Manfred Lauffs lädt ein zum Streifzug durch die Klassenzimmer aus Literatur und Film

Neues Buch

Vom fliegenden Klassenzimmer bis „Frau Müller muss weg“ - das Thema Schule wandelt sich, ist aber aktuell wie eh und je. Der Wulfener Manfred Lauffs beweist es in seinem neuen Buch.

Dorsten

, 09.05.2019, 11:24 Uhr / Lesedauer: 2 min
„Nicht nur Latein und Lügen": Manfred Lauffs lädt in seinem Buch zu einer literarischen Zeitreise durch ein Stück Schulgeschichte ein.

„Nicht nur Latein und Lügen": Manfred Lauffs lädt in seinem Buch zu einer literarischen Zeitreise durch ein Stück Schulgeschichte ein. © Anke Klapsing-Reich

Zur Schule gehen alle. Deswegen hat Manfred Lauffs als Zielgruppe für sein frisch erschienenes Buch nicht nur Lehrerkollegen im Visier. Eigentlich kann sich jeder über die Schulgeschichten in den 100 Büchern und Filmen amüsieren, die der Oberstudiendirektor in Rente auf fast 200 Buchseiten vorstellt.

Den Buchtitel „Nicht nur Latein und Lügen“ hat der Wulfener von dem deutschen Dichter Hermann Hesse (1878-1962) „ausgeliehen“. Der Autor von „Siddhartha“, „Das Glasperlenspiel“ und „Der Steppenwolf“ scheint kein begeisterter Schüler gewesen zu sein, schrieb er doch dereinst: „An mir hat die Schule viel kaputt gemacht. ... Gelernt habe ich dort nur Latein und Lügen ...“

100 Werke wurden ausgewählt

„Zum Glück trifft das nicht für alle Schriftsteller zu“, sagt Manfred Lauffs. Seit vielen Jahren schon sammelt er Romane, Geschichten Theaterstücke, Memoiren, Gedichte, Sachbücher und Filme, in denen die Schule der Haupthandlungsort und Lehrer sowie Schüler die Hauptpersonen sind. 100 davon hat er für sein Buch ausgewählt und vorgestellt, 200 Titel als „Zugabe“ im Anhang am Buchende angefügt.

Und nicht nur das: Eine Schulnote verpasst er dem präsentierten Werk ebenfalls. Wohl eine Art „Berufskrankheit“, denn als passionierter Pauker (Deutsch/Französisch) - davon 16 Jahre als Schulleiter am Ratsgymnasium in Gladbeck - sitzt Lauffs die Notengebung in den Genen. Doch die fällt überwiegend wohlwollend aus: Die meisten der kritisierten Texte schneiden mit „sehr gut“ und „gut ab“, nur wenige werden mit einem „noch ausreichend“ oder gar „mangelhaft“ abgewatscht.

Feuerzangenbowle hat Kultstatus

Die Bestnote geht auch an den Klassiker, der Kultstatus besitzt: „Also, wat is en Dampfmaschin? Da stelle mer uns mal janz dumm.“ Wer wüsste nicht, dass dieses Zitat aus dem Film „Die Feuerzangenbowle“ von Heinrich Spoerl stammt? Heinz Rühmann glänzte damals in der Rolle des Johannes Pfeiffer mit drei f. Die Filmpremiere war 1944, mitten im Krieg. Und auch heute noch, vorzugsweise in der Vorweihnachtszeit, wird der Film mit eingeübten Zuschauerritualen in Universitätsstädten zelebriert. Ebenso erfolgreich wurde auch das „Das fliegende Klassenzimmer“, das Erich Kästner 1933 schrieb, mehrmals verfilmt.

Von der Schülerszene in Goethes Faust I (1808) bis zu dem Werk „Lehrer über dem Limit“, das die Gesamtschullehrerin Ingrid Freimuth 2018 herausbrachte, spannt Lauffs den chronologischen Bogen. „In den älteren Büchern erscheint die Schule oft als Kaserne, die Lehrer als allmächtige Herrscher, die Schüler als gequälte Kreaturen“, ist dem Wulfener aufgefallen. Dagegen würden in den moderneren Texten oft die Schüler Regie führen und die Lehrer als Opfer dargestellt, wie beispielsweise in dem Sönke Wortmann-Film (2014) „Frau Müller muss weg!“

„Der schönste Beruf der Welt“

Dass heute die Schilderungen von Fehlentwicklungen, Problemen und Missständen überwiegen, erklärt sich Manfred Lauffs so: „Mit der Bildung liegt offenbar einiges im Argen, die Leistungen befinden sich im Sinkflug, die Disziplin ebenso. Vieles wird satirisch überspitzt, man darf jedoch nicht vergessen, dass die Wirklichkeit oft selbst die reale Satire ist.“

Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: „Die meisten der schreibenden Lehrer sind sich erstaunlicherweise darin einig, dass sie den schönsten Beruf der Welt haben“, sagt Lauffs und verweist auf die Rangliste, die die Beliebtheit der Berufe staffelt: Darauf belegen die Pauker hinter Arzt, Krankenschwester und Polizist den respektablen 4. Platz.

Manfred Lauffs: „Nicht nur Lügen und Latein. Lehrer und Schüler in 100 Büchern und Filmen“, 2019, 20 Euro. ISBN-3-7103-4125-0; in Buchhandlungen und bei Amazon erhältlich. Weitere Infos auf der Website .
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