
© Jörn Hartwich
Todesdrohung im Schrottauto: Angeklagter bestreitet die Vorwürfe
Landgericht Essen
Ein Obdachloser aus Dorsten erzählt der Polizei von Schlägen und Todesdrohungen. Jetzt steht der mutmaßliche Täter vor Gericht: Es ist ein Freund aus alten Zeiten.
Die Anklage hat es in sich: Ein 34 Jahre alter Mann aus Dorsten soll einen obdachlosen Bekannten geschlagen, eingesperrt, bedroht und ausgeraubt haben. Seit Dienstag (26.10.) beschäftigt der Fall das Essener Landgericht.
Es war im November 2018, als der Angeklagte in Wulfen-Barkenberg auf seinen alten Kumpel traf. „Ich hatte ihn ewig nicht gesehen“, sagte er den Richtern.
Während er selbst offenbar ganz gut durchs Leben kam („Wir haben viel gefeiert“) hatte es seinen Bekannten weniger gut getroffen. Der war obdachlos, hatte nur noch ein altes Auto, in dem er wohl schon seit Wochen geschlafen hat. „Er hatte Hunger und wollte unbedingt duschen“, so der 34-Jährige im Prozess. „Deshalb habe ich ihn mitgenommen.“
Geschlagen und eingesperrt?
Der Weg führte zu einer Barkenberger Wohnung, die von der Clique des Angeklagten als Treffpunkt ausgewählt worden war. Der eigentliche Besitzer saß damals gerade im Gefängnis, hatte aber wohl seinen Schlüssel dagelassen.
Anfangs war wohl auch noch alles in Ordnung. „Wir haben ein paar Bierchen getrunken.“ Auch Wodkaflaschen sollen die Runde gemacht haben. Danach soll die Situation dann allerdings eskaliert sein.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte seinen Bekannten brutal geschlagen und getreten hat. Dass er ihn nachts in der Wohnung eingesperrt und ihm sowohl das Handy als auch das wenige Geld, das er noch besaß, abgenommen hat.
Auto für 100 Euro verkauft
Außerdem soll er den angeblich völlig eingeschüchterten Obdachlosen in den nächsten Tagen gezwungen haben, ihn erst kreuz und quer durchs Ruhrgebiet zu fahren und dann das Auto zu verkaufen – für 100 Euro. Auch dieses Geld soll sich der 34-Jährige eingesteckt haben. Zu guter Letzt ist in der Anklage auch noch von Todesdrohungen die Rede.
Doch davon will der Dorstener nichts wissen. Er hat lediglich die Schläge zugegeben. „Aber nur, weil der mich beklaut hat.“ Da sei er sauer geworden. „Ich habe ihm einen Schlafplatz besorgt, was zu essen und eine Dusche. Und dann nimmt er mir mein Geld weg.“ Rund 250 Euro sollen es gewesen sein – der gesamte Rest seines Hartz IV-Geldes.
„Ich war einfach wütend“
Er habe seinen Bekannten aber weder eingesperrt noch ausgeraubt. „Ich habe eine Freundin, ich habe Kinder, ich habe andere Sachen im Kopf, als einen armen Menschen einzusperren.“ Auch den Autoverkauf habe er lediglich vermittelt. „Das war eine Schrottkarre.“ Die Schläge bereue er. „Aber ich war einfach so wütend.“
Das mutmaßliche Opfer hat im Prozess noch nicht ausgesagt. Zurzeit befindet sich der Mann in der Psychiatrie. Die Ärzte sollen jedoch zuversichtlich sein, dass er den Richtern schon bald als Zeuge zur Verfügung stehen wird.