Obwohl er schon Rente bezieht, fährt Detlev Dörnhöfer (68) weiter als Schaffner im RE 14 zwischen Coesfeld und Essen. Dass er seiner Arbeit trotz Rentenalters noch nachgeht, hat nicht nur finanzielle Gründe.
Eigentlich müsste er ja nicht mehr arbeiten, doch warum solle er aufhören, fragt Dörnhöfer rhetorisch, während der RE 14 den Rekener Bahnhof Richtung Coesfeld verlässt. Der Rentner aus Dorsten fährt weiter als Schaffner im Regionalexpress 14 zwischen Coesfeld beziehungsweise Borken und Essen. Vor fünf Jahren habe er mit „63 Jahren und ein paar Monaten“ lang genug in die Rentenkasse eingezahlt, um nicht mehr arbeiten zu müssen. Doch Dörnhöfer ist wie an diesem Morgen weiter unterwegs – auf Mini-Job-Basis.
Dabei startete er erst spät in den Beruf. Mit 58 Jahren fing er bei der Nordwestbahn an. „Mein voriger Arbeitgeber ging insolvent“, erinnert sich der Dorstener. Er habe damals Sorge gehabt, ob er mit Ende 50 noch eine neue Stelle finden würde. Doch bei der Bahn bekam er entsprechende Fortbildung und Anstellung.
„Das war echt eine Top-Sache“, erzählt er und lacht. Nach einem Betreiber-Wechsel arbeitet er mittlerweile für die Rhein-Ruhr-Bahn und nicht mehr für die Nordwestbahn.

Fünf Jahre arbeitete er in Vollzeit als „Fahrgastbetreuer“, wie der offizielle Jobtitel lautet. Dass er dem Beruf bis in die Rente treu geblieben ist, hat verschiedene Gründe. „Ich bin fit genug, um zu arbeiten. Außerdem bin ich gerne mit dem Zug unterwegs“, sagt der 68-Jährige.
Das gute Verhältnis zu den Fahrgästen komme hinzu. Und die Arbeit halte fit. Nach kurzem Nachdenken fällt Dörnhöfer noch ein Grund ein: „Geld bekomme ich dafür ja auch noch.“ Doch das wiege nicht alles auf: „Ich hätte das nie gemacht, wenn die Arbeit mir keinen Spaß bereiten würde.“
Vielfältige Aufgaben
Während der Zug in Coesfeld eine kurze Pause im Fahrplan hat, bevor die Rücktour ins Ruhrgebiet ansteht, berichtet Dörnhöfer, dass die Arbeit verschiedene Dinge umfasst. Ob einem Rollstuhlfahrer beim Einstieg geholfen werden muss, Fahrkarten kontrolliert werden oder ein Reisender Fragen zum nächsten Umstieg hat: Dörnhöfer steht bereit. Und auch ein nettes Wort für die in Maria Veen einsteigenden Schüler hat er parat.
Als strengen Fahrkartenkontrolleur kann man sich Detlev Dörnhöfer nur schwer vorstellen, wenn er einer Gruppe aussteigender Schüler „Tschüssi“ hinterherruft.
Doch auch die Suche nach Schwarzfahrern gehört dazu, berichtet er und zeigt auf einen Hinweis an der Wand des Zugs „Wir drücken kein Auge zu.“ Das gilt ohne Ausnahme. „Auch für die freundliche Stammgästin, die im Obstladen arbeitet und manchmal eine Banane für das Zugpersonal dabei hat“, erzählt er und grinst.
Rentner genießt die Gespräche
Überhaupt ist ihm das Gespräch mit den Fahrgästen ein Anliegen. „Wenn jemand aus dem Urlaub kommt, dann ist er besonders gesprächig“, hat der Rentner beobachtet. Weniger schön seien Unterhaltungen, wenn es um Verspätungen gehe. Die Wut der Fahrgäste über Verspätungen könne er nachvollziehen, weil er sich selbst darüber ärgere. Dem Umgang mit den Fahrgästen erleichtere ihm seine Persönlichkeit: „Ich bin ein offener Typ.“
Wie lange er noch arbeiten wird, wisse er nicht. „Ich mache weiter, wenn es Spaß macht und ich fit bin.“
Alternativen für Mitarbeiter
Derzeit betreibt die Rhein-Ruhr-Bahn fünf Linien im Münsterland, Ruhrgebiet und am Niederrhein – doch der Auftrag für alle diese Linien endet in den kommenden Jahren. Andere Eisenbahngesellschaften werden dann die Linien übernehmen.
Für das Personal gibt es dann zwei Alternativen, erklärt Tim Nowak, Pressesprecher der Rhein-Ruhr-Bahn. Mitarbeiter können zum neuen Betreiber der Linie wechseln. Für die Verbindung von Coesfeld über Reken nach Dorsten und Essen wird das die Deutsche Bahn sein.
Alternativ können Mitarbeiter auch bei der Rhein-Ruhr-Bahn bleiben, ergänzt Nowak. Dann werden sie auf anderen Linien eingesetzt, die von der Rhein-Ruhr-Bahn betrieben werden. In keinem Fall drohen Kündigungen, so Nowak.
Die Rhein-Ruhr-Bahn wird auch künftig Eisenbahnlinien befahren. „2022 haben wir den ersten neuen Auftrag gewonnen“, erklärt Tim Nowak. Dabei handelt es sich um eine Linie zwischen Wuppertal und Solingen.
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