Unruhe in Dorsten um Konverter-Standort Andreas Vortmann: „Dieses Teil ist ein Trümmer“

Unruhe in Altendorf-Ulfkotte um Konverter-Standort: „Ein Trümmer“
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„Es gibt eine sagenhafte Unruhe in Altendorf-Ulfkotte“, sagte Andreas Vortmann (CDU) im Umwelt- und Planungsausschuss. Ein Anwohner hatte gleich zu Beginn die „spärlichen Aussagen“ zum Bau des Konverters bemängelt, der für die Stromautobahn „Korridor B“ benötigt wird.

Ab 2030 soll Windstrom aus Norddeutschland per Erdkabel nach NRW gelangen - Strom für fünf Millionen Haushalte. Der Gleichstrom muss in Wechselstrom umgewandelt werden, was in einem Konverter passiert.

Von einer Fläche von 10 bis 15 Hektar hatte Amprion bislang gesprochen. Der Anwohner befürchtete aber, dass sich diese Fläche vielleicht verdoppeln könne. „Vielleicht 30 Hektar?“ Er verstehe nicht, dass dafür landwirtschaftliche Flächen geopfert werden könnten. „Nach meiner Meinung gehört so etwas auf eine Industriebrache nach Scholven.“

„Allerhöchste Zeit“

Es sei „allerhöchste Zeit, dass das öffentlich behandelt wird“, stimmte Andreas Vortmann (CDU) aus Altendorf-Ulfkotte zu. Der Konverter erfordere eine Fläche von 250 mal 250 Metern und werde 25 Meter hoch: „Dieses Teil ist ein Trümmer.“

„In Altendorf hat kein Mensch mehr Verständnis dafür“, so Vortmann, der daran erinnerte, dass der Ortsteil durch BP-Norderweiterung und die Umnutzung der Halde als Deponiestandort betroffen sei. „Kein zweiter Bereich ist so stark belastet wie dieser schmale Korridor.“

Noch weniger Verständnis gebe es dafür, dass Amprion plane, die Verbindung vom Konverter zum Netzverteilpunkt in Marl-Polsum als Freileitung zu gestalten: „Aus Knauserigkeits-Gründen.“ Manche Eigentümer im Ort würden bereits erzählen, sie hätten Flächen an Amprion verkauft.

Stadtbaurat Holger Lohse sagte, man stehe mit Amprion im Kontakt. Die Trassenplanung, für die derzeit ein Raumordnungsverfahren bei der Bundesnetzagentur läuft, sei getrennt von der Konverter-Standort-Suche. Dabei werde ein emissionsrechtlicher Antrag ohne Varianten beim Kreis gestellt. Das Vorhaben habe eine „sehr hohe Verankerung auf Bundesebene“. Lohse: „Da ist die kommunale Einflussnahme eng begrenzt.“ Man plane zum Thema eine öffentliche Sitzung der Ratskommission.

„Der Bürger hat in solchen Planverfahren nur die Verwaltung als Ansprechpartner, er kann schlecht zu Amprion gehen“, so Michael Haake (Grüne) und kritisierte Lohse: „Sie sagen nur, was Sie alles nicht können.“ Die Stadt könne Stellungnahmen abgeben, aber diese könne man „auch mit politischem Druck hinterlegen“.

„Das ist ein starkes Stück“

Lohse verwahrte sich gegen die „Unterstellung“, die Stadt würde ihren Aufgaben nicht nachkommen. „Das ist ein starkes Stück.“ Man habe sehr wohl die Belange der Bürger im Blick und könne nachweisen, wie oft man Eingaben per E-Mail oder in persönlichen Gesprächen gemacht habe. Und darauf hingewiesen habe, „wie sensibel der Raum ist“.

Amprion-Projektsprecher Tobias Schmidt von Amprion auf Anfrage: „Wir haben verschiedene Flächen im Fünf-Kilometer-Radius um den gesetzlich vorgegebenen Netzverknüpfungspunkt, die Umspannanlage Polsum, identifiziert, die potenziell für die Errichtung eines Konverters geeignet sind.“

Amprion-Sprecher Tobias Schmidt
Amprion-Sprecher Tobias Schmidt © Amprion

Drei Faktoren sei Amprion bei der Bewertung der Flächen besonders wichtig: „Liegt die Fläche möglichst nah am Netzverknüpfungspunkt, also an der Umspannanlage?“ Wenn ja, werde nur eine kurze Anbindungsleitung (Freileitung) benötigt, und der Flächenbedarf für den Konverter falle geringer aus, „da am Konverter keine zusätzliche Wechselstrom-Schaltanlage errichtet werden muss“.

Zweitens: „Ist die Fläche aus technischer Sicht geeignet für die Errichtung eines Konverters?“ Dabei seien etwa ausreichender Abstand zur Wohnbebauung und zu erdgebundener Infrastruktur wie Gas- oder Ölleitungen zu berücksichtigen oder ob die Anlieferung der Transformatoren realisierbar sei. Drittens: „Ist die Fläche überhaupt verfügbar?“ Heißt: Besteht seitens des Eigentümers die Bereitschaft zur Veräußerung der Fläche an Amprion?

Amprion betrachte mehrere Potenzialflächen näher und sei mit deren jeweiligen Eigentümern in Gesprächen, so Schmidt. „Ein Flächenkauf sowie die Entscheidung über den Standort des Konverters stehen derzeit noch aus.“

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