
Christoph Paga und Meri Mlikotic sind von Beginn an in der und für die Chorakademie aktiv. © Oliver Volmerich
20 Jahre Chorakademie Dortmund: Die größte Singschule Europas
Internationale Auftritte
20 Jahre alt wird im September das Konzerthaus Dortmund - und mit ihm die Chorakademie. Was als studentisches Projekt begann, ist inzwischen international gefragt.
„Do Mi So“, klingt es durch den Reinoldisaal. Der Mädchen-Chor-Nachwuchs singt sich ein und trainiert die Tonleiter. So ähnlich dürften auch die Gesangskarrieren von Meri Mlikotic und Christoph Paga vor mehr als 20 Jahren begonnen haben. Beide gehören gewissermaßen zu den Urgesteinen der Chorakademie, die in diesem Jahr offiziell ihr 20-jähriges Bestehen feiert.
Begonnen hatte alles Ende der 1990er als studentisches Projekt der Dortmunder Lars Kersting und Zeljo Davutovic, die in Dorstfeld den Monteverdi-Juniorchor gründeten. Schon damals waren Meri Mlikotic und Christoph Paga dabei. Verbunden mit Singaktionen an Dortmunder Grundschulen entstand daraus die „größte Singschule Deutschlands“ mit mehr als 1000 Sängerinnen und Sängern.

Die Pfingstkonzerte versammeln alljährlich die verschiedenen Ensembles der Chorakademie. Sie finden, wie jetzt das Festkonzert, im Konzerthaus statt. © Finn Löw
Anlass für die Gründung der Chorakademie als eigenständiger Verein war das 2002 eröffnete Konzerthaus, das anfangs auch Räume für den Sänger-Nachwuchs zur Verfügung stellte. „Das ging alles sehr schnell“, erinnern sich Mlikotic und Paga. In den Grundschulen fiel die Initiative auf fruchtbaren Boden. Immer mehr Ensembles entstanden. „Eine Zeit lang gab es sogar Dependancen in Gelsenkirchen und Essen“, berichtet Meri Mlikotic.
Breiten- und Spitzenförderung
Und von Anfang an gab es den Anspruch, neben der Freude am Gesang in der Breite auch die Spitzenförderung anzugehen. Dazu wurde die Arbeit über die Jahr immer weiter professionalisiert, indem renommierte Chorleiter nach Dortmund geholt wurden.
2006 übernahm Jost Salm den Knabenchor, der neben dem Chorgesang besonders auf die Solisten-Ausbildung wert legt. Und das findet europaweit Anerkennung.
Dortmunder Sänger waren und sind unter anderem in der Zauberflöte und anderen Opernproduktionen nicht nur am heimischen Opernhaus, sondern etwa in Hamburg und Berlin, in Amsterdam, Budapest, beim Opern-Festival in Aix-en-Provence in Frankreich und sogar in Südkorea im Einsatz. Der Chor sang für den Bundespräsidenten und bei der Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg.
Der Jugendkonzertchor unter der Leitung von Felix Heitmann ist ebenfalls international unterwegs und holte als Sieger beim Deutschen Chorwettbewerb 2018 gewissermaßen den deutschen Meistertitel nach Dortmund. Der Lohn dafür ist, nicht nur ein dankbares Publikum, sondern auch finanzielle Unterstützung durch Stadt und Land.
Heute zählt die Chorakademie 31 Ensembles - von diversen Kinderchören, die sich an fünf verschiedenen Standorten in Dortmund treffen - über Mädchen- und Knabenchor, Opernkinderchor, Stimmwechsler und Jugendkonzertchor bis Collegium Musicum, dem Ensemble für Erwachsene. Dazu gibt es inzwischen auch einen Frauenkonzertchor.
Raumnot als Begleiter
Ein Problem, das die Chorakademie über Jahre begleitet hat und inzwischen nahezu gelöst ist, ist die Raumnot. Viele Ensembles mussten jahrelang wie ein Wanderzirkus durch die Stadt ziehen. Inzwischen ist das Vokalmusikzentrum an der Reinoldistraße ein festes Domizil.
Hier gibt es nicht nur Büroräume für die Verwaltung, sondern auch Probenräume für verschiedene Chöre - und mit dem Reinoldisaal sogar einen akustisch hervorragenden Veranstaltungsort.
Der Knabenchor hat dank großzügiger Sponsorenhilfe mit dem „Tonwerk“ in Hombruch, einer ehemaligen Ziegelei, die einst der Familie des Industriepioniers Friedrich Harkort gehörte, ein Probenzentrum mit Konzertsaal in einer ehemaligen Scheune.
Was alle Beteiligten verbindet, ist der Spaß an der Musik - und das Gemeinschaftserlebnis. „Vor allem von Chorfahrten und Konzertreisen gibt es viele tolle Erinnerungen. Das brennt sich ein und bleibt für immer“, sagt Meri Mlikotic. Und das reicht auch weit über die eigentlichen Sängerinnen und Sänger hinaus.
Festkonzert im Konzerthaus
Vor allem im Kinder- und Jugendbereich ist meist die ganz Familie mit eingebunden - angefangen von der Organisation der Fahrten zu Proben und Auftritten. „Was die Eltern und Familien da leisten, ist einfach großartig“, stellt Christoph Paga, der nun im Vorstand des Vereins Chorakademie aktiv ist, anerkennend fest.
Zum großen Gemeinschaftserlebnis dürfte auch das Festkonzert werden, das die Chorakademie am Freitag (2.9.) um 19 Uhr mit ihren Ensembles im Konzerthaus feiert. Es gibt noch Restkarten.
Auf der Bühne stehen dann auch Jungen und Mädchen, die an einer Sommerakademie zur Nachwuchsgewinnung der Chorakademie teilgenommen haben. Generell sind die Chöre immer auf der Suche nach Gesangstalenten. Infos gibt es unter www.chorakademie.de und www.knabenstimmen.de.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
