „Da hatten wir ordentlich zu tun“, sagt Martin Wibbe, Vorstandsvorsitzender des Dortmunder IT-Dienstleisters mit 2400 Beschäftigten, davon 1200 in Dortmund.

Der Firmensitz von Materna SE an der Voßkuhle. Im vergangenen Jahr hat der IT-Dienstleister in Dortmund 50 neue Arbeitsplätze geschaffen, um die Herausforderungen in der Corona-Pandemie bewältigen zu können. © Materna
Gleiches galt für das zuverlässige Abrufen der Online-Formulare für die NRW-Soforthilfe, für die Warn-App Nina, die um einen Corona-Ticker erweitert wurde, oder auch für die App zur Nachverfolgung von Quarantäne-Fällen, die für das Dortmunder Gesundheitsamt entwickelt wurde.

Materna-Vorstandsvorsitzender Martin Wibbe sagt: „Durch Corona haben wir in Deutschland gezeigt bekommen, dass die digitale Entwicklung wichtig ist.“ © Materna SE
Gleichzeitig fragten viele mittelständische Firmen an, ob Materna ihre Arbeitsplätze homeoffice-fähig machen könne. Materna konnte. „Dafür waren aber Überstunden nötig und wir haben 100 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt - 50 davon in Dortmund“, sagt Martin Wibbe.
Er betont: „Durch Corona haben wir in Deutschland gezeigt bekommen, dass die digitale Entwicklung wichtig ist.“ Als Familienunternehmen sei man sich immer auch seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
