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Wir müssen mit den Alten über ihre Kriegs-Erinnerungen reden
Meinung
Corona ist noch nicht vorbei, da kam der Krieg. Wieder eine besondere Belastung für die alten Menschen, in denen schlimme Erinnerungen geweckt werden. Seniorenheime reagieren darauf.
Ich erinnere mich gut an die Erzählungen meiner Mutter: 1930 geboren, hatte sie lebhafte Erinnerungen an Bombennächte in Ruhrgebietsbunkern, an die Trennung von Geschwistern und Eltern, an die Heimkehr eines verängstigten Teenagers aus der Kinderlandverschickung.
Ich erinnere mich auch an die Berichte eines 100-Jährigen Lembeckers, der mir vor nicht allzu langer Zeit unter Tränen von seiner späten Rückkehr aus der grauenvollen Kriegsgefangenschaft erzählte.
Und jetzt ist wieder Krieg, und die mit ihren Traumata gealterten Menschen sitzen fassungslos vor dem Fernseher und müssen miterleben, wie die Parole „Nie wieder Krieg!“ auf Anweisung eines nur zweieinhalb Flugstunden von uns entfernt agierenden Kriegsverbrechers verpufft.
Die Alten nicht allein lassen
Wir dürfen die Alten nicht allein lassen, wenn die Erinnerungen kommen, wenn Kriegsangst ihnen den Atem raubt. Familien können von den Seniorenheimen lernen: Dort werden die Menschen mit ihren Sorgen und Erinnerungen aufgefangen, aber auch abgelenkt mit kleinen Freuden im Alltag.
Die eigenen Sorgen der Mitarbeiter müssen dabei zurückstehen. Aber das kennen sie ja schon. Zum Beispiel von Corona, als sie den ihnen anvertrauten Senioren Pflegekräfte und Familie zugleich sein mussten, ihnen das zurückgezogene Leben in der Pandemie irgendwie erträglich gestalten mussten.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
