
© Picnic-Pressefoto Chantal Geist
Lieferung in wenigen Minuten? Viele Dortmunder landen erstmal auf Wartelisten
Online-Supermärkte
Beinahe aus dem Boden sprießende Lebensmittel-Lieferdienste werben mit schnellen Lieferungen - teils sogar innerhalb von Minuten. In Dortmund hapert es da allerdings noch. Woran liegt das?
Lieferdienste wie Flink, Picnic oder Gorillas versuchen, auch den Markt im Dortmunder Stadtraum zu erobern. Die Unternehmen werben damit, dass die gekauften Lebensmittel innerhalb weniger Minuten an die Lieferadresse gebracht werden. Praktisch auch für Menschen, die sich in häuslicher Isolation befinden.
Kunden müssen dafür nämlich nur die entsprechenden Apps der Unternehmen installieren, um bequem über das Smartphone den Online-Einkauf zu ordern.
„Flink“-Lieferungen: In der Nordstadt nicht, aber im Saarlandstraßenviertel
Doch bisher wird noch längst nicht das gesamte Dortmunder Einzugsgebiet beliefert: Wer etwa in der Nordstadt wohnt, kann in der App des Lieferdienstes „Flink“ noch nicht bestellen.
Interessierte können dort jedoch ihre Adresse hinterlassen, wie es in der App heißt: „Du wirst sofort beliefert, sobald wir in deinem Kiez liefern.“ Anders sieht es etwa ein paar Kilometer weiter für Bewohner des Saarlandstraßenviertels aus: Wer hier die Waren in den virtuellen Einkaufswagen packt, muss laut App am späten Nachmittag 17 Minuten warten.
„Flink“ wirbt damit, die Bestellungen innerhalb von circa zehn Minuten zu den Kunden zu bringen. Dieser schnelle Service soll durch mehrere, kleine Lagerhallen, die im gesamten Stadtraum verteilt sind, gewährleistet werden.
Dadurch wird es ermöglicht, die Kunden in einem Radius von zwei Kilometern zu beliefern. Beispielsweise am östlichen Ende der Kaiserstraße ist so eine Filiale zu finden, die die östliche Innenstadt beliefert.
Alles individuell für die Kunden berechnet
Das Start-Up wollte jedoch auf Nachfrage keine genauen Zahlen zu den Lagern sowie den Lieferzeiten angeben. Simon Birkenfeld von „Flink“ sagt, dass man beim Service kurzfristig auf die Wünsche der Kunde eingehen würde.
„Wir beobachten die Einkäufe unserer Kunden genauestens und können gute Voraussagen treffen, wie sich diese entwickeln", sagt Birkenfeld. Dazu gehöre die für jeden Kunden während des Bestellungsprozesses individuell über die App berechnete Lieferzeit.
Online-Supermarkt „Picnic“: Lange Wartezeiten für Neukunden
Auch der Online-Supermarkt „Picnic“ profiliert sich etwa als komfortable und preiswerte Alternative zum Discounterbesuch mit oft langen Warteschlagen. Im Slogan des Unternehmen heißt es: „schneller, einfacher und günstiger“.
Wer sich in Dortmund in der „Picnic“-App installiert, landet jedoch zunächst selbst in einer langen virtuellen Warteschlange – bei unserem Versuch am 24. Januar landen wir auf Platz 11.379 auf der Liste.
Neukunden werden wegen der langen Wartezeit immerhin mit einem Geschenk vertröstet, das man sich per Click aussuchen kann: wahlweise fünf Bananen, eine Packung Teebeutel (Italienische Limone) oder einen Fruchtaufstrich mit Erdbeergeschmack.
Zum Teil dauert es für Neukunden mehrere Wochen
Die Wartezeit unterscheide sich von Stadt zu Stadt, teilweise auch zwischen den Bezirken, heißt es auf Nachfrage beim Online-Supermarkt. „Es kann 2 bis 6 Wochen dauern, in Ausnahmen auch länger, bis man als Picnic-Kunde zugelassen wird“, erklärt hierzu Unternehmenssprecherin Chantal Geist.
Warum es in Dortmund so eine lange Warteliste gibt? Der Grund dafür sei, dass es hier noch an ausreichend Mitarbeitern und Fahrzeugen fehle. Daher müsse man noch abwarten, bis der Service kontinuierlich angeboten werden könne.
Aber, so Geist: „Wir bauen unsere Kapazitäten zügig auf, stellen derzeit 70-100 neue Mitarbeiter pro Woche ein und bauen unsere Elektroflotte aus, um möglichst viele Haushalte beliefern zu können. Das verkürzt dann langfristig auch die Wartezeit.“
Der schnelle Service ist umstritten. Denn gerade wegen der teilweise versprochenen Lieferungen „in zehn Minuten“ stehen manche Lieferdienste in der Kritik - Gewerkschaften werfen den Unternehmen vor, dass das zu Lasten der Kuriere ginge.
Geboren und aufgewachsen in Essen zog es mich zunächst nach Bochum, wo ich Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft studierte, bevor ich in Dortmund strandete. Als Kind des Ruhrgebiets schreibe ich nicht nur über die Kultur, sondern auch über die Menschen in der Region.
