Alte Hoesch-Zentrale fällt Vandalen zum Opfer Macht einen öffentlichen „Lost Place“ daraus

Baut endlich um - oder macht einen öffentlichen Lost Place daraus
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Felix Guth (Redakteur)

Anfang 2023 geriet der miserable Zustand eines architektonisch imposanten Dortmunder Bauwerks eher durch Zufall an die breitere Öffentlichkeit. Der Fund Tausender Dokumente mit sensiblen persönlichen Information im ehemaligen Versorgungsamt an der Rheinischen Straße hat im Januar viele erschreckt.

Denn neben der gravierenden Daten-Panne zeigt der Fall auch, wie ein Gebäude mit langer Dortmunder Geschichte dem Verfall preisgegeben worden ist. Über Jahre hat das anscheinend niemanden so richtig interessiert.

Vandalismus bleibt Problem

In den zurückliegenden drei Monaten hat sich am Vandalismus-Problem nichts geändert . Trotz der Aufforderung an den Eigentümer, das Gebäude zu sichern.

Im Gegenteil: Im Innern gibt es weiterhin Zerstörung und Metall-Diebstahl.

Verpasste Chancen

Den verpassten Chancen und abgesprungenen Investoren der vergangenen Jahre nachzutrauern, bringt nichts. Natürlich gibt es Hürden: Eine Fläche dieser Größe plant sich nicht aus der Hüfte. Rahmenbedingungen verändern sich ständig.

Doch der jetzige Zustand ist schwer hinnehmbar. Dortmund benötigt neuen Wohnraum. Vorstellbar wäre hier vieles, ein bisschen Hoesch-Romantik gibt es für 12,5 Millionen Euro (der aktuelle Grundstückspreis) dazu. Deshalb muss Tempo in die Sache kommen.

Wichtig ist das auch für die Weiterentwicklung des Unionviertels in Richtung Westen. Das Label für das Innenstadt-Viertel rund um den U-Turm ist offensiv vermarktet worden, der Fortschritt der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte ist beachtlich.

Doch in Richtung Dorstfelder Brücke stockt die Städteplanung. Der FH-Neubau auf dem HSP-Gelände ist weiter in der Schwebe. Das ehemalige Versorgungsamt wird noch für Jahre eine Baustelle bleiben. Selbst wenn jetzt bald eine Entscheidung über die bauliche Zukunft oder die langfristige Eigentümerfrage fallen sollte.

Die Alternative zu schnellem Handel wäre, dem Konferenztisch in der einstigen Hoesch-Zentrale noch eine Weile dabei zuzusehen, wie er weiter auseinander genommen wird.

Ein krasser Widerspruch zum Anspruch, mit dem die Dortmunder Stahl-Bosse ihren Hauptsitz in den Jahren 1916 bis 1921 errichtet haben.

Abenteuerspielplatz

Es tut sich so wenig, dass man schon fast fordern möchte, den Bau als „öffentlichen Lost Place“ zu deklarieren. Als Abenteuerreise in die Dortmunder Industriegeschichte sozusagen. Ein bisschen was kaputtmachen kostet extra.

Schon klar: Das geht aus Sicherheitsgründen und wegen Eigentumsrechten nicht und ist auch nicht ganz ernst gemeint. Besser als der jetzige destruktive Stillstand wäre das aber auf jeden Fall.

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