Ärger um neue Fußgängerzone in Dortmunds City „Gehen Parkplätze verloren, verlieren wir Kunden“

Ärger um neue Fußgängerzone in der City: Kaufleute fürchten um Kunden
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Thomas Pape (60) ist kein Mensch, der schnell auf die Barrikaden geht. Gemeinsam mit Ehefrau Michaela führt er das Reformhaus Vita Naturalis im Rosental 7. Doch was die Stadt vorhat, ärgert ihn gewaltig. Sie will genau diesen Straßenabschnitt zwischen Viktoria- und Kleppingstraße in eine Fußgängerzone verwandeln. Autos sollen aus diesem Teil des "Rosenviertels" künftig außen vor bleiben, Lieferverkehr nur noch bis 11 Uhr morgens zugelassen werden. „Ich fürchte erhebliche Einschränkungen und Nachteile für Bewohner und Geschäftsleute“, sagt Pape.

Tatsächlich ist die Straße von Wohnbebauung und kleinen, Inhaber-geführten Läden und Boutiquen geprägt. Neben Gastronomiebetrieben und einem Friseur finden Passanten dort unter anderem Boutiquen, ein Geschäft für Badgestaltung, eines für Hochzeitskleidung (Herren) und eben das Reformhaus von Ehepaar Pape. Seit etlichen Jahren haben auch Autofahrer die Straße entdeckt – zum Parken. Nicht nur die fünf "regulären" Stellplätze sind nahezu ständig besetzt. In der Vergangenheit reihte sich an der östlichen Straßenseite regelmäßig Auto an Auto - Knöllchen hin, Knöllchen her. Die Stadt antwortet den Falschparkern - und rächt sich aktuell mit Blumenkübeln.

„Gehen die Parkplätze verloren, verlieren auch die Geschäfte – nämlich Kunden“, fürchtet Pape. „Wir haben einige ältere Kunden, die keine langen Wege zurücklegen können und sich vor dem Geschäft absetzen lassen“, beschreibt er die Lage. Das werde nach den Plänen der Stadt nicht mehr möglich sein. Darüberhinaus gebe es Geschäfte, die über den Tag verteilt beliefert würden, nicht nur morgens – etwa das Geschäft „Bad und Raum Manufaktur“ am Rosental 1, dem Übergang zur Kleppingstraße. „Wie soll das dann funktionieren?“, fragt Pape.

Einwände von sieben Anliegern

Ähnliches gilt für die Restaurants: Die Abholung von Speisen und Getränken per Auto werde nicht mehr möglich sein. Auch Anwohnern gilt Papes Sorge: Können die Bewohner weiter jederzeit mit ihren Autos ins Rosental? Oder seien Menschen, die beispielsweise im Schichtdienst arbeiten, künftig gezwungen, „sich den willkürlichen Zeit- und Zugangsvorgaben der Stadt anzupassen?“, wie es Pape in seinem Brief an die Politik und die betreffenden Ämter der Stadtverwaltung zugespitzt formuliert.

Seit die Stadt Pflanzkübel mit Grün in die Straße gebracht hat, sind die Chancen, einen Stellplatz zu finden, bereits deutlich kleiner geworden.
Seit die Stadt Pflanzkübel mit Grün in die Straße gebracht hat, sind die Chancen, einen Stellplatz zu finden, bereits deutlich kleiner geworden. © RN

Der Einzelhändler ist einer von insgesamt sieben Anliegern, die der Stadtverwaltung signalisieren: So nicht! Sie haben im Rahmen der Bürgerbeteiligung ihre schriftlichen Einwände formuliert. Darin listet Pape ein seiner Meinung nach "abschreckendes Beispiel" auf, das er nebenan verortet: die benachbarte Schliepstraße. Dort sei vor Jahren ein ähnliches Vorhaben realisiert und teilweise sogar neues Pflaster verlegt worden.

„Das Ergebnis ist, dass sich Geschäfte zurückgezogen haben“, sagt Pape. Dafür seien vermehrt Drogenabhängige zu beobachten, die in Hauseingängen übernachten. „Teilweise ist das auch schon im Rosental der Fall“, hat der Kaufmann beobachtet.

Trotz aller Unzufriedenheit: Reformhausbetreiber Pape ist keineswegs daran gelegen, die Absicht der Stadt, die Wohn- und Aufenthaltsqualität zu steigern, in Bausch und Bogen zu verteufeln. Sein Credo: Wenn schon, dann bitte richtig! Einfach nur Autos raushalten, das reiche nicht. Wenn, brauche die Straße insgesamt ein neues und vernünftiges Pflaster. Zudem müssten die Bordsteine gradlinig und auf ganzer Länge abgesenkt werden. Nur dann böte sich für Läden und Restaurants die Möglichkeit, Tische und Stühle später mal nach draußen zu stellen – wie bereits bei einer Infoveranstaltung der Stadt für die Anlieger im Mai 2023 angeklungen war.

Fußgängerpassage als Ärgernis

Sinnvoller als die bisherigen Pläne sei es, „aus dem Rosental eine verkehrsberuhigte Zone zu machen", findet Pape. Autos dürften dann maximal sieben Km/h fahren. Aber sie dürften eben fahren, darauf kommt's ihm an. Zudem müsse sich die Stadt endlich um die meist verdreckte Fußgängerpassage und ihren Zugängen vom Rosental zum Ostenhellweg (und umgekehrt) kümmern. „Die Stadt hat dort schließlich das Wegerecht“, merkt Pape an.

Mit Grafitti verschmierten Wänden, Schmutz und unappetitlichen Hinderlassenschaften präsentiert sich der Zugang zur Fußgängerpassage. Anlieger monieren das seit Langem.
Mit Grafitti verschmierten Wänden, Schmutz und unappetitlichen Hinderlassenschaften präsentiert sich der Zugang zur Fußgängerpassage. Anlieger monieren den Zustand seit Langem. © RN

Die Stadt wollte sich auf Anfrage zu den schriftlichen Einwänden der Anlieger aktuell nicht äußern. Die Bedenken würden in Abstimmung verschiedener Dienststellen ausgewertet, heißt es trocken vonseiten der Verwaltung. Danach flössen sie in einen Beschlussvorschlag für die Politiker in der Bezirksvertretung Innenstadt-West ein. Dort fallen dann die Würfel, ob die Straße Rosental tatsächlich zur autofreien Fußgängerzone wird.

„Im Frühjahr 2024“, so der bisherige Zeitplan, sollen die entsprechenden Schilder aufgestellt werden. Fraglich ist, ob die Einwände einiger Anlieger überzeugen. Stoppen dürften sie das Vorhaben wohl nicht. Auch bei der Bürgerversammlung im Mai gab es Bedenken. Vor allem vom Betreiber des Restaurants Il Golfo Cantinetta. Gemessen an allen Wortbeiträgen, waren die Pläne von den Anwesenden aber mehrheitlich begrüßt worden.

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