
© Archiv
Bürgerdiensten fehlt weiter Personal – dabei wollen 1000 Bewerber dort arbeiten
Stadtverwaltung
Seit Ostern 2019 warten Dortmunder oft wochenlang auf einen Termin bei den Bürgerdiensten. 16 Stellen sind unbesetzt. Gleichzeitig aber würden gern 1000 Bewerber dort arbeiten.
Wer in Dortmund einen neuen Personalausweis oder Pass benötigt, braucht weiterhin vor allem Geduld. In der Innenstadt und den Bezirksverwaltungsstellen gibt‘s die nächsten Termine erst im Dezember und Januar – es sei denn, jemand anderes storniert seinen Termin. Ansonsten heißt es, stundenlang warten mit dem Risiko, dass wegen des großen Kundenandrangs die Dienstleistungszentren vorzeitig schließen.
„Jedes Unternehmen würde pleitegehen, wenn es so arbeiten würde“, schimpfte Christiane Krause (CDU) am vergangenen Dienstag (24.9.). Die Vorsitzende des Ratsausschusses für Bürgerdienste sprach in diesem Fall „als Bürgerin“. Thomas Tölch (SPD) schlug in dieselbe Kerbe: „Die Wartezeiten sind ein enormes Ärgernis für die Bürgerschaft.“
16 Stellen unbesetzt
Doch es soll besser werden, versprachen die beiden zuständigen Dezernenten Norbert Dahmen (Recht und Ordnung) sowie Christian Uhr (Personal und Organisation). Immer wieder führen sie an, dass Personal fehlt, aktuell sind 16 Stellen im Einwohnermeldewesen und bei Kfz-Angelegenheiten unbesetzt. Da staunten die Ausschussmitglieder nicht schlecht, als ihnen Personaldezernent Uhr offenbarte: „Es gibt fast 1000 externe Bewerber.“ Und auch innerhalb der Stadtverwaltung hätten sich „eine Menge“ von Bewerbern für eine Beschäftigung bei den Bürgerdiensten gemeldet.
Das Personalamt sei „mit Hochdruck dabei, die 16 Stellen zu besetzen“. Man müsse die Bewerber aber zunächst klassifizieren und einordnen; denn naturgemäß seien nicht alle geeignet. Die internen Besetzungen wolle man „möglichst bald“ vollziehen und bei den externen Bewerbern zum 1. Dezember klarer sehen. Uhr: „Über die Jahreswende ist jeder Schreibtisch besetzt. Herr Kruse wird sich Anfang nächsten Jahres nicht vor Personal retten können.“ Manfred Kruse ist Leiter der Bürgerdienste.
Ziel: Wartezeit maximal 45 Minuten
Ziel der Verwaltung ist es, die Wartezeit vor Ort auf maximal 45 Minuten zur reduzieren und eine Terminvereinbarung innerhalb von zwei Wochen möglich zu machen. Neben dem Personal müssten auch Änderungen in der Organisation und Technik zur Lösung des Problems beitragen, sagte Uhr: „Hier ist einiges im Umbruch.“ Ihm schwebe ein System wie in Köln vor, erklärte Dezernent Dahmen. Das zeige in Echtzeit an, wie lange die Wartezeit in der jeweiligen Bezirksverwaltungsstelle ist: „Dafür brauche ich neue Software“. Dahmens Wunschthema sind auch Öffnungszeiten am Samstag. Dortmund sei die erste von drei Stadtverwaltungen, in denen er gearbeitet habe, „die keine Samstagsöffnung hat.“
Um zusätzliche Termine anbieten zu können, wurde innerhalb der Verwaltung gefragt, ob man sich auf „freiwilliger Basis“ für einen Zeitraum von sechs Wochen bis zu drei Monaten für die Samstagsarbeit erwärme könne. „Die Begeisterung war nicht so hoch“, fasst Personaldezernent Uhr das Ergebnis zusammen. „Da sollte man etwas tun“, sagte die Ausschussvorsitzende Christiane Krause, „in ganz vielen anderen Berufen muss auch samstags gearbeitet werden, in manchen sogar sonntags.“
Höhere Personalfluktuation zu erwarten
Würde die Verwaltung nicht gegensteuern, würden die Wartezeiten im nächsten Jahr voraussichtlich noch länger; denn nachdem im Jahr 2010 erstmals die neuen Personalausweise im Checkkartenformat mit einer Laufzeit von zehn Jahren ausgestellt wurden, ist in 2020 eine Umtauschwelle zu erwarten.
Zudem läuft für 20 Mitarbeiter die dreijährige Frist aus, zu der sie sich mit der Planstelle für das Aufgabengebiet Einwohnermeldewesen/Kfz verpflichtet haben. Bereits jetzt bewerben sich Personen aus diesem Kreis auf andere Planstellen. Die Fluktuation, so die Verwaltung, werde „in 2020 deutlich über dem Durchschnitt“ liegen.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
