
© Oliver Volmerich
Noch ein Konzertsaal für Dortmund: Bekanntes Gebäude im Brückviertel wird Haus des Gesangs
Kultur
Im Moment geben noch Handwerker den Ton an, bald sollen es Sängerinnen und Sänger sein: Dortmund bekommt ein neues Musikzentrum - wie das Konzerthaus ebenfalls im Brückstraßen-Viertel.
Dortmund ist bald um einen Konzertsaal reicher: Im Brückstraßenviertel entsteht ein Vokalmusikzentrum.
Die Verwaltung der Chorakademie ist schon längere Zeit heimisch im ehemaligen Domizil der Handwerkskammer an der Reinoldistraße. Bald bekommt sie musikalische Gesellschaft im Reinoldihaus.
Die Idee für das Vokalmusikzentrum ist schon mehrere Jahre alt. „2013 war es erstmals Thema in der Politik“, erinnert sich Torsten Mosgraber.
Institut für Vokalmusik
Der Direktor des Musikfestivals Klangvokal ist künftig gewissermaßen der Hausherr im musikalischen Zentrum. Klangvokal und das Vokalmusikzentrum NRW fusionieren zum 1. Januar 2020 zum „Institut für Vokalmusik“ mit Mosgraber an der Spitze.
Es ist dann einer von vielen Nutzern des Reinoldihauses: Neben der Chorakademie, die schon seit einigen Jahren hier beheimatet ist, gehören dazu der Chorverband Dortmund, der Chorverband NRW und die Sängerjugend NRW. Der neue Landesjugendchor NRW wird im Haus proben, das aber auch zu einem Lernzentrum wird.
Dazu gibt es viele Kooperationspartner für verschiedene Projekte wie die Landesmusikakademie in Heek, den Landesmusikverband oder die Folkwang-Universität der Künste in Essen. Gemeinsam plant man Lehrgänge für Musikpädagogen und Workshops.
Interkulturelle Arbeit
Ein Schwerpunkt ist Singen mit Kindern und Jugendlichen, ein weiterer Interkulturalität. Beispielhaft dafür steht das Weltmusik-Ensemble Orpheus XXI-NRW - eine Vokal- und Instrumentalgruppe aus zwei Dutzend Flüchtlingen aus Syrien, der Türkei, dem Irak und Afghanistan, die beim Klangvokal-Festival im Mai ihr erfolgreiches Konzertdebüt gegeben hat.
Außerdem sind Workshops zu Stimmkulturen und interkultureller Musik geplant. „Wir wollen dazu die vielen inzwischen entstandenen internationalen Kontakte von Klangvokal nutzen“, erklärt Stadtdirektor Jörg Stüdemann, der einer der Mitinitiatoren des Vokalmusikzentrums ist.
Singen für Senioren
„Singen ab dem 3. Lebensabschnitt“, also für Senioren, ist ein dritter Schwerpunkt, den man mit dem Chorverband NRW setzen will.
„Wichtig ist die Bündelung der Kräfte“, erklärt Mosgraber. Mit dieser Maßgabe hat man auch die lange Zeit der Planung genutzt, Netzwerke zu knüpfen und Kooperationen einzugehen. Stüdeman ist überzeugt, dass die Wartezeit - die sich zuletzt durch Verzögerungen beim Umbau des Reinoldihauses verlängert hat - gut genutzt wurde. „Man sieht, dass man ein paar Jahre investieren muss, um Ergebnisse zu erzielen“, stellt er fest.
Probenräume und großer Saal
Inzwischen sei „der Zuspruch gewaltig“. Schon jetzt überstiegen die Vorankündigungen und Reservierungen durch Chöre, Vokalmusik-Ensembles und Partnerorganisationen die räumlichen Möglichkeiten.
Dabei bietet das Haus auf den ersten Blick viel Platz. Im Erdgeschoss - in den Räumen der ehemaligen Postfiliale - und in der 3. Etage wird es Proben- und Werkstatträume geben, das Institut für Vokalmusik ist im 5. Stock angesiedelt.

Nicht nur für Tagungen, sondern auch für Konzerte ist der Reinoldisaal hervorragend geeignet. © Stephan Schütze
Eine wichtige Rolle spielt der Reinoldisaal in der zweiten Etage, der zum Konzertsaal wird. Platz ist für rund 300 Zuschauer. Hier werde es noch eine neue Licht- und Tonanlage geben, kündigt Mosgraber an.
Weihnachtliches Konzert
Dass der Saal eine gute Akustik hat, hat er bereits bei Konzerten etwa von Ensembles der Chorakademie unter Beweis gestellt. Die nächste Kostprobe gibt es am 22. Dezember (Sonntag) um 17 Uhr. Im Rahmen des Klangvokal-Programms bieten dann der Tenor Daniel Behle und die Lautten Compagney Berlin unter der Leitung von Wolfgang Katschner unter dem Titel „Von Engeln und Hirten“ Musik des Barock und internationale Weihnachtslieder.
Die offizielle Eröffnung des Vokalmusikzentrums ist für den 14. Februar 2020 geplant. In der ersten Jahreshälfte 2020 startet der Probenbetrieb. Ab Herbst gibt es verstärkt Workshops und Konzerte.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
