Seit 2022 sorgte die Energiekrise für stark gestiegene Strompreise in Deutschland. Nun sind die Tarife wieder in Bewegung: Viele Anbieter machen mit sehr günstigen Preisen von sich reden. Dabei gehen die Arbeitspreise, also der Preis für den tatsächlichen Verbrauch, weit auseinander.
Für eine Kilowattstunde berechnet DEW21 in der Grundversorgung laut der Internetseite zurzeit 38,43 Cent (Stand 14.6.) Damit ist der Preis nun sogar unter 40 Cent gerutscht. Zur Erinnerung: Private Haushalte bezahlen dank der staatlichen Energiepreisbremse theoretisch 40 Cent pro Kilowattstunde für 80 % ihres Strombedarfs des Vorjahres, wenn der Preis über 40 Cent liegt. Nur für die restlichen 20 Prozent wird der volle Preis fällig.
Für Neukunden bedeutet der neue DEW-Preis von 38,43 Cent plus einem Grundpreis von 231,55 € im Jahr einen Preis von 99,17 € pro Monat bei einem Jahresverbrauch von 2500 Kilowattstunden - das ist der durchschnittliche Verbrauch eines Zweipersonen-Haushalts.
Doch offenbar geht es günstiger: Das Vergleichs-Portal Check24 listet (ebenfalls am 14.6.) für Dortmunder Kunden viele Tarife auf, die unter dem von DEW21 liegen. Besonders günstig ist hier der "Immer grün"-Tarif der Rheinischen Elektrizitäts- und Gasversorgung. Hier steht der Arbeitspreis bei 25,97 Cent. Da der Grundpreis bei 141,24 € im Jahr liegt, entsteht so ein monatlicher Betrag von 61,71 €. Das wären dann 38 € weniger als beim Dortmunder Grundversorger.
Auch beim Vergleichsportal Verivox sind viele günstigere Tarife für Dortmunder Kunden zu finden. Hier steht (auch gecheckt am 14.06.) "eprimoStrom PrimaKlima" an erster Stelle mit 65,60€ Abschlag im Monat, womit der Anbieter auf den Monat gerechnet 33,57€ günstiger als DEW21 ist. Der Arbeitspreis liegt bei 27,52 Cent. Dazu kommt der jährliche Grundpreis von 148,94 €. Grundlage für die hier angestellten dargestellten zu beiden Tarife ist wieder die Verbrauchsangabe eines Zweipersonenhaushalts, besagte 2500 KWh pro Jahr.
Keine schnellen Entscheidungen
Die Dortmunder Verbraucherberaterin Kerstin Ramsauer warnt jedoch vor schnellen Wechsel-Entscheidungen. Denn der lokale Grundversorger-Tarif habe auch Vorteile.
So seien DEW-Standardverträge in der Regel innerhalb von 14 Tagen kündbar - eine absolute Ausnahme. Alternative Anbieter haben hingegen oft lange Laufzeiten. „Keine Verträge abschließen, die länger als zwölf Monate laufen und eine lange Folgelaufzeit haben", rät die Verbraucherberaterin. So sei zumindest nach einem Jahres-Erstvertrag ein erneuter Wechsel möglich, falls dies nötig werden sollte - denn die Preise seien volatil. „Ich kann aktuell nicht sagen wie sich die Preise in der Zukunft entwickeln. Der Markt ist zu stark in Bewegung, um eine Prognose abzugeben“, sagt Kerstin Ramsauer.
Auch empfiehlt sie, den Vertrag nicht in einem Vergleichsportal abzuschließen - sondern lieber direkt auf der Seite des jeweiligen Anbieters, da es hier oft noch günstigere Tarife gebe.
Öko-Label: Richtige erkennen
Auch vor weiteren Fallstricken warnt sie: Viele Anbieter werben zum Beispiel mit „grünem“ Strom. Dabei sei nicht überall auch Öko-Strom drin, wo Öko-Strom draufsteht. - „Wem es wichtig ist, nachhaltigen Strom zu beziehen, der sollte auf drei wichtige Label achten", sagt Kerstin Ramsauer: Angebote, die ein Label von „ok-power", „Grüner Strom Label" und „EcoTopTen" enthalten, seien unbedenklich.
Auch warnt die Beraterin eindringlich vor Angeboten an der Haustür. „Bei uns melden sich aktuell sehr viele Menschen, denen hier in Dortmund an der Haustür dubiose Verträge aufgeschwatzt wurden", erzählt Ramsauer. Skrupellose Vertreter nutzten Gutgläubigkeit und auch Sprachbarrieren aus, um abzukassieren.
Ihr Appell: Niemals rechtlich bindende Verträge am Telefon oder der Haustür abschließen - „egal wie gut das Angebot scheint: Sagen Sie nein! Bei sowas immer Hilfe holen. Und lassen Sie den Nachbarn nicht alleine im Flur stehen, wenn Sie merken, dass dieser gerade bequatscht wird", empfiehlt Kerstin Ramsauer.
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