Wie heftig die Auswirkungen von Regenwasser sein können, haben viele Menschen in Dorsten rund um die Weihnachtsfeiertage 2023 und den Jahreswechsel erlebt.
Lang anhaltender Regen hat dafür gesorgt, dass der Pegel der Lippe zeitweise auf über zehn Meter angestiegen war. Doch was passiert bei Starkregen? Welche Orte, welche Gebäude und welche Straßen sind dann besonders gefährdet?
Diese Fragen hat die Stadt Dorsten nun mit neuen Starkregengefahrenkarten beantwortet. Die Verwaltung hatte eine entsprechende Analyse bereits 2019 in Auftrag gegeben. Holger Scheer und Detlef Rieger von der Lippe Wassertechnik GmbH stellten die Ergebnisse in Form der Karten nun am Donnerstag (25.1.) vor gut 30 Interessierten im Rathaus vor.
Klimawandel: Höhere Temperaturen, stärkerer Regen
Die zentrale Botschaft: Durch den Klimawandel werde es immer heißer und regne stärker. Das Problem: Durch die zunehmende Bebauung könne das Wasser nicht mehr „gemütlich versickern“. Dadurch bahne es sich einen Weg durch Hauseingänge, in Keller und (Tief-)Garagen.
Mithilfe der neuen Starkregengefahrenkarten können Dorstenerinnen und Dorstener nun genau nachvollziehen, ob ihr Haus in gefährdeten Bereichen liegt. Berechnet wurden die Karten auf Basis eines 100-jährlichen Starkregens (ca. 50 mm Wasser pro Stunde) und eines extremen Starkregenereignisses (ca. 90 mm Wasser pro Stunde).

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Geograf Detlef Rieger erklärte, dass für die Erstellung der Karten die „Interaktion zwischen Oberflächenabfluss und der Kanalisation“ beachtet worden sei. Denn: Wenn viel Regen in kurzer Zeit falle, könne die Kanalisation die Wassermassen kaum noch abtransportieren.
Kleine Maßnahme, große Wirkung
Die Stadt könne Schäden durch Starkregen unter anderem mit infrastrukturellen Maßnahmen entgegenwirken (z.B. angepasste Wegegestaltung, multifunktionale Nutzung von Freiflächen).
Wirtschaftlicher und wirksamer als beispielsweise eine Kompletterneuerung der Kanalisation seien aber die vielen objektbezogenen Maßnahmen, die einzelne Hauseigentümer treffen könnten, so Detlef Rieger: „Kleine Maßnahmen erzielen eine große Wirkung.“
Damit meint er unter anderem das Höhersetzen von Keller- und Lichtschächten, das Abdichten von solchen Schächten mit einfachen Glasscheiben oder eine Schwelle vor dem Kellereingang. Für die Ortsteile Rhade und Wulfen skizziert der Geograf die Gefahren und Handlungsempfehlungen beispielhaft.
In Rhade bestehe Gefahr „durch das Zusammenlaufen“ des gefallenen Regens. Er schlägt deshalb vor, mobile Pumpen bereit zu halten (zum Beispiel nördlich und südlich der Lembecker Straße), die dezentrale Versickerung (zum Beispiel an der Debbingstraße und Schützenstraße) sowie Retentionsanlagen zu fördern sowie Flächen zu entsiegeln. Am Fröbelweg könne zudem das Straßenprofil angepasst und eine „temporäre Rückhaltung“ eingerichtet werden.
Gefahr im Nordwesten von Wulfen
Für Wulfen sieht der Experte die Gefahr von Überschwemmung im nordwestlichen Teil zwischen Wienbach und Bahntrasse. Vor dem Wasser schützen könnten dort bauliche Maßnahmen, wie eine Aufkantung oder Verwallung (beispielsweise nördlich des Burghofs und des Matthäusplatzes). Auch eine Rückhaltung des Wassers auf Frei- und Grünflächen sei möglich.
Holger Lohse, Technischer Beigeordneter der Stadt Dorsten, fasst zusammen: „Effektiver Schutz vor Starkregen geht nur gemeinsam.“ Wenn Stadt und Bürger zusammenarbeiten.
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