
© Stefan Diebäcker
SPD will Straße in Dorsten nach Alt-Bundespräsident benennen lassen
Straßenname
Konrad Adenauer, Willy Brandt - es gibt wenige herausragende Politiker, nach denen in Dorsten ein Platz oder eine Straße benannt sind. Jetzt könnte bald ein weiterer Name hinzukommen.
Tausende Autos fahren jeden Tag über den Willy-Brandt-Ring. Und über den Konrad-Adenauer-Platz laufen jeden Tag viele Menschen, wenn sie zum Beispiel auf dem Weg zum Atlantis sind. Es sind die einzigen Verkehrsverbindungen in Dorsten, die an ehemalige Bundeskanzler erinnern.
20 Jahre Ministerpräsident, fünf Jahre Bundespräsident
Doch schon bald könnte ein weiterer Name hinzukommen, und der war nicht nur 20 Jahre NRW-Ministerpräsident, sondern auch von 1999 bis 2004 Bundespräsident: Johannes Rau. Die SPD hat beantragt, die Hauptzufahrt zum ehemaligen Schacht Wulfen, der mittlerweile Industriepark Große Heide heißt, nach dem großen Sozialdemokraten zu benennen. Rau, vor 15 Jahren gestorben, war zeit seines Lebens mehrfach in Dorsten, unter anderem bei der Eröffnung des Jüdischen Museums.

Die Zufahrtsstraße zum neuen Industriegebiet Große Heide könnte eines Tages nach Johannes Rau benannt werden, findet die SPD. © Guido Bludau
„Johannes Rau hat sich stets für die Belange der Beschäftigten im Bergbau und zuletzt – in der schwierigen Phase des Strukturwandels - für ein sozialverträgliches Auslaufen des Bergbaus eingesetzt“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Friedhelm Fragemann. Mit diesem Argument war seine Partei vor elf Jahren allerdings schon einmal gescheitert, als die politische Mehrheit sich für die Fürst-Leopold-Allee auf dem ehemaligen Hervester Zechengelände aussprach.
Vor elf Jahren scheiterte der SPD-Vorschlag
Der erneute Anlauf für eine Johannes-Rau-Straße kommt wenige Wochen, nachdem im neuen Industriegebiet die erste Ansiedlung unter Dach und Fach gebracht wurde. Der Jeans-Weltmarktführer Levi‘s baut nahe der B 58 ein Verteilzentrum für Europa.
Die CDU-Fraktion hatte vor vier Jahren und kurz vor der damaligen Bundestagswahl einen Vorstoß unternommen, den Marktplatz in der Altstadt in „Helmut-Kohl-Platz“ umzubenennen. Über 70 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage der Dorstener Zeitung waren dagegen, die Innenstadt-Kaufleute protestierten heftig. Und selbst der eigene Ortsverband Altstadt/Feldmark konnte sich nicht mit der Idee anfreunden. Da zogen die Christdemokraten den Antrag lieber wieder zurück.
Keinen Widerspruch gab es in Dorsten indes nach dem Zweiten Weltkrieg, als es galt, nach Adolf Hitler benannten Plätzen neue Namen zu geben. Sie heißen heute Antoniusplatz (Holsterhausen), Brunnenplatz (Hervest) und Essener Tor (Altstadt).
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
