Marina Hinz (r.) und Tierpflegerin Janina Hahn merken, dass sich in der Pandemie viele Menschen einen Hund angeschafft haben, ohne sich beispielsweise Gedanken über die richtige Rasse zu machen.

© Manuela Hollstegge

Viele Abgabeanfragen im Tierheim - Familien mit „Corona-Hunden“ überfordert

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Das Dorstener Tierheim bekommt die Folgen von Lockdown und Co deutlich zu spüren. Besonders Familien sind mit ihren in der Pandemie angeschafften Tieren oftmals überfordert.

Dorsten

, 25.09.2021, 13:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ganze zehn Tage verbrachte der elf Wochen alte Welpe Jack bei seinen Besitzern, dann stellten die fest, dass ein Hund doch nicht in ihr Leben passt. Jack landete im Dorstener Tierheim. So wie Jack ergeht es wegen der Corona-Pandemie vielen Hunden in Dorsten. Das Tierheim kann sich vor Anfragen kaum retten.

„Wir haben momentan viele Abgabeanfragen. Viele Menschen haben sich in den letzten Monaten einen Hund angeschafft und jetzt treten Probleme auf“, erzählt Marina Hinz vom Dorstener Tierheim. Häufig hätten besonders Familien den Hund rein nach seinem Aussehen ausgesucht, ohne sich vorher darüber zu informieren, welche Rasse zu ihrer speziellen Lebenssituation passe.

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„In vielen Fällen sind die Probleme aber gar nicht so gravierend und ließen sich mit etwas Geduld, Zeit und Arbeit mit einem Hundetrainier lösen“, sagt Hinz. Viele „Anfänger“ hätten sich die Hundehaltung und -erziehung jedoch oftmals leichter und weniger zeitintensiv vorgestellt. Ein Hund - insbesondere ein Welpe - laufe eben nicht „einfach so nebenher“.

Marina Hinz ist sich sicher, dass Corona diese Problematik deutlich verschärft habe. Viele Familien hätten plötzlich viel Zeit zu Hause miteinander gehabt und sich gedacht, dass die Phase ideal sei, einen Welpen anzuschaffen. „Sie wollten den Kindern einen Spielgefährten ins Haus holen und die freie Zeit zur Eingewöhnung des Hundes nutzen“, so Hinz.

Eigenheiten von Rassehunden zeigen sich erst mit der Zeit

Doch mittlerweile sei die Zeit des Homeoffice für viele vorbei, Kinder wieder in Schule und Kindergarten. Oftmals fehle dann plötzlich die Zeit, sich mit dem Hund eingehender zu beschäftigen. Hinzu käme, dass sich besonders bei Rassehunden die rassespezifischen Eigenschaften erst nach und nach zeigten.

„Oft haben die Hunde auch nie gelernt, alleine zu bleiben, weil durch Lockdown und Co immer jemand zu Hause war. Daher rufen uns auch viele Hundebesitzer an, weil sie nach Hundepensionen oder Tagesstätten suchen“, erzählt Hinz. Doch Plätze in solchen Einrichtungen seien rar und oft über Monate ausgebucht.

Viele Eltern haben sich während der Corona-Pandemie einen Hund angeschafft, um ihren Kindern etwas Gutes zu tun. Oftmals haben sie dabei jedoch unterschätzt, wie viel Arbeit so ein Tier macht. (Symbolbild)

Viele Eltern haben sich während der Corona-Pandemie einen Hund angeschafft, um ihren Kindern etwas Gutes zu tun. Oftmals haben sie dabei jedoch unterschätzt, wie viel Arbeit so ein Tier macht. (Symbolbild) © picture alliance / dpa

Hinz hofft, dass viele Neuhundebesitzer durchhalten und das Tier doch in der Familie bleiben kann. „Denn sonst bekommen wir ein richtiges Problem“, sagt sie. Denn das Dorstener Tierheim ist momentan - ähnlich wie die meisten Tierheime im Umkreis - voll.

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Dabei handelt es sich bei den Hunden in der Dorstener Einrichtung gar nicht um Abgabe- sondern um sichergestellte Hunde, die oft sehr lange im Tierheim bleiben. Sehr viele Plätze belegen momentan auch Katzen - insbesondere Kitten. „Ähnlich wie bei den Hunden wurden sie während Corona angeschafft, weil sie klein und süß waren. Aber auch Kitten werden größer und eine unzufriedene Katze in der Wohnung kann sehr unangenehm werden“, sagt Marina Hinz.

Zu Beginn der Pandemie gingen im Tierheim viele Anfragen ein

Auffällig sei momentan auch, dass weniger Menschen ein Tier suchten. Das war zu Beginn der Pandemie noch anders. Dort konnte sich das Dorstener Tierheim vor lauter Anfragen kaum retten. Im April 2020 gingen zehn bis 20 Anrufe pro Tag ein - eine große Belastung für die Tierpfleger.

Besonders Familien suchten damals ein Tier. „Die Nachfrage konnten wir gar nicht bedienen. Da haben wir erst einmal einen Vermittlungsstopp gemacht. Hinzu kommt, dass wir keine Hunde an Anfänger vermitteln - alles andere wäre unseriös“, so Hinz.

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