Trotz höherem Zuschuss der Stadt Tierheim in Dorsten fehlen für 2023 noch über 70.000 Euro

Trotz höherem Zuschuss: Tierheim fehlen für 2023 noch über 70.000 Euro
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Zwischen dem Tierschutzverein Dorsten und Herrlichkeit Lembeck und der Stadt Dorsten ist ein Streit entbrannt über die Finanzierung des Tierheims in Hervest. Es geht um 75.000 Euro, die dem Verein nach eigenen Berechnungen für das Jahr 2023 noch fehlen.

Dabei hat der Haupt- und Finanzausschuss vor wenigen Tagen erst entschieden, den jährlichen Zuschuss trotz der Finanzkrise fast zu verdoppeln: von 120.000 Euro auf 225.000 Euro, das sind sogar 15.000 Euro mehr als ursprünglich geplant. „Das ist unser Beitrag zu einem Kompromiss, jetzt muss sich auch der Verein bewegen“, hieß es.

Aber wie? Die Eheleute Noel und Marina Hinz, die den Tierschutzverein gemeinsam führen, der wiederum das Tierheim am Ellerbruch betreibt, machen eine andere Rechnung auf - und indirekt auch Druck auf die Verwaltung: „Die Betreuung von Fundtieren ist eine Pflichtaufgabe der Stadt. Wir sind dem Wohl des Vereins verpflichtet und haben die Verantwortung, jeglichen Schaden vom Tierschutzverein abzuwenden.“

Das kann durchaus als Drohung verstanden werden: Wenn die Stadt nicht zahlt, muss sie demnächst sehen, wo und wie sie Fundtiere unterbringt. Doch so weit wollen es Noel und Marina Hinz eigentlich nicht kommen lassen. „Wir sind in Gesprächen und machen 2023 erst mal weiter.“ Der Zwist ist damit aber nicht aus der Welt.

Nach der Erweiterung des Ziegengeheges im letzten Jahr wurde im Sommer das viel zu enge Hühnergehege im Tierheim erweitert.
Nach der Erweiterung des Ziegengeheges im letzten Jahr wurde im Sommer 2022 das viel zu enge Hühnergehege im Tierheim erweitert. Möglich gemacht hat das die finanzielle Unterstützung der Initiative „Westenergie aktiv vor Ort“. © privat

Für die finanzielle Not des Tierschutzvereins macht das Vorstands-Paar mehrere Faktoren verantwortlich: höhere Energiekosten, höhere Tierarztkosten und höhere Personalkosten zum Beispiel. Außerdem gebe es deutlich weniger Spenden als früher, Einnahmen aus Festen und Verkaufsaktionen seien in der Corona-Pandemie eingebrochen. „Wir haben der Stadt schon im September signalisiert, dass wir ohne eine vollständige Kostenübernahme die Aufnahme von Fundtieren aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr wahrnehmen können.“

Zu viel Personal?

Die Stadt hat die Zeit bis zur politischen Entscheidung im Dezember indes für eigene Recherchen genutzt. Und kam zu ganz anderen Einschätzungen und Berechnungen: Der neue Zuschuss würde das Budget des Tierschutzvereins eigentlich fast vollständig decken, heißt es in der Beschlussvorlage - wenn denn der Tierschutzverein von seiner Meinung abrücke, dass Spenden und Verkaufserlöse nur dem „ideellen Ziel“ diene. Die Aufnahme von Fundtieren sei schließlich auch in der Satzung verankert.

Und dann sind da noch die Personalkosten. Im Tierheim sind trotz großen ehrenamtlichen Engagements fünf Vollzeitkräfte beschäftigt, außerdem zwei Auszubildende. „Zu viele“, sagte Bürgermeister Tobias Stockhoff vor wenigen Tagen und nach Rücksprache mit dem Kreisveterinäramt.

Das hält vier Vollzeitstellen und einen Azubi für ausreichend. Marina Hinz will das nicht akzeptieren. „Damit können wir keine Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit an 365 Tagen im Jahr gewährleisten.“

Kündigungen wird es nicht geben, versichert sie. Stattdessen hofft der Verein, sich im nächsten Jahr mit der Stadt verständigen zu können. Oder es findet sich überraschend noch ein Geldgeber, dem das Wohl von Hunden, Katzen und vielen weiteren Klein- und Großtieren auch finanziell am Herzen liegen.

Spendenkonto: Sparkasse Vest, IBAN: DE43 4265 0150 0070 0353 16, oder Vereinte Volksbank, IBAN DE41 4246 1435 0201 4502 01

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