Zeichnungen und kurze Sätze, die zu Frieden, Menschlichkeit, Demokratie-Erhalt und Respekt aufrufen, die aber auch der Shoah gemahnen: Einen bunten „Weg des Miteinanders“ haben alle Klassen des Paul-Spiegel-Berufskollegs in den vergangenen Tagen gestaltet. 50 Gehwegplatten, die am Schulhof im Bereich der Wiese eingelassen und am Freitag (26.1.) offiziell eröffnet wurden.
800 Schüler, Auszubildende, Studierende, Lehrende und auch auswärtige Gäste kamen am Morgen bei Regen auf dem Schulhof zusammen. Anlass: der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust, der am 27. Januar anlässlich des Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau gefeiert wird.
Das Paul-Spiegel-Berufskolleg des Kreises Recklinghausen - benannt nach dem früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland - veranstaltet seit Jahren eine komplette Holocaust-Gedenkwoche, mit Workshops, Filmen, Besuchen des Jüdischen Museums Westfalen, mit koscheren Speisen.

Besonders beeindruckend dabei: die interaktive Auschwitz-Ausstellung der Zwölftklässler der Fachbereiche Gesundheit und Soziales, in der sie auch über die Erfahrungen ihrer Gedenkstättenfahrt in das ehemalige Konzentrationslager im August des vergangenen Jahres berichteten.
Auch Dr. Michael Stephan Kornau (Paul-Spiegel-Stiftung), Landrat Bodo Klimpel und Schulleiterin Nicola Michels ließen es sich nicht nehmen, beim Rundgang die tragischen Biografien der KZ-Opfer, mit denen sich die Schüler intensiv beschäftigt hatten, kennenzulernen.

Bodo Klimpel und Nicola Michels hatten zuvor in ihren Ansprachen zum Gedenktag einen Bogen geschlagen von den Schrecknissen der NS-Zeit, von der Judenverfolgung von einst bis hin zu den antisemitischen Vorfällen und den demokratiefeindlichen Tendenzen, die heute die Schlagzeilen prägen und das gesellschaftliche Zusammenleben bestimmen.
Gegen Rassismus
In eigenen Redebeiträgen setzten die Schüler - viele von ihnen mit Migrationshintergrund - Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung, für den Zusammenhalt nicht nur im Schulalltag: mit einem Anti-Rassismus-Gedicht in Rap-Manier, mit der Schilderung eines „Zweitzeugen-Projekts“ im Jüdischen Museum über die Dorstener Ehrenbürgerin Schwester Johanna und Toleranz-Appellen in unterschiedlichen Sprachen - von englisch, über kurdisch bis hin zu Arabisch, Türkisch und Italienisch.
Und am Ende dann zur Gitarrenbegleitung das gemeinsame Lied „Die Gedanken sind frei“ - dessen Textzeilen in Zeiten politischer Unterdrückung bekanntlich immer wieder Ausdruck für die Sehnsucht nach Unabhängigkeit gewesen sind.

Kritik an AfD-Stand am Holocaust-Gedenktag in Dorsten: „Desinformationsstand wird gekontert“
Dorstener Gesamtschüler setzen deutliches Zeichen: Kundgebung für Demokratie und Vielfalt
Endspurt für Großbaustelle am Bahnhof Dorsten: Wann das Hindernis Treppenturm abgebaut wird