Stefanie Kipp (53) wurde über eBay-Kleinanzeigen betrogen Jetzt will sie warnen

Stefanie Kipp (53) Opfer eines Ebay-Betruges: Jetzt will sie warnen
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Stefanie Kipp (53) hat nur ein iPad bei eBay-Kleinanzeigen verkaufen wollen. Die Familie brauchte es nicht mehr. Zwei Angebote kamen bereits nach kurzer Zeit rein, beide lehnte sie ab. Zu unseriös. Als eine „wohl ältere Dame“ sie aber anschrieb, kamen beide ins Geschäft.

„Die Rechtschreibung war gut. Sie fragte, ob die Anzeige noch aktiv wäre“, erzählt Kipp. Selbst um den Preis wollte die Frau nicht feilschen. Die vollen 720 Euro hätte sie gezahlt. „Schon da hätte ich auf der Hut sein sollen“, sagt Kipp.

Den Deal abwickeln wollte die Frau über den Finanzdienstleister von eBay-Kleinanzeigen. Kipp habe davon noch nichts gehört. Nach einer Google-Suche klang die Idee für sie aber stimmig.

Ein zweites Mal vorsichtig hätte sie aber werden sollen, sagt sie, als die Frau nach ihrer E-Mail-Adresse fragte. Die 53-Jährige habe der Frau die Adresse gegeben und bekam schließlich eine E-Mail – in den Spam-Ordner. „Die Frau sagte mir, die E-Mail könnte dort landen.“

Auf den ersten Blick sah diese E-Mail wie eine offizielle von eBay-Kleinanzeigen aus. „Dort war das typische Logo von eBay-Kleinanzeigen. Es gab dort die Möglichkeit, eine Zahlung entgegenzunehmen. Auf diesen Button habe ich gedrückt.“

„Hilfe“ über Chat

Es öffnete sich eine weitere Seite mit unterschiedlichen Banken und Kreditkarten. Auch die Sparkasse, bei der Kipp ist, war darunter. Als sie auf die Sparkasse klickte, erschien aber die Sparkasse Berlin. Kipp ging eine Seite zurück. Dort bekam sie „Hilfe“ über einen Chat.

Sie schrieb dort mit einem angeblichen Mitarbeiter von eBay-Kleinanzeigen. Auszüge aus diesem Chat zeigte Kipp später im Gesprächs mit der Dorstener Zeitung. Dort hieß es, die Dorstenerin solle sich Online-Banking runterladen. Dann erhalte sie eine Zahlung, die sie bestätigen müsse.

Die Dorstenerin lud sowohl die normale Sparkassen-App als auch die für Überweisungen nötige Pushtan-App herunter. Um das Online-Banking freizugeben, so dachte sie, benötige sie aber eine Registrierung bei der Bank persönlich.

„Auf einmal ging das“

Sie bekam dann eine Nachricht „App installieren“. Das habe sie gemacht. Danach kam eine SMS von der Sparkasse mit den Kenndaten für die Pushtan-App. „Und auf einmal ging das Online-Banking.“

Sie habe daraufhin eine Push-Nachricht bekommen mit der Bitte, eine Zahlung über 500 Euro freizugeben. Das habe sie auch gemacht. „Obwohl die Frau mir ja eigentlich 720 Euro überweisen wollte.“ Kipp stellte daraufhin schnell fest, dass sie keine Ein- sondern eine Auszahlung bestätigte. Als ein zweites Fenster mit einer Zahlung über 220 Euro aufploppte, „bin ich nicht mehr drauf gegangen“. Im Chat sei auch keine Antwort mehr gekommen. „Da wurde mir klar: Die haben mich total abgezockt.“

Stefanie Kipp zeigt die Screenshots, die sie gemacht hat.
Stefanie Kipp zeigt die Screenshots, die sie gemacht hat. © Niklas Berkel

Kipp habe danach ihr Konto bei der Sparkasse sperren lassen und Online-Anzeige bei der Polizei erstattet. Auch ihr Online-Banking ließ sie sperren. Glück im Unglück: Weil die Zahlung ins Ausland gegangen wäre und Kipp nicht regelmäßig ins Ausland überweist, haben die Sicherheitsserver der Sparkasse die Zahlung verhindert. „Sonst wäre mein Konto um 500 Euro erleichtert gewesen.“

Der Nachteil: „Die haben jede Menge Daten abgefischt, sagte mir ein IT-Mitarbeiter der Sparkasse.“ Wie genau die Betrüger auf ihr Konto zugreifen konnten, wisse sie nicht. Nun will Kipp Mitbürger warnen, vorsichtig zu sein. „Im Vorfeld habe ich immer allen gesagt, vorsichtig zu sein. Ich dachte, mir passiert sowas nicht.“

Harte und weiche Legitimierung

Kipp fragt sich, warum es überhaupt möglich gewesen sei, das Online-Banking so einzurichten. Stefan Fokken, Sprecher der Sparkasse Recklinghausen, erklärt: „Die Ersteinrichtung bei einer Bank läuft immer mit einer harten Legitimierung.“ Sprich: über Personalausweis und Anwesenheit oder über Videolegitimation.

Wenn es allerdings schon Verbindungen zu einer Bank gibt, kann auch die weiche Legitimation reichen, erklärt Fokken. „Die Unterlagen für Online-Banking werden dann nach Hause geschickt. Per SMS kommt die Registration für die Pushtan-App.“ Die SMS müsse aber beantragt werden.

Der Sparkassen-Sprecher rät: „Wenn ich über irgendeinen Kontakt aufgefordert werde, etwas zu tun, verlasse ich diesen Weg. Ich wähle einen anderen Weg, um selber mit der Bank Kontakt aufzunehmen.“

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