Stadtmarketing-Prozess nimmt Fahrt auf und Bürger mit

© Anke Klapsing-Reich

Stadtmarketing-Prozess nimmt Fahrt auf und Bürger mit

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Der Auftakt ist gemacht: Am Dienstagabend versammelten sich im Hervester Leo engagierte Bürger, um sich in die Entwicklung einer Marke für Dorsten einzubringen. Und kamen richtig auf Trab.

Dorsten

, 20.03.2019, 16:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Rolf Schneidereit, professioneller Moderator aus Köln, schaute in 31 überrascht blickende Augenpaare, als er die erste Anweisung des Abends in die Runde sprach: „Sie räumen jetzt alle Stühle im Saal beiseite, gehen auf eine Person zu, die sie noch nicht kennen und fragen sie: ,Was muss passieren, dass Sie aus Dorsten wegziehen?‘“ Kurzes Stutzen, doch dann begann ein munteres Getrappel und Gerede im Raum, nur Bürgermeister Tobias Stockhoff musste sich etwas länger nach einem Gesprächspartner umschauen: „Ich glaube, es gibt hier keinen, den ich nicht kenne.“

Doch zum Glück waren da noch die Studenten des sozialwissenschaftlichen Masterstudiengangs (Management und Regulierung) der Uni Bochum: „Wir beobachten die Arbeitskreise, um uns auf den Workshop für Politik und Verwaltung vorzubereiten, den wir im Rahmen unseres Studiums gestalten und moderieren werden“, erklärte Student Kevin Fabis seine Anwesenheit.

Bürger binden sich ein

Arbeitskreise, Foren, Projektgruppen: Stadtagenturchefin Sabine Fischer hat eine Reihe von Maßnahmen auf ihrem Plan, um möglichst viele Bürger und Gruppen in den Stadtmarketing-Prozess einzubinden, an dessen Ende eine identitätsstiftende „Marke“ für Dorsten stehen soll, die die Menschen in allen elf Stadtteilen verbindet. Keine leichte Aufgabe hat die Flächenstadt mit ihrer industriellen (Bergbau-) Vergangenheit, der münsterländischen Parklandschaft, einer 750-jährigen Stadtgeschichten und ausgedehnten Wasser- und Waldflächen doch viele verschiedene Gesichter. Wie soll das alles zu einer Einheit verschmelzen, ohne dass die Vielfalt verloren geht?

Sabine Fischer, Leiterin der Stadtagentur, und der externe Moderator Rolf Schneidereit aus Köln führten durch den Abend.

Sabine Fischer, Leiterin der Stadtagentur, und der externe Moderator Rolf Schneidereit aus Köln führten durch den Abend. © Anke Klapsing-Reich

„Heute sind Sie an der Reihe“, warb Sabine Fischer die Anwesenden als Botschafter Dorstens an. Und die machten sich dann auch fleißig ans Werk, folgten den Anweisungen des externen Moderators: Sie kamen ins Gespräch, schrieben Zettel, klebten und clusterten sie an Pinnwände. „Für die Entwicklung einer Marke wollen wir die guten Eigenschaften ins Schaufenster stellen“, sagte Sabine Fischer. So sammelten die Anwesenden Dinge, die sie an Dorsten lieben und schätzen (gute Gastronomie, Wochenmarkt, Sportangebote, aufgeschlossene Menschen, funktionierende Vereine, tolle Radwege, hoher Freizeitwert u.a.).

Licht- und Schattenseiten

Doch auch die Schattenseiten wurden beleuchtet: Felix Brömmelhaus aus Deuten, mit 14 Jahren jüngster Teilnehmer der Runde, wünscht sich beispielsweise in seinem Ortsteil ein größeres Angebot für Jugendliche, ein anderer kritisiert: „Ich wohne in Östrich, komme wegen der schlechten Verkehrsanbindung nach 20 Uhr hier nicht rein und nicht raus“. Und Taxis - die sind in ganz Dorsten Mangelware.

„Was macht für mich den besonderen Charme von Dorsten aus?" Ihre Antworten schrieben die Teilnehmer auf Zettel und klebten sie an die Pinwand.

„Was macht für mich den besonderen Charme von Dorsten aus?" Ihre Antworten schrieben die Teilnehmer auf Zettel und klebten sie an die Pinwand. © Anke Klapsing-Reich

Am Ende blickte Sabine Fischer auf einen Packen von Klebezetteln und Ideen: „Viele Dinge sind uns bereits bekannt, aber einiges kristallisiert sich doch klarer heraus: zum Beispiel der Wunsch, die Vielfalt in unserer Stadt zu erhalten, mehr Gastronomie am Wasser und teilweise bessere ÖPNV-Verbindungen zu schaffen.“ Interessant waren auch die Überlegungen, die die Dorstener auf die visionäre Fragestellung: „2029 wird Dorsten als lebenswerteste Mittelstadt in Deutschland gekürt. Was ist passiert?“ auf ihre Zettel notierten: „Einer schrieb, dass der Bahnhof das schönste Brauhaus inklusive Außengastronomie vorweisen könne“, schmunzelt Sabine Fischer. Doch die meisten Punkte vergaben die Beteiligten an die Antwort: „Der Stadtmarketing-Prozess war erfolgreich!“

Zwei Treffen folgen

Die nächste Etappe auf diesem Weg ist eingepflockt: Sabine Fischer wird nun mit den sechs Leuten, die sich zur Mitarbeit in einem kleinen Arbeitskreis bereit erklärt haben, alles auswerten, besprechen und die Ergebnisse zu den kommenden Treffen mitnehmen. Die nächste offene Auftaktveranstaltung folgt am 29. April in der Innenstadt (Gemeindezentrum St. Agatha, An der Vehme) und die dritte am 16. Mai in Lembeck (Dorfcafe, Bodelschwinghweg), jeweils um 17 Uhr.