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2 Tage statt 10 Minuten: Wie ein Dortmunder Bio-Lieferdienst der Konkurrenz trotzt
Lebensmitteleinkauf
Immer mehr Lebensmittel-Lieferdienste gibt es in Dortmund. Ein eingesessener Anbieter trotzt dem Wettbewerb. Dabei kann eine Lieferung hier schon einmal zwei Tage dauern.
Frische Lebensmittel in zehn Minuten vor die Haustür – damit werben Lebensmittel-Lieferdienste wie „Gorillas“ und „Flink“. In Dortmund landet man jedoch häufig erst einmal auf Wartelisten, bevor es überhaupt zur Lieferung kommt. Ein eingesessenes Dortmunder Unternehmen trotzt dieser neuen Konkurrenz und sagt: „Wir liefern in ein bis zwei Tagen. Aber ohne Warteliste.“
Als Wettbewerber sehe man „Flink“ und Co. generell nicht, sagt Markus Schimmel (52), Geschäftsführer des Wickeder Bio-Lieferdienstes „Grünkäppchen“. „Wir haben einen ganz anderen Ansatz. Unsere Produkte sind regional, alle biozertifiziert und werden mit Kühlfahrzeugen ausgeliefert, um ganz frisch zu bleiben. Da haben wir uns von der Qualität ab.“
Auf den neuen Trend aufzuspringen und alle Ware innerhalb kürzester Zeit zu liefern, widerspreche schon dem ökologischen Konzept seines Unternehmens, sagt Schimmel. „Dann müsste man in jedem Stadtteil Lager haben und Lieferanten, die sofort losfahren könnten. Wenn wir das dann auch noch weiter mit Kühlfahrzeugen machen, um die Lebensmittel wirklich frisch zu halten, hat das für mich nichts mehr mit Ökologie zu tun.“
2500 Bio-Produkte im Angebot
Warum der Wettbewerb um schnelle Lieferzeiten auf einmal derart entflammt sei, verstehe er generell nicht ganz. „Man kann doch seinen Einkauf im Voraus planen“, sagt er. Bei „Grünkäppchen“ habe man über 2500 Produkte im Angebot, von Milch und Kartoffeln bis Trockensuppe und Toilettenpapier – doch die frischen Waren würde man erst über Nacht bei den regionalen Partnern beschaffen.
Sind Lieferdienste der Tod des Supermarkts? „Lebensmittellieferungen sind in den letzten Jahren immer mehr geworden“, sagt Markus Schimmel, „und die Lieferungen werden auch weiter steigen – aber nie ganz den stationären Handel ablösen.“ Der behalte aus Schimmels Sicht noch lange die Mehrheit.
Seit Beginn der Corona-Pandemie ist Schimmel auf eine kontaktlose Lieferung umgestiegen. Mehrere Hundert Kunden beliefere „Grünkäppchen“ pro Woche – alle auf geplanten Touren, um Zeit und Sprit zu sparen. Bestellt werde online, per Telefon oder Fax; bezahlt per Lastschrift oder bar bei der Abholung.
Lieferkosten immer gleich
Alle Produkte hätten dieselben Preise wie im Handel, so Schimmel – zuzüglich 3,65 Euro Lieferpauschale, unabhängig davon, ab man eine Flasche Milch oder den ganzen Lieferwagen voll Ware bestelle. „Im Moment können wir diesen Preis noch halten. Aber wenn die Spritpreise noch deutlich weiter ansteigen, werden wir auch unsere Preise anheben müssen.“
Stellt sich die Frage: Warum steigt der Öko-Lieferdienst nicht auf Elektroautos um? „Das ist im Gespräch“, sagt Schimmel. „Aber im Moment genügt die Reichweite noch nicht – die wird bei Kühlfahrzeugen noch zusätzlich beansprucht. Und sehr viele Elektro-Fahrzeuge sind momentan überhaupt nicht lieferbar.“
Gebürtiger Ostwestfale, jetzt Dortmunder. In der zehnten Klasse mit Journalismus und Fotografie angefangen. Liebt es, mit Sprache zu jonglieren – so sehr, dass er nun schon zwei Bücher übers Jonglieren geschrieben hat.