
© Michael Klein
Zahlreiche „Anti-Lockdown“-Plakate in der Fußgängerzone von Dorsten
Coronavirus
Die Dorstener Fußgängerzone wurde von Unbekannten mit Flugblättern für eine Aktion vollgeklebt, die für den „wilden“ Ausstieg aus dem Lockdown plädiert. Die Kaufmannschaft distanziert sich.
Dass der Corona-Lockdown, der offiziell bis 10. Januar befristet ist, verlängert wird, gilt seitens der Politik spätestens seit dem Wochenende als klar. Gleichzeitig wächst die Zahl derer, die die Maßnahmen infrage stellen. So wurde in Dorsten von Unbekannten nun die Fußgängerzone mit Werbe-Blättern für die bundesweite Aktion „Wir machen auf“ vollgeklebt, die für einen „wilden“ Ausstieg aus dem Lockdown plädiert.
„Wir kommen, wenn ihr öffnet“
An vielen Geschäften waren am Dienstag die Aushänge zu finden. Einzelne sind mit dem Schriftzug „Widerstand oder Insolvenz?“ und der Aufforderung „Steht auf“ versehen. „Wir kommen, wenn ihr öffnet“, lautet die Überschrift auf allen Zetteln und darunter das Datum „11.01.2021“, der Tag also, an dem die Geschäfte eigentlich wieder öffnen sollten.
„Unsere Recherchen haben ergeben, dass Corona-Leugner und sogenannte Querdenker hier aktiv sind“, erklärt Manfred Hürland von der Dorstener Interessensgemeinschaft Altstadt (DIA): „Davon wollen wir uns distanzieren und bitten Sie, Ihre Schaufenster zu kontrollieren und diese Aushänge zu entfernen“, schreibt er an die DIA-Mitglieder.

Auch Handzettel mit den Schriftzügen „Widerstand oder Insolvenz?" und „Steht auf!" wurden aufgehängt. © Michael Klein
Mehrere Geschäftsleute haben dies bereits getan. Viele Läden aber sind geschlossen, die Inhaber haben also womöglich noch gar nicht mitbekommen, dass Schaufenster und Eingangstüren beklebt sind.
Telegram-Gruppe
Auf den DIN-A-Zetteln gibt es keinen Hinweis darauf, wer hier vor Ort Urheber der Aktion sind. Lediglich die Links „t.me/wirmachenauf_de“ und „coronapedia.de“ sind zu finden. Sie verweisen auf die Gruppe „Wir machen auf – Kein Lockdown mehr“ beim Messenger-Dienst „Telegram“, die seit dem Wochenende im Minutentakt wächst. Gewerbetreibende und Gastronomen diskutieren darin, den Lockdown zu boykottieren.
Auf der zugeordneten Homepage „coronapedia.de“ wurde ein Forum eingerichtet, in dem die Protestaktion diskutiert und geplant wird.
Die Überschrift der Dorstener Handzettel („Wir kommen, wenn ihr öffnet“) verweist darauf, dass die hiesige Aktion nicht von Gewerbetreibenden, sondern eher von „Kunden“ ausgeht. Wer als Händler oder Gastronom trotz der zu erwartenden Lockdown-Verlängerung nach dem 10. Januar öffnet, hätte laut Stadt mit Bußgeldern von 2.500 resp. 5.000 Euro zu rechnen.
Stadt will dagegen vorgehen
Die Stadt will gegen die Wildplakatiererei vorgehen. „Im öffentlichen Raum werden wir die Plakate entfernen“, so Christoph Winkel (Pressestelle). Grundsätzlich sei Plakatieren ohne Genehmigung untersagt und könne als Ordnungswidrigkeit verfolgt werden. Ob die Gewerbetreibenden rechtliche Schritte einleiten, liege in deren Ermessen: „Sollte uns bekannt werden, wer die Plakate aufgehängt hat, werden wir die Einleitung eines Verfahrens prüfen.“
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
