
© Team The Hungry Four
Was passiert mit dem Brunnen auf dem Marktplatz in Dorsten? Emotionale Debatte erwartet
Tisa-Brunnen
Die Sanierung des Stadt-Brunnens auf dem Marktplatz in Dorsten wird teuer. Ein Umzug an einen neuen Standort und sogar der Abriss sind denkbar. Die Stadt will dazu auch die Bürger befragen.
Als mal mehr, mal weniger sprudelnder Wasserspender ziert der „Tisa-Brunnen“ seit fast 60 Jahren den Dorstener Marktplatz. Ob er auch künftig in Dorstens „guter Stube“ die Blicke der Passanten erfreuen wird, steht aber in den Sternen.
Denn die von der Künstlerin Tisa von der Schulenberg geschaffenen steinernen Reliefplatten sind marode. Und auch die Betonkonstruktion und die Brunnentechnik müssten laut Stadt komplett erneuert werden. „Die Kosten dafür liegen im beginnenden sechsstelligen Bereich“, rechnet Stadtbaurat Holger Lohse vor.
Öffentliche Diskussion
Deshalb will er nun eine Diskussion darüber anstoßen, in welcher Form und an welchem Standort das Bauwerk erhalten bleibt - sogar eine Versetzung des Brunnens auf das Zechengelände oder ein Komplettrückbau, bei dem nur noch die Reliefplatten übrig bleiben, sind denkbar.
„Die Debatte dürfte auch von vielen Emotionen geprägt werden“, sagt Holger Lohse. Immerhin sei der Brunnen das bekannteste öffentliche Werk der Dorstener Ehrenbürgerin und „ein Teil der Identität unserer Stadt und fest verankert in den Erinnerungen vieler Menschen“.

Stadt und Sponsoren im Jahr 2015: Damals wurde der Brunnen wieder ans Sprudeln gebracht. © Michael Klein
1961/1962 hatte die Künstlerin (die als Schwester Paula bei den Ursulinen lebte und wirkte) den Brunnen, der am Standort der früheren Postkutschen-Pferdetränke am Alten Rathaus errichtet wurde, entworfen. Von der damals am Markt 16 benachbarten Kreissparkasse gestiftet, stellt er die Geschichte der Stadt in Texten und Reliefs dar.
Stiefmütterliches Dasein
Nach dem Umzug der Sparkasse an den neuen Standort (Julius-Ambrunn-Straße) fristete der Brunnen ein eher stiefmütterliches Dasein. Inzwischen wird der Wasserbetrieb von der Sparkasse Vest und von der Firma ipe, dem heutigen Immobilieneigentümer des Hauses „Markt 16“, finanziert.

Die Relief-Arbeiten erzählen die Stadtgeschichte Dorstens. © Barbara Seppi
An den Reliefplatten hingegen hatte der Zeit der Zahn schwer genagt. Im Zuge der Neupflasterung des Marktplatzes waren sie von Steinbildhauer Rainer Kuehn vor ein paar Wochen abgenommen und gesichert worden.
Folgende vier Optionen gibt es:
1. Option: Bisheriger Standort
Restaurierung des Brunnens am jetzigen Standort als Wasserspiel oder Trinkwasserbrunnen. Lohse: „Das folgt der Tradition, gilt aber nicht mehr als optimal, da der Brunnen von der Außengastronomie ‚verdeckt‘ ist.“

Steinmetz Rainer Kuehn sicherte die lockeren Reliefplatten und baute sie aus Schutz vor den Bauarbeiten auf dem Marktplatz ab. © Klein, Michael
Die gut 100.000 Euro Kosten könnten mit bis zu 50% Förderung aus dem Altstadtfonds bezuschusst werden. Nachteil: Jährliche Folgekosten (Wasser, Technik) „und die Unsicherheit, wie lange die Reliefplatten überhaupt halten“.
2. Option: Neuer Standort in der Altstadt
Aufbau des Brunnens an einem anderen Standort im Bereich der Altstadt (zum Beispiel Lippetorplatz, Platz der Deutschen Einheit, nahe des heutigen Sparkassen-Gebäudes), ebenfalls als Springbrunnen. Kosten wie zuvor.
3. Option: Umzug zum neuen Tisa-Archiv in Hervest
Installation des Brunnens mit nur zeitweiliger Wasser-Versorgung auf dem umzäunten Portal-Bereich des im Aufbau befindlichen Tisa-Archivs auf dem Zechengelände (neben dem Förderturm).
Tisa von der Schulenburg war dem Bergbau eng verbunden. Die Betreuung des Brunnens könnte die Tisa-Stiftung übernehmen. Die Finanzierung wäre durch mit der Stiftung verbandelten Sponsoren möglich.
4. Option: Nur die Relief-Platten werden noch verwendet
Aufgabe des Brunnens und Ausstellung der Relief-Platten als Kunstwerke am neuen Tisa-Archiv oder an Gebäuden im Umfeld des St. Ursula-Klosters. Eine preiswerte Variante.
Für das Stimmungsbild, das Holger Lohse erspüren will, will sich der Stadtbaurat viele Akteure einbinden, von den Bürgern bis hin zu Kunstexperten und Politik. Allerdings: Da die Erneuerung des Marktplatzes zügig voranschreitet, muss die Entscheidung noch bis zum Sommer gefallen sein. Zunächst solle zwar der jetzige Standort bei der Neupflasterung ausgespart bleiben. „Allzu lange werden wir ihn aber nicht freihalten können.“
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
