Eine "toxische Beziehung" beschäftigte mal wieder das Schöffengericht in Dorsten.

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Dramatische Paar-Beziehung: Und wieder kam nachts die Polizei

rnGerichtsprozess

Polizei und Justiz können ein Lied davon singen: Immer wieder gerät ein Pärchen aus Dorsten aneinander. Jetzt ging es vor Gericht erneut um Gewaltvorwürfe in dieser toxischen Beziehung.

Dorsten

, 01.04.2021, 13:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Pärchen führt das, was man neudeutsch eine höchst „toxische Beziehung“ nennt. Er hat seine Aggressionen und seine Eifersucht nicht im Griff, sie hat psychische Probleme inklusive einer Schizophrenie, wie sie sagt. Voneinander los kommen sie niemals ganz. Und so beschäftigt ihr problematisches „On-Off-Verhältnis“ immer wieder die Polizei, die Familienbehörden und die Justiz.

So auch am Mittwoch (31.3.). Da saß der knast-erfahrene 27-jährige Lembecker erneut vor dem Dorstener Schöffengericht, es ging um einen Polizeieinsatz am 5. August 2020. Damals war der Angeklagte zu nächtlicher Stunde mit seiner schwangeren Lebensgefährtin in deren Wohnung in Holsterhausen aneinandergeraten: Er war „sauer“, weil sie nach ihrem Kneipenjob zu spät nach Hause gekommen war.

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Er beschimpfte sie laut Anklage als „Hure“, die nur arbeite, „um andere Kerle aufzureißen“. Dann verwüstete er im Beisein zweier Kinder die Wohnung, sie warf ihm seine Klamotten hinterher.

Den herbeigerufenen Polizeibeamten erzählte die 27-Jährige an dem Abend, dass ihr Freund ihr mit der Faust gegen den Kopf geschlagen und sie barfuß in den Unterleib und in die Beine getreten habe. „Ins Krankenhaus wollte sie aber nicht und Verletzungen waren auch nicht zu sehen“, so der Polizist.

„Ich vergesse so viel“

Vor Gericht wollte die kurz vor der Niederkunft stehende und wieder mit ihm versöhnte Frau von ihren Anschuldigungen gegen den Mann nichts mehr wissen. „Ich vergesse so viel, ich weiß nicht mal mehr, dass die Polizei da war“, sagte sie. Und außerdem: „Wenn wir uns geprügelt hätten, wäre einer von uns beiden gar nicht mehr aufgestanden.“

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Der Angeklagte stritt ab, an dem Abend Gewalt ausgeübt zu haben. „Hier gibt es zu viele Fragezeichen“, befand schließlich Strafrichterin Lisa Hinkers: Die Körperverletzung sei ihm nicht zweifelsfrei nachzuweisen. Verurteilt wurde er trotzdem: Bevor er vor Eintreffen der Polizei in der Nacht zum Elternhaus nach Lembeck entschwand, ließ er 170 Euro aus der Geldbörse seiner Freundin mitgehen, zudem ihr Mountainbike.

Bankkonto leer geräumt

Außerdem räumte der Angeklagte drei Wochen nach diesem Vorfall das Bankkonto der Schwester seiner Freundin leer: 665 Euro, so der Schaden für die Frau, die ihre EC-Karte in der schwesterlichen Wohnung liegen gelassen hatte. Und da war noch die Sache vor dem Job-Center an der Borkener Straße, wo der 27-Jährige einem jungen Mann wegen eines früheren Konflikts zur Rede stellte und ihm eine Backpfeife verpasste.

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Da er unter Bewährung stand, wurde der Mann für die Taten zu einem Jahr Haft verurteilt. Da er in Berufung geht, ist die Strafe ebenso noch nicht rechtskräftig wie ein Urteil des Amtsgerichts Gladbeck vom März: sieben Monate Haft wegen Hehlerei.