
© Berthold Fehmer
Seelische Gesundheit: Abstand sollte nicht zur inneren Haltung werden
Aktionstag
Für die seelische Gesundheit ist die Corona-Pandemie eine echte Herausforderung. „Abstand ist hoffentlich nicht zu einer inneren Haltung geworden“, sagte Katharina Bauer beim Aktionstag.
Der Welttag der Psychischen Gesundheit am 10. Oktober war Anlass für die Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Dorsten (PSAG), vom 10. bis 17. Oktober zu den „Tagen der seelischen Gesundheit“ in den Bürgerpark Maria Lindenhof einzuladen. Die PSAG ist ein Zusammenschluss Dorstener Träger und Institutionen, die sich für seelische Gesundheit und für psychisch erkrankte oder belastete Menschen einsetzen.
Katharina Bauer von der Mobilen Jugendhilfe der Stadt beobachtet bei einigen Jugendlichen derzeit Antriebslosigkeit oder das Verweigern der Mitarbeit in der Schule. Die Motivation aufrecht zu halten, sei auch für sie selbst während der Zeit schwer gewesen, gibt Bauer zu, die mit Antje Leisten am Sonntag zum Start der „Tage der seelischen Gesundheit“ im Bürgerpark an der Station „Wunschwiese“ stand.
„Schalke soll aufsteigen“
Was eine Wunschwiese ist? Das fragten sich die meisten Besucherinnen und Besucher, die vorbeikamen. „Sie können einen Wunsch aufschreiben“, so Leisten. Der Zettel wurde dann an eine Papp-Blume geklebt und diese in der Wunschwiese eingepflanzt. Lächeln musste Bauer ein bisschen über den jungen Mann, der gleich zu Beginn seinen sehnlichsten Wunsch offenbart hatte: „Schalke soll aufsteigen.“

"Corona soll zu Ende sein", wünschte sich ein Mädchen und sprach damit an der Wunschwiese wohl vielen aus der Seele. © Berthold Fehmer
Manchen fiel es schwer, einen Wunsch zu äußern. Ein Junge rang sichtlich mit sich. „Mach dir keinen Stress!“, empfahl im Bauer. „Corona soll zu Ende sein!“, wünschte sich ein Mädchen. „Dass wir alle mehr lächeln“, schrieb eine Dame auf. Die Wünsche sollen dabei helfen, zu erkennen, was einem wichtig ist, waren sich Leisten und Bauer einig. Das helfe auch, zu sich selbst zu finden. Viel zu sehr würden sich die meisten darauf konzentrieren, was im Leben nicht so gut laufe, so Bauer.
Elf Stationen bleiben die ganze Woche
Einfach drauflos malen konnten die Besucher an einer weiteren Station. Yoga unter Anleitung ausprobieren war im Amphitheater möglich. Wunschwiese, Malen und Yoga - diese drei Stationen gab es nur am Sonntag. Die ganze Woche über können Besucher des Bürgerparks aber elf weitere Stationen entdecken.
Darunter den Schnelltest „Wie gestresst bin ich?“ Wer 20 Sätze wie „Am Ende eines typischen Tages fühle ich mich wie erschlagen“ oder „Meine Augen brennen oft schon früh am Tag“ für sich mit Ja beantwortet, war wahrscheinlich über einen längeren Zeitraum einem hohen Stress ausgesetzt und gefährdet seine Gesundheit.
„Kopf hoch!“ ist keine leere Floskel
Dass Körper und Geist zusammenspielen, wird an einer Station deutlich, die Übungen empfiehlt. „Kopf hoch!“ ist etwa keine leere Floskel, sondern kann wirklich helfen. Wer den Kopf ständig gesenkt hält, kann schlechter atmen und ist eingeschränkt in seiner sinnlichen Wahrnehmung. „Die Durchhänger-Position“ meldet über Nerven im Bereich der Halswirbelsäule dem Gehirn ein Stimmungstief.
Ursula Eickenscheidt von der Dorstener Arbeit war mit dem Verlauf des Aktionstags zufrieden, auch damit, dass viele Familien gekommen waren. Der Bürgerpark werden sehr gut genutzt und manche hätten einen Abstecher vom Herbstfest unternommen.
Stichwort Herbstfest: Wäre es vielleicht günstiger gewesen, den Aktionstag räumlich näher ans Herbstfest anzudocken, um mehr Publikum anzulocken? Antje Leisten glaubte, dass dann zu viele Reize gewirkt hätten: „Hier geht es eher darum, zu sich zu kommen und bei sich zu sein.“
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
