Endspurt für Großbaustelle am Bahnhof Dorsten Wann das Hindernis Treppenturm abgebaut wird

Großbaustelle am Bahnhof: Wann das Hindernis Treppenturm abgebaut wird
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Im großen „Erdloch“ zwischen dem Media-Markt und dem sanierten Bahnhofsgebäude herrscht wieder emsiges Treiben: Mitarbeiter der Münsteraner Baufirma Benning sind an allen Ecken und Enden und mit ihren Maschinen zu Gange, den Bereich des inzwischen abgerissenen stadtseitigen Tunnels herzurichten. Damit geht ein Bau-Projekt in den Endspurt, das inzwischen mehr als zwei Jahre lang für erhebliche Einschränkungen und Umwege für Berufspendler und andere Fahrgäste gesorgt hatte.

Vor allem ältere und gehbehinderte Menschen waren von dem mehr als 12 Millionen Euro teuren Großumbau des Dorstener Bahnhofs und seines Umfeldes betroffen.

Doch nun gibt es eine gute Nachricht. Denn wenn am 23. Februar das Gebäude nach jahrelanger Sanierung und Umrüstung zum „Bürgerbahnhof“ eröffnet und der Vorplatz als neu benannter Johannes-Rau-Platz eingeweiht wird, soll ein großes Hindernis wieder beseitigt sein.

Im ehemaligen stadtseitigen Tunnelbereich des Bahnhofs herrscht wieder emsiges Treiben.
Im ehemaligen stadtseitigen Tunnelbereich des Bahnhofs herrscht wieder emsiges Treiben. © Michael Klein

„Ziel ist es, den Treppenturm bis zur Eröffnung abzubauen“, sagt Hubert Stenkamp, der als Abteilungsleiter im Tiefbauamt der städtische Bau-Koordinator ist, „und vorher die Geländer und Handläufe an der westlichen Treppe zu montieren.“

Im November 2021 war der Tunnelabriss gestartet worden - er war notwendig geworden, um das Bahnhofsgebäude aus seiner „Insellage“ zu befreien und eine großzügig Platz-Situation zu schaffen, von der aus der östliche Tunnel ab 23. Februar per neuer Treppe und behindertengerechten Rampen erreicht werden kann.

Auch von der Gelsenkirchener Straße aus ist eine neue Treppenanlage samt Rampen gebaut worden, sie sind bereits in Betrieb. Allerdings: Die jeweiligen Radfahrer-Rampen, die zur Tunnel-Durchquerung führen, werden bis zum Eröffnungsfest auf beiden Seiten nicht fertig. Und auch bei den Steinflächen im Bereich der Spundwände wird es noch etwas dauern: Weil dort noch schwere Maschinen im Einsatz sind, konnte bislang nicht gepflastert werden.

Auch ein neuer Vorplatz ist errichtet worden
Auch ein neuer Vorplatz ist errichtet worden. © Michael Klein

Ansonsten hat sich im gesamten Bahnhofsbereich eine Menge getan. „Wir haben 5.500 Kubikmeter Erde bewegt, 4.600 Quadratmeter Fläche gepflastert, 100 Beton-Fertigteile und 200 Kubikmeter Stahlbeton verbaut“, erzählt Hubert Stenkamp: „Und die 500 laufenden Meter Treppenstufen und 30 Sitzstufen benötigen 630 Meter Geländer und Handläufe.“

Möglich geworden war das Groß-Projekt, weil die Deutsche Bahn die früheren stadtseitigen Gleise nicht mehr benötigte. „2015 begann der Rückbau und gleichzeitig der Neubau der barrierefreien Bahnsteige“, so Bernd Lehmann, der zuständige Abteilungsleiter im städtischen Planungsamt. Gleichzeitig hatte sich die Stadt um Fördermittel bemüht und konnte über die Programme „Regionale 2016“, „BahnLandLust“ und schließlich mit dem Stadterneuerungsprogramm „Wir machen Mitte“ öffentliche Mittel generieren.

Herzstück des mit dem Landschaftsarchitektur-Büro Greenbox aus Köln und dem Dorstener Büro Stankewitz geplanten Areals ist neben dem umgebauten und denkmalgeschützten Bahnhofsgebäude der vom Busbahnhof und der Fußgängerbrücke aus zugängliche Bahnhofsvorplatz. „Manche finden ihn ein wenig betonlastig“, so Bernd Lehmann: „Aber vor allem dort, wo früher die Schotterbetten der Gleise lagen, ist das Umfeld deutlich begrünt.“ Auch eine großzügige Baumscheibe mit einer Silberlinde wurde integriert.

Die Treppenanlage zur Unterführung an der Gelsenkirchener Straße kann schon benutzt werden.
Die Treppenanlage zur Unterführung an der Gelsenkirchener Straße kann schon benutzt werden. © Michael Klein

Lehmann weist darauf hin, dass der frühere Gleisverlauf durch Schienenstücke dokumentiert werde. „Bei der Möblierung haben wir uns gefragt, ob der Platz auch Veranstaltungsfläche sein soll – und haben dazu schließlich nein gesagt“, so Lehmann.

„Darum wurden das neue Spielgerät, die Sitzbänke und die markante Baumscheibe nicht am Rand, sondern mitten auf dem Platz geplant.“ Für die Außengastronomie des Bürgerbahnhofs bleibe trotzdem genug und attraktiv gestalteter Raum.

Der Vorplatz soll nicht nur das Bahnhofsquartier zur Innenstadt öffnen und Aufenthaltsqualität bieten. „Ein ebenso wichtiger Bestandteil des Projekts ist die komplette Erneuerung der innerstädtischen Achse zwischen der Feldmark und der Altstadt“, kommt Hubert Stenkamp noch einmal auf die Unterführung unter den Gleisen zurück: „Die frühere Führung war für Radler sehr sportlich zu fahren und es kam durch die Enge immer zu Konflikten mit Fußgängern.“

Hubert Stenkamp und Bernd Lehmann (Planungs- und Umweltamt) auf dem Bahnhofsvorplatz
Hubert Stenkamp (Tiefbauamt, l.) und Bernd Lehmann (Planungs- und Umweltamt) auf dem Bahnhofsvorplatz. © Stadt Dorsten

Jetzt würden beide Gruppen stärker voneinander durch die sehr weitläufigen Rampen auf beiden Seiten getrennt. „Die Rampen sind wesentlich flacher und dadurch besser von behinderten oder auch alten Menschen zu bewerkstelligen. Nur der Tunnel bleibt natürlich ein Nadelöhr.“

Zum gesamten Projekt gehören auch weitere Spielgeräte, ein Fitness-Punkt, eine Kinder-Rutsche neben der Treppe zur Unterführung, zwei Baumelbänke, neue Lichter und Illuminierungen von Unterführung und Wand-Graffito, 120 Rad-Stellplätze und 71 Auto-Parkplätze im Bereich des Media-Markts, viele weitere Begrünungen im Umfeld und auch ein Kunstwerk, das der Steinbildhauer Rainer Kuehn im Auftrag des Dorstener Kunstvereins erschaffen hat.

Letzteres wird erst nach dem Festakt installiert, da der Standort zwischen Rampe zur Unterführung und Media-Markt bis dahin noch fertig gestaltet sein wird.

So sah das Bahnhofsumfeld vor Beginn der Bauarbeiten aus - nur am Gebäude wurde schon saniert.
So sah das Bahnhofsumfeld vor Beginn der Bauarbeiten aus - nur am Gebäude wurde schon saniert. © Guido Bluda

Auch die Radstation wird erst nach dem offiziellen Einweihungstermin des Bahnhofs eröffnet. „Der Umbau des Gebäudes ist zwar bis dahin fertig, aber die Betreiberin rebeq muss sich im Anschluss nach dem Umzug erst in den neuen Räume einrichten und sich organisieren.“

Viele Verzögerungen

Mit Verzögerungen haben die Verantwortlichen im Laufe des Umbauprojekts häufig zu kämpfen gehabt. Eigentlich sollten das Bahnhofsumfeld schon Ende 2022 fertiggestellt sein, doch personelle Engpässe, Verzögerungen bei Unternehmen und Gutachtern, Lieferschwierigkeiten, Problemen bei Ausschreibungen und bautechnische Hindernisse sorgten vor allem im Ex-Tunnelbereich dafür, dass die Baustellen-Provisorien länger als geplant andauerten.

Und zuletzt hätten die extremen Witterungsbedingungen mit langen Regen- und Frostzeiten die Bauabläufe „leider stark gehemmt“, so die städtischen Mitarbeiter: „Insbesondere die Spund- und Betonarbeiten konnten bei den Wetterverhältnissen nicht durchgeführt werden.“

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