Strom von den Windparks im Norden Deutschlands soll zur Unterstützung der Energiewende ins Ruhrgebiet transportiert werden. Dafür wird die Stromtrasse „Korridor B“ als Erdkabel geplant, das durch Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und NRW führen wird. Auch durch Dorsten. Laut Amprion sind dafür ab März Vorarbeiten auch in Dorsten notwendig.
Um was für Vorarbeiten handelt es sich?
Zum einen sind es Kartierungsarbeiten zur Bestandserfassung der Tier- und Pflanzenarten, die von März 2023 bis April 2024 gehen sollen. Hinzu kommen Gewässervermessungen, die von April 2023 bis Juni 2023 dauern sollen.
Worum geht es bei der Gewässervermessung?
Da, wo die Stromtrasse Gewässer queren könnte, werden etwa die Tiefen der Gewässersohlen oder auch die Höhen des angrenzenden Geländes ermittelt. Vieles passiert dabei per GPS, also per Satellit. Es können aber auch Drohnenboote mit Echolot zum Einsatz kommen, wenn die Gewässer breiter sind. Tobias Schmidt, Amprion-Sprecher: „Vermessungen wie die jetzt anstehenden Gewässervermessungen liefern im Vorfeld wichtige Erkenntnisse und Daten für die konkrete Planung neuer Stromverbindungen.“

Die für Dorsten angegebenen Punkte der Gewässervermessungen liegen beim Wesel-Datteln-Kanal und bei der Lippe im Bereich Hervest und Feldmark sowie am Rapphoffs Mühlenbach in Altendorf-Ulfkotte. Also auf der Vorschlagstrasse von Amprion. Ist damit die Alternativ-Trasse, die westlich um Holsterhausen und Hardt laufen könnte, vom Tisch?
Tobias Schmidt: „Der Gesetzgeber hat im Energiewirtschaftsgesetz geregelt, dass Netzbetreiber wie Amprion diese Vorarbeiten auch im noch laufenden Genehmigungsverfahren durchführen dürfen. Entscheidungen der Genehmigungsbehörde zum späteren Trassenverlauf werden hierdurch nicht vorweggenommen.“ Weder ist bislang wirklich klar, wo der 1.000 Meter breite Korridor entlangläuft, noch wo am Ende exakt die konkrete Trasse verläuft.

Werden auch abgezäunte Viehweiden betreten?
Nur nach Abstimmung mit Eigentümern und Nutzungsberechtigten. Wer als Grundstückseigentümer bei Gewässervermessungen dabei sein möchte, sollte sich an Tobias Schmidt wenden.
Können Eigentümer die Gewässervermessung verhindern?
Nein. Die Vermessung ist durch das Energiewirtschaftsgesetz erlaubt. Betretungsverbote können also von den zuständigen Behörden aufgehoben werden.
Wozu dienen die Kartierungsarbeiten?
Betroffen sind viele Flurstücke in den Gemarkungen Altendorf-Ulfkotte, Dorsten und Wulfen. Gesucht wird mit der Kartierung laut Tobias Schmidt unter anderem ein geeigneter Standort für den Konverter. Dieser wird gebraucht, um den Gleichstrom, der durch das Erdkabel fließen wird, auf Wechselstrom umzustellen. Mit der Kartierung sollen artenschutzrelevante Erkenntnisse gewonnen werden. Brutvögel, Amphibien, Reptilien, Fledermäuse, Horst- und Höhlenbäume (wichtig für Fledermäuse) werden dabei erfasst.
Warum werden in Altendorf-Ulfkotte so viele Grundstücke für einen Konverter-Standort untersucht?
Tobias Schmidt: „Wir benötigen eine Fläche von 10 bis 15 Hektar. Mit der Kartierung können wir verschiedene Standortmöglichkeiten vergleichen, um Grundlagen für eine Entscheidung treffen zu können.“
Wie funktioniert die Kartierung der Tiere?
Für Brutvögel werden bis zu sechs Begehungen im Untersuchungsgebiet geplant. Amphibien und Reptilien werden durch Sichtbeobachtung, aber auch abendliches und nächtliches Ableuchten, Keschern oder den Einsatz von Reusen identifiziert. Für die Fledermaus-Kartierung werden bis zu drei Horchboxen in jeweils mindestens drei aufeinanderfolgenden Nächten aufgestellt. Horchboxen sind kleine Tonaufnahmegeräte, die auf die Frequenz der Ortungslaute von Fledermäusen spezialisiert sind.
Wie findet man heraus, ob das eigene Grundstück betroffen ist?
Auf der Seite korridor-b.amprion.net/Über-uns/Vorarbeiten/ werden die Vorarbeiten erklärt. Auch eine Liste, welche Grundstücke begangen werden, findet sich dort.
Windstrom-Leitung: Amprion hält riesige Konverter-Station auch in Dorsten für denkbar
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