Die 23-jährige Tamara Grujic arbeitet seit fast einem Jahr im Testzentrum am Atlantis.

© Manuela Hollstegge

Test-Job ist nicht leicht: „Manche Menschen werden richtig patzig“

rnCoronavirus

Seit fast einem Jahr arbeitet Tamara Grujic im Testzentrum am Atlantis. Was sie dort erlebt, ist nicht immer schön und zuletzt war es oft stressig. Dennoch macht sie ihren Job gerne.

Dorsten

, 15.01.2022, 06:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eigentlich hat Tamara Grujic gerade Pause. Sie steht hinter dem Container des Dorstener Testzentrums am Atlantis und erzählt über ihre Arbeit, während ihre Kollegen vorne stehen und im Akkord testen.

Doch schon nach wenigen Minuten pirschen sich die ersten Fußgänger an die 23-Jährige heran. Während der erste nur fragt, ob es irgendwo in der Nähe kostenlose Parkplätze gibt, ist der zweite - ein älterer Herr - schon verzweifelter. Er kann sein Testergebnis nicht abrufen. Schnell geht Tamara in den Container und drückt ihm kurz darauf sein Ergebnis als Ausdruck in die Hand.

Jetzt lesen

Kurz darauf muss die Testzentrum-Mitarbeiterin einer Frau helfen, online auf dem Handy einen Termin zu buchen. „Ich bin dafür zu blöd“, meint diese. Tamara nimmt sich Zeit, geht mit der Frau Schritt für Schritt die Buchung durch. „Uns werden sehr viele Fragen gestellt. Das frisst natürlich Zeit“, erzählt sie.

Schlange stehen trotz Termins

Besonders häufig würden Kunden nicht verstehen, dass sie sich trotz Termin hinten in die Schlange am Testzentrum einreihen müssten. „Manche werden dann richtig patzig. Wenn der Tag stressig und das Wetter doof ist macht das dann nicht so Spaß“, erzählt die 23-Jährige.

Sie und ihre Kollegen seien stets sehr bemüht, sich zu beeilen und gut zu organisieren. „Wir geben immer mehr als 100 Prozent, aber manchmal sind wir auch ausgelaugt, oder die Technik streikt, oder wir müssen neue Kollegen einarbeiten.“

Job im Friedensdorf Oberhausen durch Pandemie verloren

Die Pandemie hat der Oberhausenerin zwar die Vollzeitstelle beim Testzentrum beschert, ihr aber auch ihren eigentlichen Job im Friedensdorf Oberhausen genommen. Da dort aufgrund der Einreisebestimmungen kaum noch Kinder aufgenommen werden konnten, wurde ihr gekündigt. Durch Bekannte wurde sie auf den Job im Testzentrum aufmerksam.

Seit fast einem Jahr ist sie nun Teil des Teams am Testzentrum am Atlantis beziehungsweise des Zentrums am Festplatz in Gladbeck. 137 Mitarbeiter setzt die zuständige Schreurs Consulting Group GmbH aktuell im Kreis Recklinghausen ein. Erst in der vergangenen Woche wurden 25 neue Mitarbeiter eingestellt. Gearbeitet wird werktags im Drei-Schicht-, an Wochenenden im Zwei-Schicht-Betrieb.

Ausweise entgegen nehmen, Testung durchführen, QR-Code mitgeben - Tamara Grujic ist nach fast einem Jahr Vollzeitjob im Testzentrum schon ein alter Hase.

Ausweise entgegen nehmen, Testung durchführen, QR-Code mitgeben - Tamara Grujic ist nach fast einem Jahr Vollzeitjob im Testzentrum schon ein alter Hase. © Manuela Hollstegge

Die Weihnachtsferien und insbesondere der vergangene Sonntag (9.1.) waren wirklich extrem vom Andrang her. Wir haben eher angefangen und später aufgehört“, erzählt Tamara Grujic. Aber auch ohne Ferien gebe es aktuell keinen Tag mit unter 1.000 Tests.

Viele würden ihrem Unmut über die Maßnahmen - vor allem über die neue 2G-plus-Regel - am Testzentrum Luft machen. „Aber sehr viele sind auch einfach nur nett zu uns, geben uns Trinkgeld, bringen uns Schokolade oder Kaffee. Das macht die doofen Kommentare gleich viel erträglicher“, erzählt die 23-Jährige.

Arzt schult neue Testzentrum-Mitarbeiter im Testen

Genau wie alle ihre Kollegen wurde sie zu Beginn ihrer Beschäftigung von einem Arzt theoretisch und praktisch geschult. „Eigentlich würde eine Online-Schulung reichen - unsere Mitarbeiter aber üben mit einem Arzt das Testen“, erklärt Testzentrum-Betreiber Patrick Schürhoff.

Zudem sei für die Mitarbeiter vor Ort immer ein Arzt für eventuelle Notfälle erreichbar. „Aktuell kommen bei uns auch 16 Prozent der Mitarbeiter selbst aus dem medizinischen Bereich“, so Schürhoff. Er gibt aber auch zu, dass die Flut an Tests die Firma überrannt habe.

Jetzt lesen

„Wir können darauf nicht spontan reagieren und einfach mehr Leute einstellen. Durch Bewerbungsgespräche, Schulungen und Probearbeiten haben wir einen Vorlauf von 14 Tagen. Wir nehmen auch nicht jeden, denn den Mitarbeitern wird einiges abverlangt“, erklärt er.

Das kann Tamara Grujic bestätigen. Und dennoch geht sie gerne zur Arbeit. Das Team sei jung und motiviert und glücklicherweise gebe es auch viele Kunden, die dankbar und zu Späßen aufgelegt seien.

Dann schlüpft sie wieder in ihre Schutzkleidung, löst ihren Kollegen ab und bittet das nächste Auto vorzufahren.

Schlagworte:
Lesen Sie jetzt