Neues Ärzte-Ranking für Dortmund veröffentlicht Wie aussagekräftig ist die Liste wirklich, Dr. Rodewyk?

Neues Ärzte-Ranking zur Patientenzufriedenheit in Dortmund: Wie hilfreich ist die Liste, Herr Rodewyk?
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Das bekannte Bewertungsportal Jameda hat ein neues Ranking veröffentlicht, das zeigen soll, mit welchen Gruppen von Ärzten die Dortmunder zufrieden sind - und mit welchen nicht. Jameda nennt die Rangliste das „Patientenbarometer“, das halbjährlich die Stimmung von Patienten erhebe. Für das Dortmunder Ranking habe man „Hunderttausende Erfahrungsberichte“ aus der Stadt ausgewertet, heißt es.

„Patienten in Dortmund sind mit ihren Ärzten weitgehend zufrieden, monieren aber kurze Termine und fehlendes Einfühlungsvermögen“, fasst Jameda das Ergebnis zusammen.

Die beiden am besten bewerteten Gruppen sind laut Jameda Mund-Kiefer-Chirurgen (Note 4,98 von 5) und plastische Chirurgen (4,94) aus Dortmund. Knapp dahinter rangieren die Radiologen (4,91) und Zahnärzte (4,91). Besonders häufig seien großes Engagement, moderne Technik und ausführliche Erläuterungen positiv bewertet worden.

Metropolen im Vergleich

Auf dem zwölften und letzten Platz landeten die Kinderärzte (3,29). Nur etwas besser schnitten die Augenärzte auf Rang elf ab (3,71). Die Plätze fünf bis zehn belegten: Hals-Nasen-Ohren-Ärzte (4,90), Orthopäden (4,87), Urologen (4,81), Psychiater (4,76), Gastroenterologen (4,61) und Dermatologen (4,56).

Bei den Kinderärzten haben Jameda zufolge „kurze Termine, fehlendes Einfühlungsvermögen und lange Wartezeiten“ das Ergebnis negativ beeinflusst.

Im bundesweiten Metropolen-Vergleich der Patientenzufriedenheit schnitt Dortmund gut ab. Besser bewertet wurden die Ärzte nur in Hamburg, München, Köln und Düsseldorf.

Jameda schreibt zur Methode der Erhebung, dass sich die Ergebnisse aus den Bewertungen der Kategorien „Pünktlichkeit“, „Wartezeit“, „ausführliche Erklärung“, „Termin zu kurz“, „Behandlungserfolg“, „keine zufriedenstellende Behandlung“, „Engagement während des Termins“, „Kommunikation“ sowie „Mangel an Einfühlungsvermögen“ ergeben haben. Dabei sei auch die Anzahl der Bewertungen gewichtet worden.

Hausarzt gibt Einschätzung ab

Wir haben bei Dr. Prosper Rodewyk, Hausarzt in Dortmund und Bezirksstellenleiter der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, nachgefragt, wie er das Jameda-Ranking einschätzt und für wie aussagekräftig er es hält.

Er ist nicht verwundert, dass Mund-Kiefer-Chirurgen und plastische Chirurgen auf den Spitzenplätzen landeten. Denn gerade diese Gruppen - wie auch Zahnärzte - rechneten viele Privatleistungen ab, sodass sie auf eine gute Position unter den Mitbewerbern angewiesen seien.

Vor einigen Jahren habe ihm Jameda vorgeschlagen, er könne zufriedenen Patienten eine Bewertung bei Jameda nahelegen, erzählt Dr. Rodewyk. Er habe sich dagegen entschieden, da es sich nicht um eine unabhängige Befragung handele.

Zur Bewertungsmentalität sagt der Mediziner: „Diejenigen, die zufrieden aus der Praxis herausgehen, sagen danach nichts.“ Wer unzufrieden sei, neige viel eher dazu, seine Meinung kundzutun. Auf diese Weise komme Einzelmeinungen ein größeres Gewicht zu.

Volle Praxen bei Kinderärzten

Warum gerade die Radiologen so gut abschnitten, kann sich Dr. Rodewyk nicht erklären. Denn seit der Corona-Pandemie finde in deren Praxen kaum noch eine Patientenberatung statt. „Die Radiologen schicken den Bericht an die Praxis, die den Patienten überwiesen hat. Dort findet dann die Beratung statt.“

Dass viele Kinderärzte und Augenärzte schwächer bewertet wurden, führt Dr. Rodewyk unter anderem auf volle Praxen und einen besonders hohen Termindruck zurück.

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe schätzt „die Aussagekraft solcher Rankings durch Vergleichsplattformen als gering ein - allein schon aus Gründen des Abstimmungsprozesses“. Das erklärte die Pressestelle auf Nachfrage dieser Redaktion.

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