
Klaus Schlichting ist einer der Initiatoren des "Boulevards der Kinderrechte". Er fordert, dass das durch Vandalismus zerstörte Klangspiel erneuert wird. © Uwe von Schirp
Dortmunder Boulevard der Kinderrechte wurde bisher nie richtig fertig
Nordwärts-Projekt
Ein „Boulevard der Kinderrechte“ im Dortmunder Westen zählte zu den ersten „Nordwärts“-Projekten. Sie gehören zusammen, fristen aber ein Single-Dasein. Eine Spielstation sorgt für besonderen Ärger.
Zehn Stationen zum Spielen, mit Botschaften: der Dortmunder „Boulevard der Kinderrechte“. Er ist eines der ersten Projekte einer Aktion namens „Nordwärts“. Es wuchs über vier Jahre mit reichlich städtischer Publicity. Zu jeder Station zeigt die Stadt im Internet ein Video. Zur Eröffnung 2020 kam der damalige Oberbürgermeister Ullrich Sierau.
Zwei Jahre später werden die über ganz Nette verteilten Stationen als zusammengehörender „Boulevard“ aber gar nicht wahrgenommen. Obwohl täglich Kinder die einzelnen Stationen nutzen. Es fehlt das verbindende Element: auf Pflaster und Asphalt aufgemalte oder -geklebte Fußstapfen, die die zehn Stationen miteinander verbinden. Geplant war das einst.
Jede Station verspricht Abwechslung. Und zu jeder Station gehört eine Stele mit einer Tafel. Darauf erklären Kinder den Gleichaltrigen jeweils ein Kinderrecht. Als Ganzes soll der Boulevard zu einem Spaziergang einladen. Schulen und Kindertageseinrichtungen können an den Stationen die Kinderrechte thematisieren.
Eineinhalb Stunden Spaziergang
„So ein Spaziergang dauert eineinhalb Stunden“, sagt Klaus Schlichting. Gemeinsam mit der Teens-Jugend der Netter Falken initiierte er das Projekt. Daraufhin schlossen sich 2017 viele Organisationen zusammen: die Netter Schulen, zwei Kitas, die Stadt, das Büro für Kinder- und Jugendinteressen, die Jugendfreizeitstätte Smile, die Kleingartenvereine Wachteloh und Nette, der Caritasverband und der Wohnungskonzern Vonovia zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammen.
Aber warum ist es bis heute nicht fertig? Für die Fußstapfen prüfe die Stadt aktuell die Voraussetzungen für eine Auftragsvergabe, heißt es jetzt in einem Bericht des Nordwärts-Büros an die Mengeder Bezirksvertretung. Zu Beginn der Sitzung am 7. September meldete sich Klaus Schlichting in der Einwohnerfragestunde zu Wort.

Kaum ein "Werk" von Kindern und Jugendlichen: Mit einem Bolzenschneider zerstörten die Täter das Spielgerät. © Uwe von Schirp
Bereits im Februar 2021 hatte er auf die unbefriedigende Situation rund um ein Klangspiel auf dem Schulhof des Heinrich-Heine-Gymnasiums hingewiesen. Die Station steht für das „Recht auf Frieden“, erzeugte bislang aber eher Unfrieden. Die hölzernen Klöppel führten zu Lärm – zum Ärger der Anwohner.
Schlichting entfernte die Klöppel. Deutlich leiser spielten die Kinder fortan mit Stöckchen und Fingern auf den Scheiben und Röhren. Dann sperrte das Grünflächenamt die Station. Bei einer Überprüfung sei eine Beschädigung aufgefallen. Was genau, verriet die Stadt damals nicht. Aber: Es bestehe Unfallgefahr.
Vandalismus macht Klangspiel unbrauchbar
„Die Ketten waren angeschnitten“, erklärte Schlichting nun bei einem Treffen am Mittwoch (21.9.). „Dadurch hatte das Metall scharfe Kanten.“ Mittlerweile sind bis auf eine alle Ketten durchtrennt und zeigen diese Kanten.
„Kinder und Jugendliche waren das nicht“, ist sich der Ruheständler des Jugendverbandes sicher. „Kinder gehen doch nicht mit einem Bolzenschneider spielen.“ Laut Nördwärts-Bericht ist diese Spielstation „unbrauchbar“.

Trotz Bauzaun haben Unbekannte die Spielstation auf dem Schulhof nun komplett unbrauchbar gemacht. © Uwe von Schirp
Vor eineinhalb Jahren habe es Gespräche mit Vertretern von Stadtämtern, Nordwärts-Büro und Heinrich-Heine-Gymnasium gegeben. Nach einer Charme-Offensive bei den Anwohnern sollte die Spielstation repariert und gegebenenfalls an einen anderen Standort umgesetzt werden, berichtet Schlichting. Passiert ist nichts.
Im Bericht an die BV schreibt „Nordwärts“, das Büro kläre derzeit, wer einen Ersatz inklusive Finanzierung übernimmt. Womöglich sei es zielführender, ein anderes Gerät an die Stelle zu bauen. Schlichting versteht das nicht: „Ich habe mich bereit erklärt, meine Handynummer zu hinterlassen und bei Konflikten sofort herzukommen – egal zu welcher Uhrzeit.“
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
