Ausbau-Problem bei einem Bahnhof in Dorsten Fahrstuhl wegen Sicherheitsbedenken vom Tisch

Ausbau des Bahnhofs in Hervest: Fahrstuhl-Lösung wird zum Problem
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Der Bahnhof in Hervest hat im diesjährigen VRR-Stationsbericht, der auf Grund von Fahrgast-Befragungen die baulichen Zustände und Erscheinungsbilder der Bahnhöfe und Haltepunkte im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr bewertet, in Sachen „Barrierefreiheit“ die schlechteste Note bekommen: Die Bahnstrecke verläuft auf dem oberen Plateau und ist bislang nur über eine Treppe vom gut vier Meter gelegenen Bahnhofsvorplatz aus zu erreichen. Eine unüberwindbare Hürde für Menschen mit Behinderungen.

Deswegen hatte sich nicht nur die städtische Verkehrsabteilung vor ein paar Monaten über die gute Nachricht gefreut, dass die zuständige Bahn-Abteilung „DB Station und Service“ mittelfristig neben den Bahnhöfen in Wulfen und Lembeck auch den in Hervest behindertengerecht umbauen will.

Doch wie Christina Gehrke vom Dorstener Verkehrsplanungsamt in der jüngsten Sitzung des Behindertenbeirats mitteilte, gibt es dabei ein Problem. „Man kann nicht, wie ursprünglich gedacht, einfach einen Fahrstuhl dort hinbauen, der hoch und runter fährt.“ Denn auf dem zwischen den Gleisen gelegene Bahnsteig sei nicht genug Platz, um den dafür vorgeschriebenen Sicherheitsabstand zu den Bahnsteigkanten einhalten zu können.

Bahnhof Deuten
Weil die Beleuchtung noch nicht frei gegeben wurde, ist ein neuer Hauptzugang zum Haltepunkt in Deuten gesperrt. © BLUDAU FOTO

„Deswegen gibt es nun neue Planungen“, so Gehrke. Mit zwei Optionen: Entweder ein Tunnel, „der sich praktisch von unten hoch zum Bahnsteig bohrt“ oder die gesamte Treppenanlage werde beiseite geräumt. „Wir sind selbst gespannt, was sich die DB-Planer einfallen lassen“, so Gehrke.

Immerhin sei eine Variante, die vom Planungsbüro verfolgt worden sei, vom Tisch, weil sie vom Zuschussgeber nicht gewünscht sei: Ein Fahrstuhl in Höhe der Mitte des Bahnsteig - aber nur von der Straße „Am Holzplatz“ aus zu erreichen und damit von der anderen Seite des Gebäudes. „Das hätte kein Mensch mehr verstanden, weil der räumliche Zusammenhang zum Bahnhofsvorplatz nicht gegeben ist.“

Einen „sehr hohen Handlungsbedarf“ bei der Barrierefreiheit haben laut „VRR-Stationsbericht“ auch die Bahnhöfe Lembeck und Wulfen. Hier gibt es bereits konkrete Planungen für neue behindertengerecht ausgestattete Bahnsteige, die frühestens ab 2026 kommen sollen: 120 Meter lang, 76 Zentimeter hoch.

Auch die Zuwege von den Straßen werden erneuert. In Wulfen soll die „Bike & Ride“-Anlage erhalten bleiben, in Lembeck wird eine neue gebaut - jeweils ohne Überdachung.

Bahngleis am Bahnhof.
Die bereits behindertengerecht ausgestatteten Gleise 3 und 4 am Dorstener Bahnhof sollen verlängert werden, damit dort künftig auch Züge mit drei Traktionen halten können. © Michael Klein

Der VRR-Stationsbericht sieht am Bahnhof Rhade „keinen Handlungsbedarf“, er wurde bereits vor Jahren ausgebaut. Der Bahnhof Deuten hat im Vergleich zum Vorjahr einen Sprung von der schlechtesten zur besten „Barrierefreiheits-Note“ gemacht. Grund: Er ist im Vorjahr komplett umgestaltet worden.

„Er ist fertig, nur noch ein Fußweg ist gesperrt“, so Christian Gehrke: „Da muss noch ein Leuchtmast in Betrieb genommen werden, doch die Beleuchtung ist vom Eisenbahnbundesamt noch nicht genehmigt worden.“

Obwohl der Bahnhof Dorsten samt Umfeld wohl noch bis Ende des Jahres eine Großbaustelle mit extremen Einschränkungen für behinderte Personen ist, trägt er im VRR-Bericht die Note „zufriedenstellend“. Christina Gehrke gab als Neuigkeit bekannt, dass der auch erst vor wenigen Jahren barrierefrei errichtete Bahnsteig 3 und 4 aufgrund einer „nachträglichen Entscheidung“ der Deutschen Bahn auf 120 Meter Länge verlängert wird.

Für drei Triebwagen

Dort halten die Emschertalbahn (RB 43, Dorsten - Dortmund) sowie die jeweils zur halben Stunde in Dorsten abfahrenden und haltenden Verbindungen des RE 14 (Dorsten - Essen). Aber derzeit sind die Bahnsteige nicht für drei Traktionen (Triebwagen) geeignet.

In ein paar Jahren sollen auch in Dorsten neue Elektro-Züge eines spanischen Herstellers unterwegs sein, die länger als die bisherigen Züge sind.

Weitere gute Nachricht: Auch der derzeit nur provisorisch eingerichtete Fußweg in Höhe der Gleise 3 und 4, der auch entlang des Media-Markts führt, wird im Zuge des neuen Bahnhofsvorplatzes behindertengerecht ausgebaut.

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