Die 200 Jahre alte Lindenallee ist Keimzelle des Botanischen Rombergparks und ein Relikt des alten Schlossparks.

Die 200 Jahre alte Lindenallee ist Keimzelle des Botanischen Rombergparks und ein Relikt des alten Schlossparks. © dpa (Archiv)

200 Jahre alt: Dortmund hat den größten Botanischen Garten Deutschlands

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Vor 200 Jahren wurde der Rombergsche Schlosspark in Brünninghausen vollendet. Aus dem englischen Landschaftsgarten wurde der größte Botanische Garten Deutschlands. Und der hat viel zu bieten.

Dortmund

, 05.06.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Rombergpark steckt voller Leben. Wer an einem ganz normalen Wochentag durch den Park streift, trifft nicht nur fleißige Gärtner und ganz normale Spaziergänger, sondern auch jede Menge Schulklassen. Fotografinnen und Fotografen. Sogar Malerinnen und Maler halten die Schönheiten der Natur im Bild fest.

Von diesen Schönheiten gibt es reichlich. Was viele nicht wissen: Der Botanische Garten Rombergpark ist mit 69,2 Hektar flächenmäßig der größte historische Botanische Garten in Deutschland und der zweitgrößte in Europa.

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Die Keimzelle ist freilich etwas kleiner: Etwa zehn Hektar groß ist der alte Rombergsche Schlosspark, aus dem der Botanische Garten Rombergpark hervorgegangen ist - und er feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. Denn am 28. April 1822 wurde er mit dem Setzen des letzten Baums in der Lindenallee vollendet.

Die Allee war das repräsentative Entree für das Schloss der Grafen von Romberg. Dessen Geschichte reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Das alte zweigeschossige Burghaus ließ Gisbert Christian Friedrich Freiherr von Romberg 1820 in ein dreigeschossiges Schlossgebäude im klassizistischen Stil verwandeln, das im Süden von einer Gräfte umgeben war.

Der Landschaftsarchitekt wurde mit der Planung des Schlossparks beauftragt. Dieser wurde der Zeit entsprechend als englischer Landschaftspark angelegt - mit Lindenallee und Teich.

Schlosspark und Gräfte umgaben das Rombergsche Schloss, das vor 200 Jahren neu gestaltet wurde.

Schlosspark und Gräfte umgaben das Rombergsche Schloss, das vor 200 Jahren neu gestaltet wurde. © Stadtarchiv

Beides gibt es heute noch. Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zerstört und nicht wieder aufgebaut. Wie groß es war, zeigen heute Hecken, die die alten Mauern und damit die Umrisse es Schlosses auf dem historischen Gelände im Norden des Rombergparks nachbilden.

Und dann gibt es ja noch das alte Torhaus, dessen Geschichte bis 1681 zurückreicht und das heute als städtische Kunstgalerie genutzt wird.

Während das Schloss im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, ist das alte Torhaus noch erhalten und fungiert heute als städtische Kunstgalerie.

Während das Schloss im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, ist das alte Torhaus noch erhalten und fungiert heute als städtische Kunstgalerie. © Stadtarchiv

Die Stadt Dortmund kam erst vor knapp 100 Jahren ins Spiel. 1927 verkaufte die Familie von Romberg Schloss und Park an die Stadt Dortmund. Als dann 1929 Hörde und Brünninghausen nach Dortmund eingemeindet wurden, nutzte die Kommune die Gelegenheit, den Schlosspark zu einem Botanischen Garten zu erweitern. Vorher hatte es schon einen kleineren Botanischen Garten auf dem heutigen Klinik-Gelände an der Beurhausstraße gegeben.

Der neue Botanische Garten wurde wesentlich größer. Geplant wurde er vom städtischen Garten- und Friedhofsdirektor Richard Nose. Die noch heute erhaltene Keimzelle ist der alte Schulgarten mit dem Pappelrondell im Nordwesten des Parks. Außerdem schuf Nose eine umfangreiche Gehölzsammlung, das heutige Nose-Arboretum.

Gestapo-Morde kurz vor Kriegsende

Eher eine traurige Geschichte schrieb der Rombergpark in der Zeit des Nationalsozialismus. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Frühjahr 1945 wurde er ebenso wie die Bittermark im Süden der Stadt zum Schauplatz für Erschießungen von Widerstandskämpfern und Zwangsarbeitern durch die Gestapo. Die Leichen wurden in Bombentrichtern verscharrt.

Heute sind die Opfer in der Bittermark bestattet, wo ein Mahnmal an die Gräueltaten erinnert. Es gibt aber auch einen Gedenkstein am nördlichen Eingang des Rombergparks.

Nach dem Krieg, der viele Verwüstungen hinterließ, begann auch im Rombergpark der Wiederaufbau. In den 1950er Jahren wurde ein neues Arboretum unter Leitung des Dendrologen Gerd Krüssmann angelegt. Im Botanischen Garten entstand so die artenreichste Sammlung von Ziergehölzen in ganz Europa.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gehölzsammlung des Botanischen Gartens Rombergpark weiter ausgebaut.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Gehölzsammlung des Botanischen Gartens Rombergpark weiter ausgebaut. © Stadtarchiv

Krüssmann sammelte Bäume und Pflanzen aus der ganzen Welt, die heute vor allem den östlichen Teil des Parks mit seinem Waldbestand prägen. 1958 eröffneten auch die Pflanzenschauhäuser, in denen bis heute vor allem exotische Pflanzen zu bewundern sind.

Die Pflanzenschauhäuser und das Café Orchidee sind ein Kinder der 1950er-Jahre.

Die Pflanzenschauhäuser und das Café Orchidee sind ein Kinder der 1950er-Jahre. © Stadtarchiv

Und die Entwicklung ging und geht immer weiter. Der gärtnerische Leiter Dr. Otto Bünemann setzte erste ökologische Schwerpunkte. Unter seiner Leitung entstanden Einrichtungen wie die Moor-Heide-Landschaft und das Schulbiologische Zentrum, in dem Schulklassen den Wert von Natur und Ökologie vermittelt bekommen.

Unter dem gärtnerischen Heribert Reif wurde die Gehölzsammlung ausgebaut. In seine Zeit fiel 2006 auch die Unterschutzstellung des Botanischen Gartens Rombergpark als Dortmunds größtes Flächendenkmal.

Zukunftskonzept mit neuen Attraktionen

Ehrgeizige Pläne - von denen einige auch schon in die Tat umgesetzt sind, hat auch der aktuelle Direktor des Botanischen Gartens Rombergpark, Dr. Patrick Knopf, der seit 2014 im Amt ist.

Schon jetzt eine neue Attraktion ist die 2018 entstandene Dünenlandschaft. 2020 wurde ein neuer Heilkräuter-Garten angelegt. 2016 wurde das Bildungsforum Schule, Natur, Umwelt eröffnet, in dem neben dem Schulbiologischen Zentrum auch die Verwaltung des Parks und die sogenannten „grünen Vereine“ aus dem Naturschutz- und Umweltbereich untergebracht sind.

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Direkt gegenüber soll eine „Forscherstation“ für Botanik und Nutzpflanzen aus der ganzen Welt entstehen, eine Art biologische Schatzkammer. Schon jetzt besetzt der Botanische Garten Rombergpark eine der weltgrößten Samensammlungen, die weiter wachsen soll. Ein neuer Schwerpunkt ist eine Gendatenbank für Magnolien.

Eine künstliche Dünenlandschaft ist seit 2018 im Botanischen Garten Rombergpark entstanden.

Eine künstliche Dünenlandschaft ist seit 2018 im Botanischen Garten Rombergpark entstanden. © Dieter Menne (A)

Weiter wachsen soll auch der Park selbst - nicht nur durch neue Magnolien. Pro Jahr werden etwa 500 Bäume und 700 Sträucher gepflanzt“, berichtet Knopf. Auch als Ersatz für Pflanzen, die verloren gehen - wie die 218 Jahre alte Rotbuche als bislang ältestem Baum des Parks, die im Februar dem Orkan „Zeynep“ zum Opfer fiel.

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Höhepunkt des Zukunftsprogramms ist im besten Wortsinn ein Erlebnispfad, der auf einem hölzernen Steg in die Baumwipfel des Waldbereichs im Osten des Rombergparks führen soll, in dem Baumarten aus aller Welt angesiedelt sind. Über eine Strecke von 1200 Meter soll es – gegen Eintritt – nach dem Vorbild von Erlebnispfaden im Bayrischen Wald und im Schwarzwald bis in 18 Meter Höhe quer durch die Baumkronen gehen.

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