Barbara (35) hat Blutkrebs - ihr Stephan (41) kämpft für sie „Babs meint, sie muss stark sein. Also muss ich das auch“

Erkältung stellte sich als Blutkrebs heraus: Stammzellenspender gesucht
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Normalerweise ist Barbara (35) fit und fröhlich, fährt gern Fahrrad und plant Unternehmungen mit ihrem Mann Stephan und ihrem zweijährigen Sohn. Doch nun liegt sie seit Wochen im Krankenhaus. Sie hat Leukämie – Blutkrebs. Die Diagnose hat das Leben der kleinen Familie von einem auf den anderen Tag auf den Kopf gestellt.

Dabei schien alles erst so harmlos. Rückblickend versucht Ehemann Stephan (41) Anzeichen zu entdecken, scrollt am Handy durch Fotos aus Zeiten, als noch alles gut war.

Im Juli fuhren die drei in den Urlaub, erst für ein paar Tage nach Berlin, dann in die Niederlande. „Schon nach Berlin war sie sehr schlapp, wir dachten schon, es ist wieder Covid“, erzählt Stephan. Die Hausapotheke päppelte Barbara so weit wieder auf, dass sie sich fit genug für den restlichen Urlaub fühlte. Nur zur Absicherung ging sie danach doch zum Hausarzt. Der ordnete ein Blutbild an. Kurz danach habe Stephan die furchtbare Nachricht erhalten.

„Verdacht auf Leukämie“ habe auf dem Taxischein gestanden, der seine Frau umgehend ins Krankenhaus brachte. „Es war ein Dienstag“, sagt Stephan. Der Tag hat sich in sein Gedächtnis eingebrannt. „Ihr Blut war marmeladendick.“

Deshalb kann Mama nicht nach Hause

Der Verdacht bestätigte sich schnell. Und mehr noch: Barbara leidet an einer besonders aggressiven Form. Deshalb ist sie dringend auf einen passenden Stammzellenspender angewiesen, denn die Chemotherapie allein hilft nicht.

Momentan hat die 35-Jährige wieder eine schlechtere Phase, deswegen konnte sie nicht selbst mit der Redaktion sprechen. Nicht mal der Zweijährige kann seine Mama besuchen.

Die noch gesunde Barbara mit ihrem zweijährigen Sohn. Die beiden halten einen Ball in der Hand
Barbara kann ihren zweijährigen Sohn im Moment kaum sehen. Auch der Kleine vermisst seine Mama. © DKMS

Nur zwei Mal durfte er in den letzten zwei Monaten ans Krankenbett. „Er vermisst seine Mutter jeden Tag“, sagt Stephan. Mit einem Buch, das die Krankheit kindgerecht darstellt, versucht er seinem Sohn zu erklären, warum Barbara nicht nach Hause kommt. „Er will oft mit ihr telefonieren, das geht aber nicht immer“, bedauert er.

Manchmal fahren sie zum Krankenhaus, damit die beiden wenigstens vom Hof aus zum Fenster winken können. Auch wenn die Mutter das manchmal gar nicht sehen kann. Sein Sohn gehe tapfer mit der Situation um. Ihn völlig abzuschirmen, kommt für den Vater nicht infrage. „Er darf sehen, wie seine Eltern trauern.“ Ohne die Familie, insbesondere die Schwiegereltern, würde er nicht klarkommen, so der Familienvater.

So kämpft Stephan für Babs

Denn noch ist unklar, ob Barbara gesund werden kann. Selbst wenn überhaupt ein passender Spender gefunden wird, kann der Körper die fremden Zellen abstoßen. „Das kann das Ende sein“, sagt Stephan. Man merkt ihm an, dass er die Geschichte um die Diagnose schon mehrmals wiederholt hat. Sein Tonfall ist nicht verzweifelt, sondern sachlich.

Aber nur, weil er stark sein müsse, sagt er, „Babs meint immer, sie muss ja auch stark sein, also muss ich das auch.“ Weil er sonst nichts für seine Frau tun kann, legt er sich umso mehr ins Zeug, damit sich möglichst viele Menschen typisieren lassen. Er druckt Flyer, spricht Menschen auf der Straße an, kontaktiert Influencer via Instagram. Diese Aufgabe nimmt seine gesamte Energie und all seine Zeit in Anspruch. Zurzeit ist er krankgeschrieben.

So oft es geht, besucht er seine Frau. Viele Menschen belaste es, einen geliebten Menschen in so einer Situation zu sehen – für ihn jedoch habe das etwas Beruhigendes. „Wenn ich zu Hause sitze und eine schlechte Nachricht höre, fängt es sofort an zu rattern und ich werde hibbelig.“ Er sucht Kontrolle in einer Situation, in der man keine Kontrolle hat.

Deswegen überlegt er schon, wen er sonst noch für die Spendersuche einspannen kann. Viel genützt habe die Unterstützung des BVB, der auf seinen Kanälen für die Aktion „Barbara will leben“ warb. Besonders emotional war für Stephan, als während des BVB-Wolfsburg-Spiels am 23. September (Samstag) riesige Banner mit der Aufschrift „Kämpfen Babs“ zu sehen waren. Stephan und Barbara sind glühende BVB-Fans. Die Aufmerksamkeit durch den BVB habe eine Welle von Registrierungen gebracht, freut sich Stephan.

BVB-Fans zeigten sich im Stadion solidarisch und warben für die Stammzellenspende-Aktion für Barbara.
BVB-Fans zeigten sich im Stadion solidarisch und warben für die Stammzellenspende-Aktion für Barbara. © privat

Mehrmals täglich aktualisiert er die Webseite der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS), um zu checken, wie viele neue Registrierungen dazugekommen sind. Ihm ist das wichtigste, dass diese Leute zum Sprachrohr werden. Er sucht aktuell vor allem Wege, junge Menschen anzusprechen. Auch das werde wieder viel Kraft kosten.

„Ich mache das nicht nur für meine Frau, sondern auch für andere Familien, die die Krankheit durchstehen oder es zukünftig vielleicht mal müssen“, sagt Stephan. Der Gedanke, dass für seine Babs nicht rechtzeitig ein Spender gefunden wird, bleibt dennoch.

  • Stammzellen spenden können alle gesunden Menschen zwischen 17 und 55 Jahren.
  • Die Registrierung läuft online entweder über die DKMS oder die Stefan-Morsch-Stiftung und dauert nur wenige Minuten. Möglich sind auch Geldspenden.
  • Wird man als passender Spender identifiziert, kann man sich entscheiden, ob man spenden möchte oder nicht. Passender Spender heißt: Die Gewebemerkmale zwischen Patient und Spender stimmen (weitgehend) überein. Das ist wesentlich für eine erfolgreiche Transplantation.

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