Wenn er Polizei sieht, rastet er aus: Dorstener zu Haft verdonnert

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Wenn er Polizei sieht, rastet er aus: Dorstener zu Haft verdonnert

rnGerichtsprozess

Gefährliche Körperverletzung, Widerstand gegen Beamte: Wenn ein Mann aus Dorsten mit der Polizei zu tun hat, rastet er häufig aus. Nun war es besonders schlimm - dafür bekam er die Quittung.

Dorsten

, 03.07.2021, 04:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Polizeibeamten kannten ihren Pappenheimer. Deswegen waren sie besonders vorsichtig, als sie im Dezember 2020 in Barkenberg einen Haftbefehl gegen den 31-Jährigen vollstrecken wollten. Immerhin war der Wulfener schon einige Male wegen gefährlicher Körperverletzung gegenüber Polizisten und Widerstandsbeamten verurteilt worden - zuletzt vier Wochen vor jenem Einsatz.

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Dennoch war es schlimmer als je zuvor. „Ich habe in meiner Dienstzeit schon lange nicht mehr ein so aggressives Verhalten erlebt“, sagte ein Beamter der Dorstener Polizeiwache vor dem Dorstener Schöffengericht aus. Dort musste sich der Wulfener, der seit sechs Monaten in U-Haft sitzt, wegen mehrerer Fälle verantworten.

An der Haustür geschellt

Im Mittelpunkt des Gerichtsprozesses jener Abend, als zwei Polizeibeamte an der Haustür des Wulfeners und seiner Verlobten klingelten. Ein dritter Polizist sicherte zunächst den Balkon auf der Rückseite. Laut Aussage der Polizisten schlug der Wulfener, als er im Schlafzimmer seine Habseligkeiten zusammenpacken sollte, unvermittelt in Richtung eines der Beamten.

Als ihm Handfesseln anlegt wurden, trat und schlug der Mann weiter auf die Polizisten ein, die ihn schließlich fixierten und in ihr Dienstfahrzeug verfrachteten. Auf der Fahrt zur Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen, so der Vorwurf, randalierte der Wulfener weiter, beleidigte die Beamten mit übelsten Worten, zerstörte ein Mikrofon im Wagen, verletzte drei Polizisten leicht, die sich schließlich nicht anders zu helfen wussten, als Pfefferspray einzusetzen und Unterstützung anzufordern.

Angeklagter: „Polizeigewalt“

Der Angeklagte hingegen sprach von „Polizeigewalt“, die an dem Tag gegen ihn ausgeübt worden sei. Er sei geschlagen und mit einer Waffe bedroht worden, sagte er aus. „Aber mir glaubt ja sowieso keiner, aber diesmal es wirklich so gewesen.“

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Die Vorsitzende Richterin Lisa Hinkers hatte schon des Öfteren mit dem Angeklagten zu tun. „Er kann sehr freundlich sein, aber auch sehr schnell ausrasten“, charakterisierte sie ihn. Sie hatte nach eigenen Worten keinen Anlass, an den Schilderungen der Polizisten zu zweifeln: Das Schöffengericht verurteilte den 31-Jährigen zu 18 Monaten Haft.

Denkzettel verpasst

Die Strafe wäre wohl höher ausgefallen, hätten sich die in der Anklageschrift aufgeführten Übergriffe gegenüber der Verlobten bewahrheitet. Doch die Frau zog vor Gericht ihre polizeiliche Aussage zurück, dass der Wulfener ihr bei einem Streit mit einer Arbeitsplatte in den Bauch geschlagen habe.

„Er wollte sich mit der Platte nur wehren, weil ich stärker bin als er“, sagte sie aus. Mit ihrer damaligen Strafanzeige habe sie ihm lediglich einen Denkzettel verpassen wollen.