
© Michael Klein
Mann soll seiner Verlobten nach Abtreibung in den Bauch geschlagen haben
Gerichtsprozess
Die Vorwürfe gegen den 25-jährigen Angeklagten wiegen schwer: Er soll seine Verlobte nach einer Abtreibung körperlich misshandelt haben. Doch der Lembecker will sich nur gewehrt haben.
Dieses Pärchen durfte wohl den Dorstener Rekord bei den Polizeieinsätzen halten. Knapp ein Jahr lang lebten die beiden 25-Jährigen zusammen in einem Haus in Lembeck, „in dieser Zeit verzeichnet unser Computersystem 109 Vorgänge für diesen Einsatzort“, erklärte eine Polizeibeamtin am Mittwoch im Dorstener Amtsgericht.
Immer wieder riefen Nachbarn die Dorstener Wache an, weil sie Schreie hörten, lautes Gepolter oder weil Sachen auf die Straße geflogen sind. So auch an einem Julitag 2017. Da soll der Lembecker seine damalige Verlobte (inzwischen lebt das Paar getrennt) während eines Streits in den Unterleib getreten und eine Treppe hinuntergestoßen haben - und das, obgleich die Frau geschwächt war, nachdem sie am gleichen Morgen einen Schwangerschaftsabbruch an sich hatte vornehmen lassen.
„Habe sie nur am Boden fixiert“
Vor dem Dorstener Schöffengericht stritt der Angeklagte die Vorwürfe ab. „Wir haben uns zwar gestritten“, sagt er: „Aber ich habe sie nur am Boden fixiert, um sie zu beruhigen.“ Denn sie habe zuerst auf ihn eingeschlagen, „dann hat sie sich immer mehr hochgepusht“. Eine der zum Tatort gerufenen Polizistinnen sagte jedenfalls aus, er habe frische Kratzspuren am Oberkörper gehabt.
Ein paar Monate später kam es in der Wohnung seines Bruders zu einem weiteren Vorfall. Dort half die 25-Jährige dem jungen Mann, weil der mit seinem Sohn im Säuglingsalter alleine war und mit dem Kind nicht klar kam. Der Angeklagte, so lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft, sei eifersüchtig dort aufgetaucht, habe seinem Bruder und seiner eigenen Verlobten ein Verhältnis unterstellt und dann der Frau ins Gesicht geboxt und ihren Kopf gegen die Wand geschlagen. Auch dem widersprach der Angeklagte: „Wir haben uns gegenseitig gewäschert, ich habe sie dabei nur vor das Schienbein getreten.“
„Habe vieles vergessen“
Das Opfer hatte damals gegenüber der Polizei und einer Vernehmungsrichterin detaillierte Angaben gemacht. Im Gerichtssaal wollte sie aber nicht so richtig mit der Sprache herausrücken, was damals geschah. „Ich habe vieles verdrängt und viele Einzelheiten vergessen, die Polizei war ja damals mehrfach die Woche bei uns“, sagte sie aus.
Strafrichterin Lisa Hinkers war von diesem Rückzug nicht sonderlich angetan - zumal die 25-Jährige bereits bei einem Prozess im März 2018 die Aussage verweigerte, obwohl sie ihren Verlobten zuvor angezeigte hatte. Auch damals wurden dem Lembecker mehrere Körperverletzungen vorgeworfen, die er der Frau angetan haben soll. Er wurde jedoch freigesprochen, weil Aussage gegen Aussage stand.
„Sie ist sehr explosiv“
Dass aber auch die junge Frau nicht ohne ist, wurde den Prozessbeteiligen deutlich, als sie sich mehrfach schnippisch gegenüber der Richterin äußerte. „Sie ist ja sehr explosiv“, so die persönliche Einschätzung von Lisa Hinkers. Die Verhandlung wird fortgesetzt.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
