Wie Oma Amanda (88) durch Corona das Internet lieben lernte

© Oliver Volmerich

Wie Oma Amanda (88) durch Corona das Internet lieben lernte

rnCorona-Pandemie

Nicht nur in der Arbeitswelt, auch privat hat die Corona-Pandemie digitalen Medien einen Schub verpasst. Seniorenheim-Bewohnerin Amanda Brenner (88) setzt ebenfalls auf Online-Kommunikation.

Dortmund

, 11.03.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Finger hantieren flink an den Knöpfen des Tablets. Dann heißt es, warten bis der Bildschirm aufleuchtet: „Das dauert immer lange“, stellt Amanda Brenner fest. Die 88-Jährige kennt sich gut aus mit ihrem Digitalgerät. Es ist ein wichtiger Zeitvertreib in verrückter Zeit für die Bewohnerin des Seniorenheims Christinenstift in der Dortmunder City.

Was soziale Kontakte angeht, gehörten Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen zu den besonderen Leidtragenden der Corona-Pandemie. Über Monate waren Besuche ganz tabu, weil Corona-Infektionen im hohen Alter als besonders gefährlich gelten.

Jetzt lesen

„Unsere Bewohnerinnen und Bewohner konnten wenigstens über die Außenterrasse mit ihren Angehörigen sprechen“, erinnert sich Heimleiterin Regina Misiok-Fisch an die harte Zeit des Lockdowns im Frühjahr 2020. Ganz allgemein vermissen 72 Prozent der 870 Dortmunder Teilnehmer an unserer Umfrage „Mensch, wie glücklich bist Du?“ Kontakte zu anderen Menschen coronabedingt in ihrer Freizeit.

Bei Heimbewohnerinnen und Heimbewohner dürfte es nicht viel anders sein, auch wenn die Besuchsvorschriften inzwischen deutlich gelockert sind. Frisch getestet kann man nun jederzeit Familienangehörige besuchen. Im Christinenstift sind zudem alle Beschäftigten und Bewohnerinnen und Bewohner gegen Corona geimpft. „Über die Hälfte hat schon die vierte Spritze bekommen“, schätzt Regina Misiok-Fisch. Außerdem gibt es tägliche Tests. Das machte persönliche Besuche sicherer.

Jetzt lesen

Viele Bewohnerinnen und Bewohner habe aber inzwischen auch einen anderen Draht zur Außenwelt, zu Verwandten und Bekannten. Denn auch in Pflegeheimen haben die digitalen Medien Einzug gehalten. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner kommunizieren online über Skype oder Whatsapp“, berichtet Regina Misiok-Fisch.

Im Lockdown wurden Tablets angeschafft, Mitarbeiterinnen des sozialtherapeutischen Dienstes halfen den Seniorinnen und Senioren dabei, die Gemeinschaftsgeräte zu nutzen. „Viele haben aber auch eigenes Equipment. Und beim Einzug wird schon gefragt, ob wir hier W-Lan haben,“ berichtet die Heimleiterin. „Da sind auch die Angehörigen sehr aktiv.“

W-Lan-Ausstattung wird nachgefragt

Das Christinenstift hat W-Lan im ganzen Haus, das auch Amanda Brenner intensiv nutzt. Sie hat schon vor Corona Erfahrungen mit digitalen Medien gesammelt. „Meine Enkeltochter hatte mal ein Tablet dabei, als sie mich besucht hat“, berichtet die 88-Jährige, die seit neun Jahren im Christinenstift lebt. „Das gefiel mir sehr gut. Und dann habe ich ein eigenes Tablet zu Weihnachten bekommen.“

Per Whatsapp tauscht sich Amanda Brenner gern mit Verwandten und Bekannten aus.

Per Whatsapp tauscht sich Amanda Brenner gern mit Verwandten und Bekannten aus. © Oliver Volmerich

Das nutzt Amanda Brenner vor allem, um sich mit Spielen die Zeit zu vertreiben. „Sie glauben gar nicht, wie schnell der Tag dann rumgeht“, lacht die 88-Jährige. Aber auch als Kommunikationsmittel hat sich ihr Tablet spätestens in der Corona-Zeit bewährt. Über WhatsApp empfängt und verschickt sie Nachrichten. „E-Mails auch, aber mit WhatsApp geht es schneller“, stellt die Seniorin fest.

Auch die Vorteile der Video- und Foto-Plattform Instagram hat die 88-Jährige schätzen gelernt. Als ihr Enkel auf Weltreise war, hat sie seine Touren intensiv verfolgt. „Das war wunderbar, da konnte man schön verfolgen, wo er gerade war“, schwärmt Amanda Brenner.

Berührungsängste mit der modernen Technik hat sie kaum. Nur manchmal gibt es die Sorge, aus Versehen etwas zu löschen. „Aber wenn ich etwas nicht weiß, rufe ich meinen Schwiegersohn oder Enkel an“, berichtet die Seniorin. Und die können sie im Notfall ja auch wieder persönlich besuchen.

SERIE

„MENSCH, WIE GLÜCKLICH BIST DU?“

Was haben zwei Jahre Corona mit uns gemacht? Empfinden wir noch Glück? Wie hat sich unser Leben verändert? Das fragten wir in unserer Umfrage „Mensch, wie glücklich bist du?“ - 870 Dortmunderinnen und Dortmunder machten mit. Und wir haben Menschen getroffen, die uns erzählen, wie sie die vergangenen zwei Jahre erlebt haben.
Lesen Sie jetzt