Fast jeder am Tisch konnte noch genau sagen, wo er an jenem 15. Oktober 2018 war, als die Nachricht vom Feuer in der Dorstener Werkstatt für Menschen mit Behinderung ihn erreichte. Vertreter der Diakonie, der Stadt, der Wirtschaftsförderung, Porte Lembeck und der Dorstener Wohnungsbaugesellschaft waren am Mittwoch in der Laurentiusschule zusammengekommen für ein „lockeres Tschüss-Sagen“, wie es Christoph Marienbohm, der Technische Leiter der Recklinghäuser Werkstätten, bezeichnete.
„Man kann nicht aus Lembeck rausgehen, ohne Tschüss zu sagen. Das macht man auf dem platten Land nicht“, habe ihm Christa Stüve gesagt, die Geschäftsführerin der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen, so Marienbohm mit einem Lächeln.
Einschnitt für alle
Der 15. Oktober 2018 war, das merkte man allen am Tisch an, ein Einschnitt. „Ich habe selber noch nie hautnah erlebt, wie sich ein Feuer so rasant ausbreiten kann“, sagte Marienbohm. Bürgermeister Tobias Stockhoff erzählte, dass er im Urlaub in Rom eine Nachricht der Feuerwehr aufs Handy erhalten habe. Als feststand, dass alle Mitarbeiter unbeschadet das Gebäude verlassen konnten, sei das für ihn „die beste Nachricht an dem schlimmen Tag“ gewesen.
Bei den Beschäftigten und Mitarbeitern sei das Feuer bis zum heutigen Tag ein emotionales Thema, so Marienbohm. „Es hat schon was mit allen Beschäftigten und Mitarbeitern gemacht.“ Er bedankte sich bei den Vertretern der Stadt für die sofortige Hilfe nach dem Feuer.
Zwischenlösung gefunden
Denn schnell kam nach dem Brand die Frage auf, wie es weitergehen sollte. Ein Teil der Beschäftigten kam vorübergehend in der ehemaligen Laurentiusschule in Lembeck unter. Die 100 Menschen mit und ohne Behinderung arbeiteten dort in der Metall- und Textilverarbeitung, Montage sowie im Garten- und Landschaftsbau. Die übrigen Beschäftigten wurden auf andere Werkstätten im Kreis Recklinghausen verteilt.
Ursula Küsters von der Porte Lembeck erinnert sich noch gern an die Feier zum Start der Werkstatt an der Schule. Es sei in den Jahren ein schönes Miteinander gewesen, berichtete sie von vielen persönlichen Begegnungen. „Sie werden mir ein bisschen fehlen.“
Erst ein Jahr nach dem Brand konnte im Dezember 2019 mit dem Abriss der ehemaligen Werkstatt begonnen werden. Anschließend startete der Wiederaufbau. Der neue Halle ist nun moderner und etwas größer als zuvor - die Mitarbeiter sind mittlerweile wieder dorthin umgezogen.
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