
© Dieter Menne (Archiv)
5 Stunden warten auf ein Kennzeichen – Brückentag führt die Bürgerdienste an ihre Grenzen
Stadtverwaltung
Schon am Morgen machten die Bürgerdienste ihre Schotten dicht. Zu groß war der Andrang am Brückentag. Im Dienstleistungszentrum in der Innenstadt offenbart sich das Ausmaß der Situation.
Gegen 10.30 Uhr ist beinahe jede Sitzgelegenheit im Dienstleistungszentrum der Bürgerdienste belegt. Dabei ist dort schon seit über einer Stunde dicht. Im Sitzbereich vor der großen Anzeige mit den Wartenummern, auf den Stuhlreihen im Gang, vereinzelt auf dem Boden: überall Menschen. Viele blicken auf ihr Handy, manche stehen zwischendurch auf und vertreten sich die Beine, gehen vor die Tür, um zu rauchen. Und alle haben mindestens ein Anliegen. Der Brückentag hat die Bürgerdienste an ihre Grenzen geführt.
Gegen 8.15 Uhr haben die ersten Bezirksverwaltungsstellen geschlossen, teilt die Stadt mit. Eine Stunde später hat mit der Dienstleistungsstelle im Stadthaus auch der letzte Posten der Bürgerdienste die Schotten dichtgemacht. Nur noch schnelle Angelegenheiten – also vor allem von Menschen, die nur ein Dokument abholen wollen – wurden angenommen.
Freund bringt Frühstück
Liane Witte (45) ist seit 6.20 Uhr im Stadthaus. Streng genommen erst nur in der Berswordthalle, als die Türen des Dienstleistungszentrums noch geschlossen waren, später dann auf einer der erwähnten Sitzgelegenheiten. Sie will ein Kurzzeitkennzeichen beantragen – für ein Auto, das sie noch am selben Tag mit ihrem Freund in Frankfurt abholen will.
Zwei Zahlen spielen für Liane Witte an diesem Vormittag eine Rolle: Zuerst die 108, die Nummer ihrer Wartemarke. Weniger wichtig aber eindrücklich ist die 96, die Anzahl an Seiten in ihrem Roman, die sie während der Wartezeit gelesen hat.
Angesichts der Umstände wirkt Liane Witte noch recht entspannt. Vielleicht aber auch resigniert. Immerhin: Gegen 11 kommt ihr Freund und bringt Frühstück ins Stadthaus. Wenig später, nach etwa fünf Stunden Wartezeit, wird ihre Nummer aufgerufen.
Eine Ausnahme
Direkt hinter dem Eingang zum Dienstleistungszentrum steht Manfred Kruse. Er ist der Leiter der Bürgerdienste, beantwortet Fragen der Presse und beruhigt Gemüter von Kunden, bei denen dann doch der Geduldsfaden reißt. Der von Manfred Kruse scheint an diesem Tag endlos zu sein.

Am frühen Morgen standen die Bürger vor den Bürgerdiensten erstmal an. © Manfred Kruse
Brückentage seien oft Ausnahmen, weil dann besonders viele Menschen zu den Bürgerdiensten kämen. Zudem seien aktuell einige Mitarbeiter krank oder hätten langfristig eben selbst auch freigenommen. Dennoch sei man besser besetzt als an den vergangenen Tagen. 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren laut Kruse im Zentrum im Stadthaus im Einsatz. Und etwa 350 Wartemarken seien rausgegangen.
Zuletzt war es vor den Sommerferien zu vergleichbaren Zuständen bei den Bürgerdiensten gekommen. Viele Menschen wollten vor den Ferien noch Reiseangelegenheiten erledigen.
Einfach länger machen geht nicht
Normalerweise ist für die Bürgerdienste freitags um 12 Uhr Feierabend. Könnte man nicht einfach länger öffnen, damit sich die Kunden mehr verteilen? So einfach gehe das nicht. Die Arbeitszeit sei in den Dienstverträgen festgelegt, und um die zu ändern, müsse der Personalrat zustimmen, sagt Manfred Kruse. Und: Die Arbeitsbelastung sei ohnehin schon hoch. Um 7 Uhr öffne das Dienstleistungszentrum, dann kämen die Anliegen etwa im 10-Minuten-Takt auf die Mitarbeiter zu.
Aktuell sind 16 Stellen bei den Bürgerdiensten unbesetzt. Es gibt allerdings auch rund 1000 Bewerber. Die Auswahl laufe und Manfred Kruse ist sich offenbar sicher, dass die Stellen auch besetzt werden können.
Die Mitarbeiter, die am Freitag im Dienstleistungszentrum sind, müssen jedenfalls länger bleiben. Um 12 Uhr warten immer noch einige Bürger im Stadthaus. Und klar ist: Jeder, der eine Wartemarke bekommen hat, werde auch bedient. Das verspricht Manfred Kruse.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
