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Ursula-Schülerin fordert von Politik Verzicht auf Zentralabitur
Schülerbrief
Am 23. April sollen die Abiturprüfungen beginnen. Aus Sicht einer Abiturientin am Gymnasium St. Ursula ist das keine faire Lösung. Deswegen hat sie jetzt einen Brief geschrieben.
Über die Abschlussklassen und das Abiturverfahren wurde in den vergangenen Wochen und Monaten viel diskutiert. „Bedauerlicherweise wurde dabei die wohl wichtigste Instanz dieser Debatte nicht oder nur in kleinem Rahmen bei
Entscheidungen integriert, wir Schülerinnen und Schüler“: So denkt Greta Albersmann, angehende Abiturientin des Gymnasiums St. Ursula.
Grund genug für die Dorstener Schülerin, einen Brief mit ihren Forderungen zu formulieren. Dieser ging am vergangenen Wochenende an die Bezirksregierung, das Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW sowie das Kreisschulamt.
Wissenslücken bereiten Schülern Sorgen
Am 23. April sollen die zentralen Abiturprüfungen beginnen. Wenn es nach Greta Albersmann geht, sollten diese 2021 aber ausfallen. „In den letzten Wochen und Monaten haben wir gesehen, dass in Hinblick auf das Abitur immer mehr Probleme entstehen“, erklärt die Dorstenerin.
Der letzte Anstoß, Kontakt zu den Behörden aufzunehmen, sei dann der Ausfall der geplanten „Intensivlerntage“ gewesen. Neun Tage, in denen der ausgefallene Stoff noch einmal gemeinsam nachgearbeitet werden sollte, konnten aufgrund der Inzidenzzahlen nicht wie geplant stattfinden. „Das regeln die Schulen vor Ort alle anders“, weiß Greta Albersmann und schließt aus dem Flickenteppich von unterschiedlichen Angeboten: „So kann man ja eigentlich kein zentrales Abitur mehr schreiben.“

Greta Albersmann hat einen Brief an Bezirksregierung und Bildungsministerium geschrieben. © privat
Durchschnittsabitur oder Facharbeit als Alternative?
Die fairste Lösung aus ihrer Sicht wäre ein Durchschnittsabitur, in das die Leistungen der beiden letzten Schuljahre sowie die Abitur-Vorklausuren einfließen. „Die Wissenslücken durch Distanzunterricht sind an jeder Schule unterschiedlich. So sind die Grundvoraussetzungen für alle gleich und ein fairer Abschluss ist möglich“, findet sie.
Die Politik hat diese Lösung bislang nicht gewählt, weil man den Schülern nicht den Stempel eines „Corona-Abiturs“ ohne Prüfung aufdrücken wollte. „Den Stempel Corona-Jahrgang werden wir eh haben“, meint Greta Albersmann. Vorurteile bezüglich besserer Notengebung oder einfacherer Klausuren existierten bereits.
Wenn doch eine Abschlussleistung erforderlich sein sollte, schlägt sie eine Facharbeit vor, bei der die Abiturienten sich ähnlich einer wissenschaftlichen Arbeit in den Abiturfächern auf ein Thema konzentrieren können.
Hoffnungen nicht riesig, aber vorhanden
„Die Hoffnung, dass kurzfristig noch etwas passiert, ist natürlich nicht unbedingt riesig“, gibt Greta Albersmann zu. Andererseits würden ja aktuell einige Entscheidungen kurzfristig fallen. „Ich hoffe, dass die direkte Nachricht ans Ministerium ein letzter Weckruf ist, über ein Durchschnittsabitur nachzudenken“, berichtet sie. Denn auch Schüler anderer Schulen und einige Lehrer seien einer ähnlichen Meinung. „Für uns bedeutet das Abitur den vorab größten Meilenstein auf unserem Bildungsweg und wir bitten inständig um Verständnis dafür, dass wir diesen unter gerechten Bedingungen zu erreichen wünschen“, endet der lange Brief der Dorstener Schülerin. Eine Freundin hat diesen auf Instagram gepostet und zur Nachahmung aufgerufen.
„Ich finde es sehr gut, dass sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnimmt, sich mutig in der Öffentlichkeit politisch äußert und damit Haltung zeigt“, meint dazu Schulleiterin Elisabeth Schulte Huxel. Allerdings gebe es auch Schüler, die eine andere Meinung vertreten. „Die Abiturienten haben sich immerhin seit zwei Jahren auf diese Abiturprüfungen vorbereitet und wollen auch im Finale nun endlich abliefern“, gibt sie zu bedenken.
Auch an anderen Schulen im Kreis gibt es ähnliche Initiativen. So fordern etwa 46 Recklinghäuser Abiturienten eine längere Vorbereitungszeit vor den Prüfungen.
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